Als das Coronavirus die Welt zu überrollen begann, riefen Fachleute und Regierungen dazu auf, die Hände zu waschen, Kontakte zu beschränken und Abstand zu halten. Während frühere Studien vor allem darauf fokussierten, wie sich Gesundheitsbotschaften inhaltlich am wirksamsten gestalten lassen, wählte ein Lausanner Forschertrio nun einen anderen Ansatz: Wer soll die Botschaft verbreiten, damit Menschen diese in ihrem Umfeld weitererzählen?
«Berühmtheiten sind definitiv die am wenigsten optimale Wahl, um die breite Bevölkerung zu erreichen und zu motivieren», sagte der Psychologe Ahmad Abu-Akel von der Uni Lausanne im Gespräch mit Keystone-SDA.
Gemeinsam mit den EPFL-Computerwissenschaftlern Andreas Spitz und Robert West rekrutierte der Psychologe im März 2020 über Facebook insgesamt 12'194 Personen aus der Schweiz, den USA, Brasilien, Südkorea, Italien und Spanien. Die Teilnehmenden füllten einen Fragebogen aus, in dem sie unter anderem angaben, ob sie einen Aufruf zum Abstandhalten teilen würden.
Dieser werde angeblich entweder von Anthony Fauci, Tom Hanks, Kim Kardashian oder einem prominenten Regierungsvertreter aus dem Land des Befragten unterstützt. Für die Schweiz war dies Simonetta Sommaruga, für die USA Donald Trump.
Resultat: Über alle Länder hinweg war Anthony Fauci der Gewinner, wie die Forscher im Fachmagazin «Plos One» berichten. Simonetta Sommaruga schnitt allerdings ähnlich gut ab wie der US-Immunologe. Die Promis hingegen fanden sich generell abgeschlagen auf den hinteren Plätzen. Anders in den USA: Hier rangierte Donald Trump auf dem zweitletzten Platz, knapp vor Kim Kardashian.
Ob die Befragten die Botschaft weiterverbreiteten, kontrollierte das Team nicht. Doch es gebe Hinweise darauf, dass beabsichtigtes Verhalten während der Covid-19-Pandemie das tatsächliche Verhalten widerspiegle, schreiben die Forschenden in der Studie.
Die älteren Befragten und diejenigen mit positiven Gefühlen gegenüber dem Befürworter zeigten sich demnach eher dazu bereit, die Botschaft zu streuen. Allerdings schwand die Motivation, wenn die Teilnehmenden zufrieden mit der Regierung waren, etwa die Schweizerinnen und Schweizer. «Die Menschen nahmen dadurch wohl ihre eigene Verantwortung zu wenig wahr», sagte Abu-Akel.
Die Forscher sind überzeugt, dass sich ihre Ergebnisse beispielsweise auch auf Impfkampagnen übertragen lassen - und Berühmtheiten sich nicht eigenen, um die Botschaft des Impfens in der Bevölkerung breit zu streuen. «Die Prominenten müssten sehr gezielt in den sozialen Medien für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe ausgewählt werden», sagte der Computerwissenschaftler Spitz. «Obwohl dies technisch möglich ist, ist es aber aus Datenschutzgründen bedenklich.»
Um so viele Menschen wie möglich anzusprechen, schlagen die Forscher deshalb vor, dass sich Regierungen darauf fokussieren sollen, vertrauenswürdige und beliebte Experten zu identifizieren und diesen eine Plattform zu bieten.
https://doi.org/10.1371/journal.pone.0245100
(SDA)
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