Es ist ein Plädoyer für eine solidarische Gesellschaft. Ein Zeichen, dass körperlich und geistig behinderte Menschen zu uns gehören, sichtbar. Dass sie integriert und gefördert werden.
Die Schweizer Design-Werkshow Mode Suisse machte am Montag Tatjana Meier (25) zum Aushängeschild. Ein Model mit Trisomie 21 (BLICK berichtete). Die lebensfrohe Blondine defilierte am Ende unter tosendem Applaus über den Laufsteg – Mode Suisse setzt damit ein Zeichen für die Integration dieser besonderen Menschen.
Die Designer sind nicht die Einzigen. Auch das Casinotheater Winterthur tut es, spannend, feinfühlig und richtig lustig!
Auszeichnung für das Theater Hora
In der Theaterkomödie «Ziemlich beste Freunde» geht es in Anlehnung an den mehrfach ausgezeichneten französischen Kinofilm «Intouchables» um die Beziehung des schwerreichen Tetraplegikers Philippe mit seinem gerade aus dem Gefängnis entlassenen Pfleger Abdel (Daniel Schröder, 41).
In die Rolle des einsamen Millionärs schlüpft der für seine grosse Wandelbarkeit bekannte Hanspeter Müller-Drossaart (60, «Dällebach Kari», «Grounding»). Eine besondere Herausforderung für den Charakterdarsteller, denn als Philippe sitzt er im Rollstuhl und ist vom Hals abwärts gelähmt. «Ich bin im ständigen Bewusstsein dabei, was ich alles bewegen kann und was nicht», sagt der Obwaldner. «Für mich ist es eine spannende Auseinandersetzung mit der körperlichen Beschränkung.»
Nicht nur Müller-Drossaart und sein deutscher Kollege Daniel Schröder sind die Stars, sondern auch die sechs geistig behinderten Darsteller von Hora aus Zürich, dem einzigen professionellen Theater der Schweiz, dessen Ensemblemitglieder alle eine von der IV anerkannte geistige Behinderung haben. Erst kürzlich verlieh das Bundesamt für Kultur Hora den Hans-Reinhart-Ring. Er gilt als höchste Auszeichnung im Schweizer Theaterschaffen.
Müller-Drossaart und die «Spielgeister»
Müller-Drossaart liebt die Bühnenarbeit mit den «Spielgeistern», wie er die Hora-Darsteller nennt. Berührungsängste? Kennt er keine. Durch seine geistig beeinträchtigte Schwester Lydia sei er früh mit Behinderung und Andersartigkeit konfrontiert gewesen, sagt er. «Die Welt der Eingeschränkten, wie ich sie nenne, ist grenzenlos, bewegend und schön», meint der Schauspieler. «Wo wir viele Worte brauchen, berühren sie uns mit wenigen.»
Sie sind eben einen Tick anders – und das ist gut so.