Diese Bilder werden sie nie loslassen: Als Schweizer Botschafterin der Hilfsorganisation Handicap International hat Miss Schweiz 2006 Christa Rigozzi (32) vergangene Woche die Erdbebenopfer von Haiti besucht. «Ich bin total schockiert. Mein erster Eindruck: Das Erdbeben ist gerade erst gestern passiert. Alles scheint noch in Trümmern zu liegen», sagt die Tessinerin.
Dabei ist es sechs Jahre her, dass ein Erdbeben Haiti mit seiner Hauptstadt Port-au-Prince im Januar 2010 zerstörte. Mehr als 217'000 Menschen kamen dabei ums Leben, vier Millionen Einwohner der Karibikinsel wurden verletzt.
Doch bis heute ist das Elend allgegenwärtig, die Häuser sind Ruinen, in den Strassen türmt sich der Abfall. Die hygienischen Bedingungen sind eine Katastrophe, ein bestialischer Gestank von Moder und Verwesung liegt vielerorts in der Luft. «Man will helfen, aber weiss nicht wie. Wohin mit dem Abfall, wenn es keine Kehrichtverbrennungsanlagen mehr gibt?», fragt Rigozzi.
Für den Wiederaufbau fehlt das Geld. Kurz nach dem Erdbeben waren auf der Insel Cholera und Malaria ausgebrochen. Eine weitere humanitäre Katastrophe. So war ein Grossteil der Entwicklungshelfegelder rasch aufgebraucht. «Während wenige Politiker in protzigen Villen ein luxuriöses Leben führen, haust die Bevölkerung in Bretterbuden oder auf der Strasse. Viele haben nicht mal genug Geld, um ein bisschen Reis zu kaufen», so Rigozzi.
Die Moderatorin wurde auf ihrer Reise von Gatte Giovanni Marchese (37) begleitet, er hielt die Eindrücke für BLICK fotografisch fest. Beide stiessen beim Einsatz an Grenzen. «Ich habe geweint, geschluchzt und geschrien. Die Situation scheint hoffnungslos – trotzdem ist es so wichtig, diese Hoffnung nicht zu verlieren», sagt die frühere Schönheitskönigin.
Handicap International hilft vor allem bei der Rehabilitation sowie Reintegration der Bevölkerung und kümmert sich um den Schutz der Kinder. So besuchte Rigozzi auch ein Rehabilitationszentrum für Amputationspatienten und Schulen für die Waisenkinder. «Sie waren beeindruckt, dass in der Schweiz vier Sprachen gesprochen werden. Und haben gelacht, als ich sie auf Rumantsch begrüsst habe.»
Dass die Kleinsten ihr Lachen nicht ganz verloren haben, ist ein Trost. «Aber es bricht mir das Herz, sie wieder zu verlassen. Ich gehe in die Schweiz, und sie bleiben zurück in dieser elenden Situation», sagt Rigozzi nachdenklich.