SRF hat sein Angebot an TV-Shows in den letzten Jahren massiv abgebaut. Vor allem Künstlerinnen und Künstler aus dem Rock/Pop-Bereich finden kaum noch Auftrittsmöglichkeiten. Mit Wehmut erinnert man sich daran, wie einst nicht weniger als fünf Superstars Beni Thurnheer (71) den Abschied von «Benissimo» versüssten; Robbie Williams (47), Amy Macdonald (33), Pink (41), Joe Cocker (1944–2014) und Kylie Minogue (52).
Vor allem für Schweizer Interpreten fehlen heute Plattformen bei SRF. Corona hat die Situation zusätzlich verschärft. Nun wendet sich der bekannte Kulturmanager Adrian Steiner (53), Gründer und Direktor von «Das Zelt», mit deutlichen Worten an den Gebührensender: «Die Schweizer Populärkultur jammert nicht und bettelt auch nicht um Geld, sie braucht aber mehr Auftrittsmöglichkeiten bei SRF.»
Plattformen für volkstümliche Künstler
Der ehemalige Artist (Equilibrist) und Rechtsanwalt mit Doktortitel führt das grösste Tournee-Theater der Schweiz. Für ihn steht fest: «Das gebührenfinanzierte SRF diskriminiert Populärkultur und programmiert am Volk vorbei.» Selbst die Samstagabendshow «Viva Volksmusik» sei dem Streichkonzert zum Opfer gefallen, geblieben seien praktisch nur Formate wie «Donnschtig-» und «Samschtig-Jass».
Reto Peritz, Abteilungsleiter Jugend, Familie, Unterhaltung (a.i.), hält entgegen, dass «Viva Volksmusik» zugunsten eines digitalen Volksmusik-Kanals gewichen sei – und zählt eine ganze Reihe von Sendungen auf, die Schweizer Künstlerinnen und Künstlern Auftrittsmöglichkeiten bieten; von «Hello Again» über «Happy Day» bis «SRF bi de Lüt – Live». «Weitere Auftritte von Schweizer Musikerinnen und Musikern gibt es im Rahmen der ‹Sports Awards›, der ‹Helene Fischer Show›, des ‹ESC› und der ‹Silverstershow mit Jörg Pilawa›. Und die geplante Sendung «Stadt Land Talent» im Herbst biete explizit Schweizer Musikern ein Sprungbrett.
Künstler wollen ins klassische TV
Laut Steiner sieht das nach viel aus, aber der Programmabbau in der Populärkultur fühle sich dramatisch an. «Zudem wollen Kulturschaffende im klassischen Fernsehen auftreten und nicht auf digitale Kanäle abgeschoben werden.» Der Unterhaltungsauftrag von SRF sei gleichrangig mit jenem von Bildung, Meinungsbildung und kultureller Entfaltung. «Vor allem hätte man mit neuen Formaten auf die Pandemie reagieren müssen», sagt Steiner. Das Projekt «Zäme stah», in dem SRF 15-minütige Mini-Konzerte zeigte, sei zu wenig.
Adrian Steiner von «Das Zelt» hofft, mit seinen Forderungen einen Anstoss geben zu können. Er ist überzeugt, dass Schweizer Künstlerinnen und Künstler nach zwölf Monaten Pandemie alternative Bühnen zum Überleben brauchen. «Hier kann SRF deutlich mehr tun.»