Bobbi und Nick Ercoline, damals 20-jährig, stehen am Morgen des 17. August 1969 eng umschlungen auf einer Wiese in Bethel bei Woodstock im US-Staat New York. Ein Moment der Stille inmitten von 500'000 Menschen. Agenturfotograf Burk Uzzle (damals 31) hält die Szene fest, das Bild ziert das Cover der Doppel-LP und wird weltbekannt. Es ist zum Inbegriff des Festivals, einer Bewegung und einer ganzen Epoche geworden.
Es ist 50 Jahre her, seit Sie zusammen auf dem Woodstock-Gelände standen und ein Fotograf abdrückte. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie dieses Bild heute sehen?
Bobbi Ercoline: Wir erinnern uns an eine einmalige, verrückte, völlig irre Zeit. An diesem Morgen spielten gerade Jefferson Airplane. Es war kühl und wir froren. Die rosa Decke hatten wir irgendwo gefunden. Die Leute liessen damals so vieles liegen, zum Glück für uns. Doch wir brauchen das Bild gar nicht, um uns zu erinnern. Wenn wir einander anschauen, sehen wir unsere Liebe und unsere Geschichte noch deutlicher. Und der beste Beweis dafür sind sowieso unsere beiden Kinder.
Wie viel haben Sie damals als Honorar bekommen?
Nick Ercoline: Gar nichts, aber wir haben auch nie etwas verlangt. Das war unsere Entscheidung und stimmte für uns.
Stehen Sie noch in Kontakt mit Burk Uzzle, dem Fotografen?
Nick: Er war mal bei uns zu Hause, beim 40-Jahr-Jubiläum des Bildes, und hat uns einen signierten Druck mitgebracht und weitere Sujets, die er damals nicht gebrauchen konnte.
Ist das Bild bei Ihnen irgendwo präsent?
Bobbi: Es hat natürlich einen Ehrenplatz und hängt in der Küche.
Sie sind immer noch zusammen und mittlerweile seit 48 Jahren verheiratet. Was können Sie uns über das Geheimnis immerwährender Liebe sagen?
Bobbi: Wenn wir das hier verraten, ist es kein Geheimnis mehr und alle ahmen uns nach. Im Ernst: Man muss sich bewusst sein, dass nicht immer alles hälftig verteilt ist. Mal kommt der eine zu kurz, mal der andere. Aber am Schluss gleicht sich alles aus. Wir haben uns vielleicht nicht immer hundertprozentig gemocht – aber geliebt wirklich jede Sekunde. Und: Man darf den gegenseitigen Respekt nie verlieren. Es war manchmal echt hart, aber wir haben es geschafft – sehen Sie uns an! Wir sind enorm glücklich, und das ist nicht gespielt. Wir kennen uns mittlerweile tausendmal besser als damals und haben bedeutend mehr Verständnis füreinander.
Was ist entscheidend für eine harmonische Ehe – getrennte Betten?
Nick: Nein (beide lachen). Immer noch neugierig aufeinander zu sein, ist die Hauptsache. Und tatsächlich sind auch die kleinen Dinge massgebend. Wir halten von Zeit zu Zeit noch immer Händchen oder nehmen uns in den Arm. Auch im Bett. Wir sind verknallt wie am ersten Tag. Aber ganz in einen anderen Menschen hineinschauen kann man grundsätzlich nie. Auch das muss man akzeptieren.
Bobbi: Weil wir uns mittlerweile derart gut kennen, können wir uns auch besser verzeihen. Wir sind nicht mehr irritiert, wenn der andere etwas Seltsames tut – sondern wissen, dass alles einen Sinn macht.
Und die Musik, die 1969 populär war – hören Sie sie immer noch?
Nick: Aber klar. Was einen geprägt hat, kann man nicht so einfach verdrängen.
Was ist aus Ihrer Sicht grundsätzlich besser geworden seit damals?
Bobbi: Es gibt weniger Unsicherheiten. Wir sind nicht mehr am Suchen, haben ein glückliches, erfülltes Leben. Und wir nehmen alles an, was passiert ist.
Wenn Sie eine Zeitmaschine hätten: Würden Sie noch einmal ins Jahr 1969 zurückgehen wollen?
Nick: Unbedingt. Uns würde sehr interessieren, ob es immer noch so eindrücklich ist. Damals wären wir froh gewesen, die Weisheit und Erfahrung von heute zu haben. Aber vielleicht wäre dann alles auch ganz anders herausgekommen. Wir möchten keinesfalls die Zeit zurückdrehen, sondern sind glücklich und zufrieden im Hier und Jetzt. Aber gegen einen kurzen Besuch auf dieser Wiese hätten wir nichts einzuwenden.
Das Rockmusical «Woodstock – The Story» läuft heute in Pratteln BL (Z7 Konzertfabrik), am 1. April in Bern (Theater National) und am 23. Oktober in Zürich (Theater Spirgarten). Vorverkauf bei ticketcorner.ch