Auch im Jahr 2019, das von Frauenstreik, zwei Jahren #MeToo und Kampf für Gleichberechtigung geprägt ist, bleibt eine Domäne fest in Männerhand: der Samichlaus. Wenn morgen am 6. Dezember wieder Tausende von Freiwilligen liebevoll verkleidet als Schmutzli und Samichlaus die Familien in ihren heimischen Stuben besuchen, dürfen Frauen nur im Hintergrund mitwirken.
Allen voran bei der Zürcher St. Nikolausgesellschaft, die seit letztem Jahr mit Karin Diefenbacher (55) zum ersten Mal eine Frau zum Präsidenten hat. Diese besteht darauf, dass Frauen bei den Chlausbesuchen höchstens als «Eseli», also als Chauffeurin der Männer, dabei sein dürfen. «Der Samichlaus ist und bleibt männlich, basta», sagt die Chefin der Zürcher Chläuse im Interview mit SRF. Sie würden sich da an der historischen Figur des Bischofs von Myra orientieren. «Heute wird an allem gerüttelt, und alles muss modern sein. Der Samichlaus ist eine Tradition, und auch wenn das für viele nicht mehr zeitgemäss ist: Für uns ist das gut so.»
Auch gegenüber BLICK bestätigt Diefenbacher diese Aussagen. Zieht sie aber gleich wieder zurück, als sie merkt, wie aktuell und heikel die Genderdebatte bei der Chlausfrage ist.
«Absolut daneben»
Denn: Frauen auf diese Weise auszuschliessen, sei «absolut daneben», ärgert sich Ronja Jansen (24), Präsidentin der Juso Schweiz. «In der heutigen Zeit sollte es keine Rollen mehr geben, die nur Männern vorbehalten sind. Samichlaus und Schmutzli müssen auch für Frauen offenstehen.» Sie stosse sich vor allem an der Devise, dass Frauen nur das Eseli sein dürften oder für das Schminken und Bekochen der Chläuse verantwortlich seien, sagt Jansen. «Dieser Samichlausverein ist offenbar im vorletzten Jahrhundert stecken geblieben. Wir müssen Kindern zeigen, dass Frauen in der heutigen Zeit alle Rollen einnehmen können – eben auch die des Samichlaus und Schmutzli. Wir müssen Traditionen so verändern, dass sie nicht mehr sexistisch sind.»
Ganz anders sieht das SVP-Nationalrat Hans Fehr (72), der Samichlaus sei schliesslich eine «jahrhundertelang gewachsene Symbolfigur». «Wenn ich so einen lebensfremden ‹Chabis› höre, weiss ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll», sagt Fehr zu BLICK. «Kinder haben mit so vielen weiblichen Bezugspersonen zu tun, wie Müttern, Kindergärtnerinnen, Lehrerinnen. Da tut es ihnen doch gut und ist es doch sinnvoll, dass sie auch Männerfiguren haben, zu denen sie aufschauen können. Jesus war ja auch ein Mann», sagt Fehr und appelliert: «Lasst den Männern den Samichlaus!»
Zürcher Stadträtin durfte als Schmutzli mit
Wie BLICK weiss, machte die Zürcher St. Nikolausgesellschaft in ihrer Geschichte übrigens nur eine einzige Ausnahme, was die Frauenfrage anbelangt: als die ehemalige Zürcher Stadträtin Esther Maurer (62) vor einigen Jahren als Schmutzli mitgehen konnte. Ein Kind habe nach dem Besuch gesagt: «Gäll, der Schmutzli war eine Frau?» Dies sei eine grosse Enttäuschung gewesen, klagt Ex-Präsident Dölf Hitz (77) im Interview mit dem «Migros-Magazin». Besonders brisant: Dieses Erlebnis habe laut Insidern Frauenkritiker im Verein bestärkt und umso mehr dazu geführt, dass man das weibliche Geschlecht im Zürcher Traditionsverein bei Kinderbesuchen nur im Hintergrund sehen wolle.
Bei den 44 Samichläusen und 54 Schmutzlis der Zürcher Chläuse haben also alle das Y-Chromosom. Dass es aber auch anders geht, zeigt der Blick in den Kanton Aargau: Bei den Samichlausvereinen in Wohlen, Rohrdorf und Wettingen sind weibliche Schmutzlis seit Jahren eine Selbstverständlichkeit. Unter ihnen sind mittlerweile genauso viele Mädchen und Frauen wie Männer und Knaben.
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