Er finde es - gelinde gesagt - «schon sehr seltsam», dass sogar Immunologen öffentlich erklärten, Corona sei für gesunde Menschen unter 45 Jahren nicht gefährlich, erklärte Lüscher, der zu den bedeutendsten Schweizer Schriftstellern der Gegenwart gehört. Infiziert habe er sich wohl, als er Mitte März bei den Kommunalwahlen in München, wo er wohnt, beim Auszählen der Stimmen geholfen habe.
Insgesamt habe die Bewältigung des schweren Verlaufs der Infektion bei ihm zwölf Wochen in Anspruch genommen. Neben den sieben Wochen im künstlichen Koma habe er noch zusätzlich zwei Wochen auf der Intensivstation und drei Wochen in der Reha verbracht. Kognitive Schäden habe er aber zum Glück keine davongetragen.
Die Epidemiologie sei zwar tatsächlich zum grossen Teil ein statistisches Fach. Es bleibe jedoch die Frage, was man mit den ganzen Zahlen mache, denn diese allein würden nichts aussagen. Man müsse daraus notgedrungen ein Narrativ entwickeln. «Wir brauchen also Erzählungen mit Erklärungsqualität und Welthaltigkeit.»
Lüscher nennt im Interview den deutschen Virologen Christian Drosten als ein gutes Beispiel für einen kompetenten Wissenschaftserzähler. Auf der anderen Seite stehe «die dümmste aller Corona-Erzählungen, die plumpe Verleugnung unter Heranziehung von Verschwörungstheorien».
(SDA)