Comedy-Legende Jerry Lewis über seine schönsten Erinnerung
«Ich habe Marilyn Monroe nackt gesehen»

Er kann nicht mehr so gut laufen, auch kaum mehr hören und sehen. Aber er kann noch schauspielern! Hollywood-Veteran Jerry Lewis (90) hat seinen vielleicht letzten Film gedreht.
Publiziert: 08.01.2017 um 22:11 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 03:14 Uhr
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Sexsymbol Marilyn Monroe im Jahr 1953.
Foto: Michael Ochs Archives
Interview: Dierk Sindermann

Er ist der Inbegriff des Lachens, eine Legende: Jerry Lewis (90). Der Hollywood-Veteran hat einen weiteren Film gedreht, seinen vielleicht letzten. Und der ist für einmal keine Komödie! Lewis spielt den Witwer Max Rose, der seine Frau schrecklich vermisst – bis er in ihrem Nachlass einen Brief findet, der enthüllt, dass sie jahrelang einen Liebhaber hatte. Rose begibt sich auf die Suche nach dem Nebenbuhler.

BLICK: Warum treibt der King of Comedy seinen Fans plötzlich Tränen in die Augen?
Jerry Lewis: Weil es ein wunderschöner Film ist, in dem zur Abwechslung mal keine Panzerabwehrwaffen von links und keine 38 Revolver von rechts ins Bild kommen. Hollywood muss lernen, dass wir Qualität liefern müssen. Wir können im Kino nicht weiter sinnlos Menschen erstechen und ihnen die Köpfe abreissen.

Vielleicht hilft es, wenn eine Filmlegende wie Sie das anprangert.
Leider nein. Es gibt nicht genug Leute im Business, die so denken wie ich. Daher wird sich leider nichts ändern ... Wieso schauen Sie so komisch?

Irgendwie ist es fast surreal, Sie vor mir sitzen zu sehen ...
Warum? Soll ich aufstehen?

Ich meine, dass Sie noch immer so fit sind, dass Sie Filme drehen.
Ich bin wirklich froh, noch hier sein zu dürfen. Und wenn ich dafür ein paar körperliche Einschränkungen in Kauf nehmen muss, ist das okay. Allerdings hat mich meine Tochter neulich gefragt, wie es denn so zu prähistorischen Zeiten war (lacht).

Was tun Sie, um mental fit zu bleiben?
Ich habe einen festen Ablauf, damit ich nicht roste. Ich stehe jeden Morgen um 4.15 Uhr auf und setze mich drei bis vier Stunden an den Computer. Nichts kann mich daran hindern. Ich schreibe gerade ein Drehbuch für einen anderen Komiker. Dann unterrichte ich zwei- bis dreimal die Woche Schauspielschüler in Las Vegas. Das macht mir viel Freude, weil ich merke, mit wie viel Elan die jungen Leute bei der Sache sind.

Was machen Sie sonst noch gerne?
Ich verbringe viel Zeit mit der Familie. Und ich reise. Nächste Woche gehts nach Hawaii.

Sie hatten eine unglaubliche Karriere in Hollywood.
Woher wissen Sie das?

Was ist Ihre schönste Erinnerung?
Marilyn Monroe nackt zu sehen.

Noch andere Sachen?
Sie mögen die Antwort nicht? Da gibt es noch viele andere Momente. Haben Sie sieben Stunden Zeit?

Schaffen Sie es auch in sieben Minuten?
Okay. Kurz gefasst denke ich, dass meine Zusammenarbeit mit Dean Martin das Beste war. Wir haben unheimlich gern miteinander vor der Kamera gestanden. Ich weiss noch, wie es begonnen hat. Es war 1945, der Krieg war vorbei. Die Welt wollte lachen, und Dean und ich ermöglichten das den Menschen. Dean und ich hatten eine Beziehung wie wahre Liebe.

Obwohl Sie später zerstritten waren?
Es stimmt, dass wir zwanzig Jahre nicht miteinander gesprochen haben. Ehrlich gesagt, ich könnte nicht mal mehr genau sagen, warum. Wir hatten unterschiedliche Ideen, was wir gemeinsam noch erreichen wollten. Also haben wir beschlossen, solo weiterzumachen.

Wer war eigentlich Ihr Vorbild?
Charlie Chaplin. Ein Bekannter hat mich ihm auf einer Party vorgestellt. Meine Hand hat gezittert, als ich ihn begrüsste. Ich habe dann die zwei besten Stunden meines Lebens verbracht. Er hat mich in sein Haus in der Schweiz eingeladen. Ich war zwei Wochen dort und habe wahnsinnig viel gelernt. Was mich am meisten erstaunte, war, dass sein Heim aussah wie meines. Wir hatten denselben Geschmack.

Sie haben als Weltstar viele Persönlichkeiten getroffen. Wer hat Ihnen am meisten imponiert?
Eindeutig John F. Kennedy. Der Präsident und ich waren gute Freunde. Wir mochten und respektierten einander sehr.

Was machen Sie, wenn Sie mal traurig sind?
Ich gehe auf den Friedhof und danke Gott, dass ich noch auf dem Boden stehe (lacht). Ich geniesse jeden Tag in vollsten Zügen. Und freue mich dann auf die nächsten 24 Stunden, die mir der Herrgott schenkt.

Gibt es etwas, was Sie bereuen?
Ich denke nicht über Reue nach. Ich bedaure Dinge, die passiert sind, und hake sie dann ab. Es gibt nur einen einzigen Grund, warum ich über negative Ereignisse nachdenken würde: Um sicherzugehen, dass sie sich nicht wiederholen.

Sie sind seit bald vier Jahrzehnten mit Ihrer zweiten Frau SanDee verheiratet. Was ist das Geheimnis Ihres Eheerfolgs?
Dass ich aus meiner ersten Ehe gelernt habe. SanDee ist seit 38 Jahren die beste Zuhörerin und der loyalste Fan. Sie hat Comedy schon immer geliebt, das hat uns zusammengebracht. Ich kann kaum beschreiben, wie sehr ich diese Frau liebe. Ich habe sie schon vier Mal angerufen heute, obwohl es erst 13 Uhr ist. Wenn ich sie nicht sehe, schmerzt mein Herz. Ohne sie fehlt mir hier drin etwas (berührt sein Herz).

Sie klingen wie ein verliebter Teenager.
Wer nicht so sehr liebt wie ich, kann es wohl nicht nachvollziehen. Liebe ist der Grund, warum ich jeden Morgen aus dem Bett steige. Ohne Liebe läuft nichts. Sie treibt einen an und macht einen zu einem besseren Menschen.

Wie soll sich die Welt an Sie erinnern?
Ich will Nettigkeiten über mich hören, solange ich noch hier bin. Was die Leute über mich sagen, wenn ich mal gegangen bin, interessiert mich nicht. Dann höre ich ja ohnehin nichts mehr.

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