Früher brachte er uns als Christoph Blocher zum Lachen. Doch mit 74 Jahren schlägt Walter Andreas Müller, WAM genannt, auch nachdenkliche Töne an. Derzeit rührt er das Publikum als Papst zu Tränen. BLICK hat ihn zum Gespräch getroffen.
BLICK: Sie stehen in Zürich im Theater am Hechtplatz als Papst auf der Bühne. Würden Sie sich freuen, wenn ich aus Ehrerbietung den Fischerring küsste?
Walter Andreas Müller: Um Gottes willen, nein! Das wäre blasphemisch. Ich spiele den Albert IV. ja nur. Ich bin nicht der Papst in Fleisch und Blut (lacht).
Sie sind ein begnadeter Parodist. Hatten Sie einen der berühmten Päpste vor Augen, als Sie die Rolle als Pontifex einstudierten?
Nein, das wollte ich bewusst nicht. «Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde» ist eine anspruchsvolle Komödie, ein Plädoyer für den Weltfrieden. Eine Parodie hätte aufgesetzt gewirkt.
Wenn Sie sich im Spiegel betrachten, was geht in Ihnen vor?
Es ist ein analytischer Blick. Ich versuche, eine Figur zu spielen, die einem Papst ähnlich ist. Ich denke nur: Kann ich diese Ansprüche erfüllen?
Der grosse Heinrich Gretler hat mit dieser Figur das Publikum 101-mal zu Tränen gerührt. Hat er Sie inspiriert?
Ja, natürlich, ich sehe ihn noch auf der Bühne. Er war sensationell. Ich habe mir immer gewünscht, einmal diese Rolle zu spielen. Damals wurde das Stück ganz auf Bühnendeutsch gespielt. Wir spielen es im Dialekt, ich spreche als einziger Hochdeutsch mit italienischem Akzent – wie ein richtiger Papst.
Im Stück geht es um einen jüdischen Taxifahrer, der den Papst zu sich nach Hause entführt und ihn in seiner koscheren Speisekammer einschliesst. Er will nicht Geld, er will den Weltfrieden von der Uno erzwingen. Ist die Geschichte noch zeitgemäss?
Ja, indem wir die Handlung nach Zürich verlegen, ist das Thema Weltfrieden plötzlich ganz nahe bei den Zuschauern. Der Papst wird aus einem Luxushotel in eine einfache Wohnung verschleppt. Man denkt sich: Der Nahe Osten ist gerade jetzt wieder ein Pulverfass – und ein Teil dieses Konflikts verlagert sich in unser Theater.
Anfang der 1970er-Jahre waren die Fronten zwischen den Juden und dem Papst noch stärker verhärtet. Müsste der Jude heute nicht einen Mullah entführen, wenn man provozieren wollte?
Davon bin ich gar nicht mal so überzeugt. Die Konfrontation zwischen Juden und Christen ist ja leider nicht ganz verschwunden.
Dennoch: Es fällt uns heute schwerer, über eine Entführung zu lachen. Terroristen werden auch fast immer erschossen.
Stimmt. Genau diese Eventualität wird aufgegriffen. Es laufen immer wieder Nachrichtenbilder. US-Präsident Trump sagt im Stück, dass die Entführung hätte verhindert werden können, wäre der Papst bewaffnet gewesen. Aber am Ende siegt das Versöhnliche. Der Taxifahrer will ja nicht Geld, sondern Frieden.
João Bethencourt widmete seine Komödie Papst Johannes XXIII. Jetzt stellt man als Zuschauer vor allem eine Verbindung zum ebenfalls weltoffenen Papst Franziskus her. Wie denken Sie über ihn?
Ich war ein grosser Fan seiner Wahl, aber heute bin ich enttäuscht. Ich habe mehr Offenheit erwartet bezüglich Zölibat, Homosexualität und beim Vorgehen gegen Kindesmissbrauch. Er ist mir zu zaghaft. Vermutlich scheitert er an der Mauer der Kurie.
Was würden Sie ihm sagen?
Eure Heiligkeit, machen Sie die Flucht nach vorne, versuchen Sie ehrlich und offen zu sein, ungeachtet konservativer Kardinäle. Nur so wird die Kirche wieder glaubwürdig.
Wie religiös sind Sie selber aufgewachsen?
Sehr liberal. Ich bin reformiert erzogen worden, aber meine Eltern haben mich zu nichts gezwungen. Wenn ich heute auf Reisen bin, besuche ich sehr oft Kirchen. Es sind Orte, wo ich mich sammeln kann und Ruhe finde.
Beten Sie manchmal?
Ja, jeden Abend lasse ich den Tag Revue passieren. Ich rede dann aber nicht zu einem alten Mann. Ich stelle mir eher eine unbekannte Macht vor. Ich bedanke mich, dass ich wieder einen Tag erleben konnte, vor allem bedanke ich mich für meine Gesundheit.
Gibt es ein Leben nach dem Tod?
Ich glaube, in irgendeiner Form schon. Ich denke aber nicht, dass ich einmal durch ein Tor schreite und Verwandten und Freunden begegne. Und dass alles mühelos weitergeht. Umgekehrt kann ich mir auch nicht vorstellen, dass plötzlich alles aus sein soll. Wir haben doch auf dieser Erde Spuren hinterlassen. Das soll plötzlich fertig sein? Ich weiss, ich bewahre mir da eine Art Naivität, auch aus einer gewissen Angst heraus.
Der Papst sorgte an Silvester für Aufruhr, er gab einer hartnäckigen Pilgerin einen Klaps auf die Hand. Haben Sie sich auch mal gegen aufdringliche Fans wehren müssen?
Ehrlich gesagt fand ich das unglaublich beeindruckend von ihm. Eine menschliche Reaktion. So ist mir das nie passiert, ich reagiere eher verbal. Aber ich kann schon wütend werden, wenn mir jemand zu nahe kommt.
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