Ein Zürcher sorgt in St. Moritz GR für Aufsehen: der neue Gemeindepräsident Christian Jott Jenny (40). Kaum ist der gelernte Opernsänger im Amt, steigt ab heute im Engadiner Nobelort die grösste Party aller Zeiten: ein dreitägiger Megapolterabend des indischen Milliardärssohns Akash Ambani (28) und seiner Verlobten Shloka Mehta (28) – der nicht allen im Ort gefällt.
SonntagsBlick: Das 100-Millionen-Franken-Spektakel sorgte schon im Vorfeld für Schlagzeilen. Einige Anwohner fühlen sich vom grossen Partyzelt gestört. Wie gehen Sie mit der Kritik um?
Christian Jott Jenny: Natürlich habe ich Verständnis. Kritik ist wichtig und ernst zu nehmen. Aber – und ich will die Einwände damit nicht abwerten – kritische Stimmen gibt es auch für «kleinere» Sachen, sie gehören zum Gemeindeleben dazu. Und: Wir sind hier in St. Moritz und nicht in einem abgeschiedenen Seitental, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Wer hier wohnt oder eine Ferienwohnung hat, muss gerade während der Hochsaison in Kauf nehmen, dass etwas läuft. Schliesslich leben wir alle genau davon! Unsere Hoteliers, die Tourismusorganisation und die Gemeinde sind seit Monaten mit den Organisatoren dieses indischen Polterabends in Kontakt. Und ich nun auch – und das macht Spass! Intern nennen sie mich bereits Christian Rajiv Jenny ...
Sie scheinen als Entertainer in Ihrem Element zu sein. Wird es in Zukunft also mehr solcher extravaganten Feiern geben?
Sagen wir es so: St. Moritz hat schon immer extravagante Feste gefeiert, und das tut und soll es auch heute noch – das liegt in unserer DNA. Wir hatten auch schon mal einen Elefanten vor dem Badrutt's Palace. Aber ich bin kein Party-Promoter und auch nicht Tourismusdirektor. Ich bin in erster Linie für die Bevölkerung da, und diese sieht solche Feste im besten Fall aus der Arbeiterperspektive.
Kritiker sagen, eine Megaparty dieser Art, sei ein Versuch, St. Moritz wieder aus der Bedeutungslosigkeit zu heben. Haben sie recht?
Nein, ich glaube St. Moritz ist alles ausser bedeutungslos. Dieser Ort lässt niemanden kalt – egal, ob sie ihn mögen oder nicht. Vor wenigen Tagen waren wir in der «New York Times», in der «Vogue». Im Ausland ist St. Moritz wesentlich bekannter als Zürich, Bern und Genf zusammen. St. Moritz ist ein Schweizer Exportklassiker wie Roger Federer oder Sprüngli-Truffes. Solche Feste finden statt, weil es hier einfach unfassbar schön ist und Menschen diesen Ort lieben. Das indische Hochzeitspaar verbringt übrigens seit Jahren Ferien bei uns, nun haben sie ihre Freunde aus der ganzen Welt hierhergeholt, darunter sind selbstverständlich nicht nur Inder.
Werden Sie heute Abend selber am exklusiven Polterabend teilnehmen?
Das entscheide ich spontan. Es handelt sich um eine private Veranstaltung unter Freunden – ich werde in jedem Fall die offiziellen Glückwünsche der Gemeinde mitsamt einer Engadiner Nusstorte, gülden verpackt, überbringen.
Welchen persönlichen Bezug haben Sie zu Indien – waren Sie schon dort?
Nein, leider noch nie. Aber ich werde bestimmt ab kommender Woche neue Freunde haben und diese besuchen wollen ...
Werden Sie als Sänger dem Brautpaar noch ein Ständchen singen – etwa «One Night in New Delhi»?
Mir liegt «Kalkutta liegt am Ganges» von Vico Torriani etwas mehr (lacht). Aber ich glaube, die feiern bestens ohne mein Zutun ... Aber man weiss nie – vielleicht überkommts mich doch noch!