Bad Münstereifel, ein kleines Städtchen unweit von Köln: Hier steht an idyllischer Lage hoch über der Gemeinde ein Kurhaus, das eigentlich auch als Museum durchgehen könnte. Denn: Hier wohnt Heinz Georg Kramm, besser bekannt als Heino (80), mit seiner Frau Hannelore (76). Im Heino Café im Erdgeschoss hängen Goldene Schallplatten, Erinnerungsbilder und Auszeichnungen. Hier trifft SonntagsBlick die deutsche Musiklegende zum Interview. Passend mit einem Stück von Heinos Haselnusstorte.
SonntagsBlick: Haben Sie die Torte selbst gebacken? Sie sind ja ausgebildeter Bäcker und Konditor.
Heino (lacht): Nein, das überlasse ich anderen. Die Ausbildung war damals eher Mittel zum Zweck. Meine Mutter sagte mir: «Heino, wenn du Gesang studieren willst, musst du zuerst eine richtige Ausbildung machen, um dir das Musikerleben zu finanzieren!» Ein besonders guter Konditor war ich nie.
Sie wuchsen in einfachen Verhältnissen auf.
Mein Vater fiel im Zweiten Weltkrieg, wir lebten teilweise zu neunt bei meiner Grossmutter in einer Dreizimmerwohnung mit sechzig Quadratmetern. Meine Mutter ging morgens früh arbeiten, um meine Schwester und mich durchzubringen. Wir zogen uns quasi selbst auf. Aber: Ich hatte trotzdem eine schöne Kindheit, ich möchte die Zeit nicht missen.
Heute schauen Sie auf eine 60-jährige Karriere zurück. Wie konnten Sie sich so lange im Geschäft halten?
Ich erkannte schon früh, was die Leute hören wollen. Als ich mit der Musik anfing, hörte man am Radio nur englische Musik. Es war die Blütezeit des Beat. Die Beatles, die übrigens bei derselben Plattenfirma waren wie ich, waren die Überflieger. Deshalb setzte ich auf deutsche Volkslieder als Gegenpol.
Eine Entscheidung, die Ihnen allerdings auch Kritik einbrachte ...
Ich wurde belächelt und beschimpft. Da ich als blonder Mann mit blauen Augen Schäferhunde züchtete und Volkslieder sang, wurde ich von vielen in die rechte Ecke gedrängt und als Nazi betitelt. Dabei war ich nie auf deren Seite und werde es auch nie sein. Solche Kritik liess mich kalt, sonst wäre ich heute nicht da, wo ich bin.
Sie äusserten sich nie politisch. Bis Sie letzthin in einer deutschen Talkshow das Wort gegen die populistische AfD ergriffen. Weshalb?
Ich hatte keine andere Wahl. Wenn ich sehe, was diese Partei mit unserem Land anstellt, kann ich nicht tatenlos zusehen. Da wird mir übel.
Ihre Frisur ist Kult. Wie bleiben Ihre Haare auch mit 80 Jahren so blond?
Das ist ein Haarteil und ich setze schon seit den Sechzigerjahren darauf. Ich bin stets offen damit umgegangen. Es kamen ja schon viele Kollegen in einen Stress, weil sie verhindern wollten, dass jemand ihr Frisur-Geheimnis durchleuchtet. Andere in meinem Alter haben eine falsche Hüfte oder ein falsches Gelenk, ich habe eben falsches Haar.
Und andere Prominente ziehen sich eine Sonnenbrille an, um nicht erkannt zu werden. Bei Ihnen ist es genau andersrum.
Die Brille setze ich nie ab. Es kann sogar vorkommen, dass ich, wenn ich mal ein Gläschen Wein zu viel getrunken habe, mit der Brille ins Bett gehe. Und wieso sollte ich wollen, dass mich die Leute nicht erkennen? Das ist doch schön!
Wollen Sie nie Ihre Ruhe haben?
Wenn mich die Leute nicht ansprechen würden, wäre ich traurig. Meine Fans haben mir ja das gegeben, was ich heute habe. Ich habe noch nie einen Autogramm- oder Fotowunsch ausgeschlagen. Und: Heute wollen ja sogar junge Menschen Selfies mit mir machen, früher gab es Autogramme für ihre Omas.
Durch Ihre beiden Rock-Alben in den letzten fünf Jahren haben Sie Ihr Publikum verjüngt.
Um etwa 40 Jahre. Ich musste mich zuerst daran gewöhnen, dass bei einem Heino-Konzert nicht mehr alle sitzen. Bei meinem ersten Rock-Auftritt in der Grossen Freiheit in Hamburg war ich total perplex, als plötzlich BH und Unterhöschen auf die Bühne flogen und die Leute sich von der Bühne ins Publikum haben fallen lassen. Stagediving – wie bei einem richtigen Rockkonzert!
In zwei Wochen startet Ihre bereits zweite Abschiedstournee. Können Sie sich überhaupt zurückziehen?
Dieses Mal ist es gut durchdacht. Beim ersten Rückzug hatte meine Frau Hannelore einen Herzinfarkt. Da wollte ich natürlich für sie da sein und sie pflegen. Doch ich fing an, ihr zu Hause auf die Nerven zu gehen. Da meinte sie: «Geh wieder auf die Bühne!»
Und diesemalgehen Sie Ihrer Hannelore nicht mehr auf die Nerven?
Damals war ich hibbelig und es nicht gewohnt, zu Hause zu sitzen. Jetzt ist es ein bewusster Entscheid: Ich bin 80, fit und gesund und möchte auch mal andere Dinge machen, als auf der Bühne zu stehen. Und nur weil ich meine Abschiedstour gebe, heisst das nicht, dass ich jetzt gar nichts mehr mache. Hin und wieder will ich trotzdem Konzerte geben und im Fernsehen auftreten. Und meinem Enkel Sebastian helfen, im Musikbusiness Fuss zu fassen.
Wovon träumen Sie heute?
Von noch vielen schönen gemeinsamen Tagen mit meiner Hannelore in Bad Münstereifel. Hier möchte ich bis zum Schluss wohnen.
Gemäss einer Umfrage kennen Heino, geboren am 13. Dezember 1938 in Düsseldorf (D), 98 Prozent der Deutschen. Er machte sich mit Volksliedern wie «Blau blüht der Enzian» und «Rosamunde» einen Namen, doch seine erste Nummer-1-Platzierung erreichte er 2013, als er seine Fans mit dem Wechsel ins Rock-Genre überraschte. Privat ist er seit 40 Jahren mit seiner dritten Ehefrau Hannelore verheiratet. In zwei Wochen geht Heino auf Abschiedstournee, am 14. März 2019 tritt er vorerst zum letzten Mal im Volkshaus Zürich auf.
Gemäss einer Umfrage kennen Heino, geboren am 13. Dezember 1938 in Düsseldorf (D), 98 Prozent der Deutschen. Er machte sich mit Volksliedern wie «Blau blüht der Enzian» und «Rosamunde» einen Namen, doch seine erste Nummer-1-Platzierung erreichte er 2013, als er seine Fans mit dem Wechsel ins Rock-Genre überraschte. Privat ist er seit 40 Jahren mit seiner dritten Ehefrau Hannelore verheiratet. In zwei Wochen geht Heino auf Abschiedstournee, am 14. März 2019 tritt er vorerst zum letzten Mal im Volkshaus Zürich auf.