Besuch beim berühmten Kino-Hund Cody
Von der Hölle ins Paradies

Er war auf der Flucht vor rumänischen Hundekiller-Kommandos – doch dann wurde Streuner Cody (10) vom Zürcher Filmemacher Martin Skalsky (41) gerettet. In den Bündner Bergen hat er den verängstigten Vierbeiner zum knuffigen Familienhund erzogen.
Publiziert: 03.11.2019 um 14:59 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2020 um 07:13 Uhr
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Cody ist heute ein richtiger Kuschelhund.
Foto: Andrea Brunner
Peter Padrutt

Die Spannung ist filmreif. Wie wird der kleine Held aus dem Kinostreifen «Cody – the dog days are over» auf uns reagieren? Wird der Strassenhund, der in Rumänien durch die Hölle ging, die Zähne fletschen, uns anknurren? Doch Cody (10) hüpft flink aufs Sofa, schmeisst sich an uns. «Kraulen, bitte!», will er vermutlich sagen. Der Streuner, der 2013 das Massaker in Rumänien überlebte, bei dem Tausende Strassenhunde getötet wurden, hat grosse Kulleraugen, sein Fell fühlt sich weich an. «Weitermachen!»

Cody weiss mehr vom Leben

Wir treffen den berühmten Hund im Lokal Piccolo Giardino im Zürcher Kreis 4. Gleich um die Ecke hat sein Besitzer, der Filmkomponist Martin Skalsky (41), sein Studio. Der Zürcher mit tschechischen Wurzeln schreibt gerade wieder Musik für die TV-Serie «Lindenstrasse». Jetzt hat er eine bewegende Doku über einen geschundenen Hund gedreht, die in 20 Schweizer Kinos läuft. Bei ihm fand Cody den Garten Eden.

Die beiden schienen von Anfang an füreinander bestimmt. «Cody setzte sich zu mir und wich nicht mehr von meiner Seite», erinnert sich der Komponist. Dabei habe er zuvor mit Hunden nichts anfangen können. Heute sagt er: «Cody weiss viel mehr vom Leben als ich – weil er so viel Schlimmes durchgemacht hat.»

Der Strassenhund liebt die Schweizer Berge

Vier Jahre zog Cody mit seiner Hundefreundin Blanche durch die Strassen. Die beiden suchten Futter, wärmten sich aneinander. Dann wurden sie getrennt: Cody kam in Zwischenpflege nach Berlin, Blanche landete bei einer Dame in London.

Der Filmautor nahm Cody bei sich und seiner Familie – das sind die Psychologin Selina Skalsky-Züllig (34) und die gemeinsame Tochter – auf. In ein paar Wochen werden sie wieder Eltern. Die Doku zeigt, wie er Cody in der Region von Flims GR resozialisiert. «Als Cody die Berge das erste Mal sah, schaute er sie lange demütig an», erinnert sich der Filmmusiker. «Er hat den Ausblick so genossen.»

Emotionale Achterbahn

Eine Wunde an Skalskys Hand zeugt davon, dass der Anfang aber schwierig war. Cody hatte zugebissen. «Ich wusste, ich darf ihn nicht bestrafen, sonst wäre das Vertrauen verloren gewesen.»

Der Film, der auch die Zustände in rumänischen Tierheimen zeigt, löst Wut aus – macht grundsätzlich aber auch Hoffnung. Eine regelrechte emotionale Achterbahnfahrt. Die Doku sei «eine der bewegendsten und wichtigsten Geschichten, die sie zum Thema gesehen hat», sagt die deutsche Hundeforscherin Maike Maja Nowak. «Weil er den Strassenhunden eine Stimme gibt.» Gezeigt wird immer wieder, wie empathiefähig Hunde sind.

Treffen mit alter Hundefreundin

Viel Raum nimmt darum im Film die quälende Frage ein, ob Cody und Blanche ihre gemeinsame Zeit vergessen haben oder ob sie sich wiedersehen wollen. Schliesslich fährt Skalsky mit seinem Hund nach London (Eng) – im Schlafwagen. Und was ist dann passiert, Cody? Cody fläzt sich näher an uns ran. «Weiterstreicheln!», meinen seine Augen.

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