Eine Mähne hat er nicht, dennoch scheint Dean Schneider (27) mit seinem platinhellen Kurzhaar imposant wie ein Löwe. Der muskulöse Körper ist leicht angespannt – als ob er jederzeit zum Sprung ansetzen würde. Der Zürcher ist ein Instagram-Star, inzwischen schauen über acht Millionen Fans zu, wenn er auf seiner Farm in Südafrika mit Löwen kuschelt. Damit hat er inzwischen sogar Tennis-As Roger Federer (38) überholt: «So berühmt wie er bin deswegen noch lange nicht. Ihn kennt jeder auf der Welt, mich nicht.» Schneider lacht und lässt seine perfekten Zähne blitzen.
Ausnahmsweise wacht der Tierflüsterer derzeit nicht neben seinem Kapuzineräffchen Jayjay auf. Nach dem Lockdown ist er zum ersten Mal seit sechs Monaten in seiner alten Heimat zu Besuch. Vor drei Jahren liess der Finanzunternehmer das Leben in Zürich hinter sich und kaufte sich für rund eine Million Franken ein 360-Hektar-Grundstück mit Flüssen, einem Teich und drei Bergen. Die Hakuna Mipaka Oasis dient als Reservat für Hunderte von Wildtieren wie Löwen, Geparden, Affen und Zebras.
Welche der vielen Tiere er am meisten vermisst, kann er nicht sagen: «Das ist, als ob man einen Vater nach seinen Kindern fragte. Ich liebe alle auf ihre Weise.» Den Löwen fühlt er sich besonders nahe, aber ohne Kratzer geht es nicht, wenn sich Schneider ins Rudel stürzt: «Die Löwen nehmen mich nicht als Menschen, sondern als einen von ihnen wahr.» Dabei ist er nicht mal der Chef: «Das ist momentan Dexter, weil er das erste und grösste Männchen ist. Die Rangordnung kann sich aber ändern, wenn die anderen wachsen und dominanter werden.»
Keine Angst vor der «Familie»
Selber habe er mit seinen 90 Kilogramm Körpergewicht aber keine Chance mit einem 200 Kilogramm schweren Löwen mitzuhalten. Angst hat er dennoch keine, auch nachdem tragischen Vorfall im Zürcher Zoo, bei dem eine Pflegerin von einem Tiger tödlich verletzt wurde. «Natürlich ist das sehr schlimm, aber das lässt sich nicht vergleichen mit meiner Situation.» Das Löwenrudel sei wie eine Familie für ihn, sie leben bei ihm, seit sie Jungtiere sind, alle stammen aus Gefangenschaft: «Sie wussten nicht mal, wie man ein Zebra zerlegt, das habe ich ihnen mit einem Messer beigebracht.»
Auf seinen vielen Videos gibts auch Blut und nicht nur Kuschelszenen. Letztere sind vielen Tierschutzorganisationen ein Dorn im Auge, weil damit indirekt die Streichelfarm-Industrie gefördert würde. Dagegen wehrt sich Schneider: «Dagegen rufe ich immer wieder auf. Ich vermenschliche die Löwen auch nicht oder dressiere sie, sondern passe mich ihnen an. Mit meiner Popularität will ich mich für das Wohl der Tiere starkmachen.»