Seit über 200 Jahren tingelt die Zirkusfamilie Knie durch Europa, seit 99 Jahren als Schweizer National-Circus. Zum 100-Jahr-Jubiläum des National-Circus präsentiert Artistenspross Rolf Knie (68) 2019 seine Familiengeschichte als Musical. Den ersten Gast an seiner Premiere am 12. März 2019 kennt er schon: «Alt Bundesrat Christoph Blocher (77) hat mich angerufen und zwei Plätze reserviert», freut sich der ehemalige Clown und heutige Kunstmaler und Musicalproduzent.
Angefangen hat die Geschichte der Zirkus-Dynastie Knie mit einem veritablen Familienkrach. Friedrich Knie (1784–1850) schmiss 1803 das Medizinstudium hin und schloss sich einer Gauklertruppe an. Daraufhin schmiss ihn sein Vater, Leibarzt am Hof von Kaiserin Maria Theresia, aus dem Haus. Sie sahen sich erst Jahrzehnte später, kurz vor dem Tod von Knie junior, bei einem Auftritt seiner inzwischen erfolgreichen Artistentruppe am Kaiserhof. Damit fängt «Knie – das Circus Musical. Die Geschichte einer Dynastie» an.
«Alles ist wahr, nichts erfunden»
In die Schweiz kam die Familie Knie schon 1814. Warum, ist bis heute unklar. Artisten gingen in der Regel dorthin, wo Geld zu verdienen war – was in der Schweiz, damals das Armenhaus Europas, nicht einfach gewesen sein kann, wundert sich Kabarettist Peter Pfändler (57), der mit Rolf Knie zusammen die Texte für das Musical geschrieben hat. Trotzdem liess sich die Familie 1828 erstmals in Rapperswil SG nieder, gegen den erbitterten Widerstand der Behörden. Sie wollten fahrendes Volk nicht dulden.
Das Musical erzählt in vier Episoden von den Anfängen in Wien über die erste Ankunft in der Schweiz vor 180 Jahren und einem erzwungenen Auftritt 1943 beim Nazi-Diktator Adolf Hitler in Berlin bis in die 1970er-Jahre, der hohen Zeit der Pferdedressur unter der Leitung der fünften Knie-Generation Fredy senior (1920–2003), Vater des jetzigen Musicalproduzenten Rolf, und Bruder Rolf Knie (1921–1997).
«Alles ist wahr, wir haben nichts erfunden», versichert Mit-Autor Pfändler. «Mit der Knie-Saga erzählen wir auch die Geschichte der Schweiz von Napoleon bis zum Frauenstimmrecht», schwärmt er.
Florian Schneider spielt den Urvater und Nachfahren
Für das Knie-Musical kommt der Baselbieter Sänger Florian Schneider (59) zurück auf die grosse Bühne. Er spielt den Urvater und Hofarzt Friedrich Knie, den Rapperswiler Stadtrat, der die Knies im 19. Jahrhundert verjagen wollte, den deutschen Gesandten Otto Carl Köcher, der Fredy senior und Rolf Knie zum Auftritt vor Hitler in Berlin nötigte, und schliesslich Fredy senior, Vater von Musical-Initiant Rolf.
Für seine Rolle musste sich Schneider nicht speziell vorbereiten. Auf dem Seil tanzen oder jonglieren wie die anderen Darsteller muss er nicht. «Aber mit Pferden könnte ich umgehen, ich bin früher viel geritten», verrät er – Tiere kommen allerdings nicht auf die Bühne. Dafür Sänger, Tänzer und Artisten – und alle müssen von allem etwas können, sagt Rolf Knie.
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