Sie ist sichtlich aufgeregt vor ihrem ersten Flug mit dem Breitling-Jet im französischen Dijon. «Ich freue mich sehr auf den Adrenalin-Kick. Hoffentlich machen sie keine Loopings», sagt Ronja Furrer (27). Diese gibt es während der 30 Minuten in der Luft aber tatsächlich. Danach lacht das Topmodel. Sie fühle sich «mega», sagt die Botschafterin der Luxus-Uhrenmarke, die wie sie aus Solothurn stammt. «Nun könnte ich Bäume ausreissen.» Es war eine weitere Premiere in Furrers jungem Leben auf der Überholspur.
BLICK: Sie sind seit 13 Jahren als Model tätig. Wie hat sich die Branche verändert?
Ronja Furrer: Es ist schnelllebiger geworden, Social Media nimmt einen grossen Platz ein. Heute wird man an Castings nach der Anzahl Follower gefragt. Dies ist mit ein Grund, weshalb nun auch Influencer auf den Hochglanzmagazinen zu sehen sind. Ich sehe dies zwiespältig. Mein Job ist eher vergleichbar mit Spitzensport statt mit möglichst vielen hübschen Posts auf Instagram. Nicht umsonst sind viele Influencer nach kurzer Zeit wieder verschwunden.
Wie haben Sie sich verändert?
Ich war 16, als ich alleine von Solothurn nach New York zog. Ich hatte also nicht die Zeit, mit Kollegen in einem Club abzustürzen. Ich hatte keine normale Jugend, musste sehr schnell erwachsen werden, Entscheidungen fällen und mit der Einsamkeit umgehen. Dieses Alleinsein war anfangs sehr schmerzhaft. Umso wichtiger ist es für mich, Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Weil ich so früh wegging von zu Hause, ist bei mir diese Nestsehnsucht sehr stark. Ich war so jung in Städten, die ich nicht kannte, in irgendwelchen Hotels und traf auch nur Leute, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Und dann kam dazu, dass ich plötzlich viel Geld auf dem Konto hatte.
Was haben Sie mit dem ersten Geld gekauft?
Das erste Geld kam mit 14. Da warens Taschen und Markenkleider. Und dann ein sehr teures Pferd. Man weiss in meinem Job nie, ob man in den nächsten Tagen zehn oder 10'000 Franken verdient. Es gab die Phasen, als kein oder wenig Geld reinkam. Ich kenne die Zeiten sehr gut, wo ich noch hundert Franken hatte, die einfach reichen mussten bis zum nächsten Job. Eines Tages sagte mir mein Vater: Du hast kein Geld mehr, also musst du das Pferd verkaufen. Das habe ich sehr schweren Herzens getan, und das war für mich eine sehr wichtige Erfahrung. So habe ich gelernt, mit Geld umzugehen, und seit da spare ich. Denn ich weiss, wie es ist, kein Geld zu haben.
Worauf sparen Sie?
Darauf, dass ich meine Selbständigkeit behalten kann. Dass ich zum Zahnarzt rennen kann, wenn ich muss, einen spontanen Wochenendtrip geniessen kann und mir keine Sorgen mehr machen muss, ob ich die Rechnungen bezahlen kann oder nicht. Ich bin daher meinen Eltern dankbar, dass sie mich die Konsequenzen tragen liessen und mir nicht einfach Geld gegeben haben. Wichtiger ist, dass sie mir das Urvertrauen gegeben haben, dass es für jedes Problem immer eine Lösung gibt.
Wie lange wollen Sie noch modeln?
Meine Zeit ist jetzt. Ich habe sehr viele coole Jobs, werde vielseitig eingesetzt. Solange es mir Spass macht und ich gebucht werde, mache ich es sehr gerne. Heute kann ich auch Jobs ablehnen, was man mit 14 weder kann noch macht, da sagt man zu allem Ja, weil man stattfinden will. Im Moment möchte ich noch lange in New York leben. Jetzt in die Schweiz zurückzukehren, wäre falsch; du musst da sein, wo die meisten Jobs sind, und das ist nun mal im Big Apple.
Was fasziniert Sie am Modelberuf ?
In immer neue Rollen zu schlüpfen. Einmal habe ich eine Kurzhaarperücke an, zeige einen eher männlichen Look, am anderen Tag ist es der verführerische Typ. Ich mag das sehr.
Drogen und Magersucht sind in der Modelwelt immer wieder ein Thema.
Mir wurden in 13 Jahren nicht ein einziges Mal Drogen angeboten. Und das mit der Magersucht – ohne zu bestreiten, dass es sie gibt – ist für mich mehr Mythos als Wahrheit. Du musst einen sehr gesunden Körper haben, um die ganzen Anstrengungen bei Shootings, das viele Reisen und die Zeitverschiebungen gut zu überstehen. Ein kranker Körper macht dies meiner Meinung nach nicht lange mit. Aber natürlich ist dies ein sehr ernst zu nehmendes Thema.
Sie führen mit dem Musiker Stress eine Fernbeziehung. Ist dies nicht belastend?
Nein, wir kennen es ja nicht anders, es war von Anfang an so.
Sie sind im verflixten siebten Jahr. Spüren Sie das?
Nein, und ich glaube auch nicht daran. Es gibt in jeder Beziehung schöne und schwere Zeiten. Es ist immer eine Frage der Qualität, die sich ein Paar schaffen kann. Andres und ich schweisst vieles zusammen. Als ich – wie er zuvor – unter einem Bandscheibenvorfall litt, eine Zeit lang nicht arbeiten konnte, war er es, der genau wusste, wie es mir ging und mit welchen unglaublichen Schmerzen ich zu kämpfen hatte. Er hat mir auch davon abgeraten, mich einer Operation zu unterziehen. Uns gehts nun gesundheitlich sehr gut.
Ihr Lebenspartner äusserte sich öffentlich zu seinen Depressionen. Wie finden Sie das?
Ich bewundere seinen Mut. Er hat auch gesagt, dass es für die Leute, die ihm nahestehen, nicht einfach ist. Ich habe dies als Herausforderung gesehen, da ich ein Mensch bin, der gerne hilft und nach Lösungen sucht. Andres ist der Mann, den ich liebe und mit dem ich zusammen sein möchte.
Es gibt immer mal wieder Gerüchte, Sie oder er hätten eine Affäre.
Fremdgehgerüchte lassen mich kalt. Gerüchte allgemein gibt es immer, wenn man in der Öffentlichkeit steht, das muss man versuchen auszublenden. Was uns verbindet, sind die gleichen Erwartungen und Werte wie Ehrlichkeit, Respekt und Humor, und wir teilen die gleichen Interessen wie das Surfen, Reisen oder gemütlich zu Hause zu sein. Wir haben so viel, was wir lieben, pflegen und auch schützen. Wir sind uns bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir uns im Leben haben. Daher geben wir blödem Geschwätz keine Kraft.
Ist Heiraten und Kinderkriegen ein Thema?
Ja, auf jeden Fall beides, einfach noch nicht heute und auch nicht morgen. Aber das – zusammen mit einem Leben in der Schweiz – ist eine sehr schöne Vorstellung.
Wie gehen Sie als Model mit dem Alter um?
Aktuell freue ich mich über jedes Jahr mehr. Der Vorteil ist doch, dass man immer mehr weiss, wer man ist und was man möchte beziehungsweise nicht möchte. Dies empfinde ich als absolute Bereicherung. Mir gefallen Menschen, die zu ihrem Alter stehen und denen man dies auch ansieht, am besten. Ich muss nicht mehr wie 18 aussehen – und das ist gut so!
Wie stehts um Ihren CO2-Fussabdruck ?
Es ist halt so, dass ich durch meinen Job viel fliegen muss. Wenn ich morgen einen Job in New York habe, kann ich nun mal nicht das Schiff nehmen. Ich esse seit einiger Zeit kein Fleisch mehr, weil mir das Leid der Tiere zu nahe geht. Ich verzichte auf Plastik und trenne Bio-Abfälle. Das Umweltbewusstsein ist auch in der Modebranche angekommen. Es gibt an Shootings auch keine Plastikflaschen mehr, sondern nur noch Glas. Ich schaue einfach im Rahmen meiner Möglichkeiten. Ich finde, das sollten alle tun. Aber mit dem Finger auf andere zu zeigen, finde ich falsch.
Ronja Furrer ist ...
... dankbar für alles, was geschehen ist, und für alles, was noch kommt.
Den Grundstein für Ronja Furrers Modelkarriere legte ihr Grossvater. Dieser meldete sie für den Elite Model Look Schweiz an. Furrer, damals 14 Jahre alt, landete auf dem zweiten Platz. Ihr war bewusst, dass sie es in den Model-Olymp nur schafft, wenn sie von Lüterkofen SO ins Ausland zieht. Mit 15 war es Paris, seit dem 16. Lebensjahr wohnt sie in New York. Furrer modelte schon für Chanel, Ralph Lauren und Tommy Hilfiger, fotografiert wurde sie für die «Vogue», «Elle» und «Harper's Bazaar». Seit sieben Jahren ist sie mit dem Lausanner Musiker Stress (42) zusammen.
Den Grundstein für Ronja Furrers Modelkarriere legte ihr Grossvater. Dieser meldete sie für den Elite Model Look Schweiz an. Furrer, damals 14 Jahre alt, landete auf dem zweiten Platz. Ihr war bewusst, dass sie es in den Model-Olymp nur schafft, wenn sie von Lüterkofen SO ins Ausland zieht. Mit 15 war es Paris, seit dem 16. Lebensjahr wohnt sie in New York. Furrer modelte schon für Chanel, Ralph Lauren und Tommy Hilfiger, fotografiert wurde sie für die «Vogue», «Elle» und «Harper's Bazaar». Seit sieben Jahren ist sie mit dem Lausanner Musiker Stress (42) zusammen.