Normalerweise dreht er Actionfilme, am Digitaltag zeigt der in Los Angeles (USA) lebende Schweizer Regisseur Claudio Fäh (44) eine andere Seite von Virtual Reality. Der zwölfminütige Dok-Film «Child of the Earth», den er zusammen mit der Zürcher Firma C-Films produzierte, ist ein berührendes Werk über einen todkranken Teenager, der dank modernster Technik eine virtuelle Reise ins All machen kann.
Auf die Idee ist Fäh dank seiner Frau Martina Meier (45) gekommen. Die Palliativärztin betreut mit einem Team todkranke Menschen in ihrer letzten Lebensphase. Als die Organisation, für die Fähs Frau arbeitet, VR-Brillen geschenkt bekommt, macht sich der Regisseur auf die Suche nach dem passenden Inhalt. «Virtual Reality kommt aus der Game- und Actionszene, man kann damit aber in jede mögliche Welt eintauchen.»
Nasa macht es möglich
Fäh wollte den Sterbenden eine besondere Reise ermöglichen, eine ins All. Also kontaktierte er seinen Kollegen Ben Grossmann (42), der Oscarpreisträger hatte für den 3-D-Film «Hugo» in Zusammenarbeit mit der Nasa eine Virtual Reality Experience kreiert, die eine Reise zur internationalen Weltraumstation ISS simuliert. Grossmann war sofort begeistert, die Qualität der gespendeten VR-Google Cardboards (aus Karton) genügte ihm aber nicht. «Er sagte sofort zu, eine richtige Konsole von bester Qualität zu bauen, auf eigene Kosten», so Fäh.
Der Erste, der die Konsole ausprobieren konnte, war der 17-jährige Kevin, der an der Erbkrankheit Cystische Fibrose leidet. «Das ist unheilbar. Meine Frau und ihr Team stehen den Betroffenen nicht nur medizinisch zur Seite. Dort, wo man nicht mehr heilen kann, ist die emotionale und spirituelle Unterstützung wichtig.» Für den 17-Jährigen, der wegen seiner Krankheit sein Zimmer nie verlassen kann und nur schwer Luft bekommt, ist das Erlebnis unglaublich berührend.
Heilen kann man nicht, aber helfen
«Heilen kann Virtual Reality nicht, aber es gibt Patienten wie Kevin etwas, worauf sie sich freuen können, einen Grund am Morgen aufzustehen.» Um zu vermitteln, was der todkranke Teenager erlebt, hat Fäh den Dokumentarfilm gedreht. «Ein Film vermittelt viel mehr, als alles, was ich darüber erzählen kann.» Kevin konnte auf seiner Reise zumindest für eine Weile alles vergessen: «Wenn ich da oben bin, vergesse ich alles, meine Sorgen, dass ich krank bin. Ich schwebe.»
Inzwischen ist Kevin verstorben, das Projekt aber lebt weiter. Am Podium im Hauptbahnhof steht Fäh zusammen mit seiner Frau und dem Chefarzt des Kinder-Rehabilitationszentrums Affoltern am Albis ZH, Andreas Meyer-Heim, auf der Bühne. Auch für die kleinen Patienten in der Reha wird Virtual Reality eingesetzt. Die virtuelle Reise ins All sei aber nicht nur für Schwerkranke ein Geschenk: «Dieser Blick aus dem All auf die Erde zeigt, wie klein und zerbrechlich wir sind. Für uns Menschen gibt es nichts Wichtigeres, als füreinander da zu sein und sich gegenseitig zu helfen.»
Das Podium mit Claudio Fäh findet am Dienstag, 3. September, am Digitaltag im Zürcher Hauptbahnhof, von 16.13 bis 16.39 Uhr statt.
Am Dienstag findet zum dritten Mal der Digitaltag statt – mit 300 kostenlosen Aktivitäten. Der Fokus der Talks, Bühnenshows und Ausstellungen ist Lifelong Learning, also lebenslanges Lernen. Der offizielle Startschuss zum Aktionstag kommt um 12.30 Uhr von Bundespräsident Ueli Maurer (68) auf dem Bahnhofplatz in Bern. Weitere Veranstaltungen gibt es an zwölf Standorten darunter Zürich, St. Gallen, Genf, Lugano TI und Biel BE. Genaue Uhrzeiten aller Veranstaltungen finden sich auf der Internetseite des Digitaltags: www.digitaltag.swiss.
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