Ein verstörter Röbi Koller (58) und ein falscher Gast, den der Moderator erfolglos vom Sicherheitsdienst aus dem Studio befördern lassen will. Das bot die SRF-Sendung «Happy Day» am Samstagabend. Verwirrung statt Freudentränen. Was war passiert?
Es beginnt mit der Tessinerin Francesca, die angeblich nach ihrem Vater sucht. Sie wisse nur, dass er Robert heisse und in Südafrika lebe. Koller, wie in seiner Sendung üblich, überrascht sie mit der Nachricht ihr Papi sei gefunden – und hier!
Doch ins Studio kommt nicht der – vorgängig eingeblendete und hellhäutige – Robert, sondern ein schwarzer Mann mit Klischee-Akzent. Röbi Koller ist das sichtlich peinlich. Er entschuldigt sich bei Francesca. In der Sendung will er das Missverständnis aber nicht klären. Nur: Der dunkle Robert bleibt hartnäckig auf dem Sofa sitzen. Die Zuschauer wissen warum: Am TV ist eingeblendet, dass Koller von der deutschen Show «Verstehen Sie Spass?» hereingelegt werde.
Nach einigem Hin und Her – am Ende soll sogar Koller selbst der Papa aus Südafrika sein – wird aufgelöst: Hinter Robert auf dem Sofa steckt der blonde Moderator Guido Cantz (45). Beide lachen. «Ich dachte schon, der sieht komisch aus. Aber das kann man ja einem Schwarzen nicht ins Gesicht sagen», sagt Koller.
Gespaltene Meinungen
Tatsächlich ist der Witz buchstäblich dick aufgetragen: Blackfacing nennt man das in den USA, und dort ist diese Art Persiflage heute höchst verpöhnt.
Und hier? War das nun lustig – oder vielmehr rassistisch? Röbi Koller, der während des Scherzes sehr unglücklich wirkte, sagte gestern: «Ich finde den Sketch den Hammer! Ihn mit Rassismus in Verbindung zu bringen, ist absoluter Quatsch. Es gibt Sketche über Deutsche, Österreicher oder Inder, und über die regt sich niemand auf. Nur bei Schwarzen kommt die Rassismus-Keule.»
Der ehemalige «Benissimo»-Produzent Max Sieber (72) sieht das nicht so locker: «Die Zeit der Onkel Toms ist längst vorbei.» Er finde den Gag «blöd und peinlich: Da wurde wohl nicht gründlich nachgedacht». Das Schweizer Fernsehen wehrt sich: Es sei nur darum gegangen, Röbi Koller zu verwirren «und selbstverständlich nicht, jemanden zu diskriminieren.»
Bei Frank Baumann (59), Direktor des Arosa Humor-Festivals, ist das geglückt: «Ich habe mich gekrümmt vor Lachen. Sauguter Sketch.» Der Urner Schauspieler Urs Althaus (60), Protagonist im Bestseller «Ich, der Neger», ist dagegen schockiert: «Die Darstellung des schwarzen Vaters ist lächerlich, dumm, stereotyp und auf billigste Lacher aus.»
Der ehemalige Präsident Eidg. der Kommission gegen Rassismus Georg Kreis (72) sieht das ebenso: «Die sogenannte Pointe lebt offenbar davon, dass es eine böse Überraschung sein soll, wenn man einen schwarzen Vater hat.» Er hält das für «tendenziell rassistisch».
Und doch gibts eine Fortsetzung: Cantz hat Koller eingeladen, am 29. Oktober in «Verstehen Sie Spass?» aufzutreten. «Klar gehe ich. Ich schau mir den Sketch gerne nochmals an.» Mal sehen, wie lustig ihn die Deutschen finden.