Anfangs fiel ihr der Verzicht nicht ganz leicht – jetzt macht er sie frei: Bea Petri (63) hat sich seit bald einem Jahr keine neuen Kleider oder Schuhe mehr gekauft. «Es ist doch gaga, was wir hier in der Schweiz an Kleidern konsumieren», sagt die Beauty-Unternehmerin. So richtig bewusst wird ihr das jedes Mal, wenn sie aus Afrika zurückkommt. Mehrmals pro Jahr reist Petri nach Burkina Faso. In einem der ärmsten Länder der Welt engagiert sie sich für die Ausbildung von jungen Frauen. «Die Konfrontation mit so viel Armut hat mich verändert. Dort sterben Babys, weil die Eltern nicht mal ein Streichholz haben, um Wasser zu kochen.»
Was vor zehn Jahren mit einem Einsatz für die Hilfsorganisation Swisscontact begonnen hatte, wurde für die Gründerin der Schminkbar zur Lebensaufgabe. Aus der Schule ist dank des Fördervereins Nas Mode ein modernes Ausbildungszentrum geworden. «Jedes Jahr werden dort 200 junge Frauen ausgebildet, als Kosmetikerin, Coiffeuse oder Schneiderin hat jede von ihnen eine echte berufliche Perspektive.» Besonders Schneiderinnen seien gefragt, denn: «Die Mode ist traditionell. So was wie H&M oder Zalando gibt es dort nicht.»
Statt Läden besucht Petri jetzt Museen
Beim Bummeln wanderten ihre Augen anfangs noch automatisch in die Auslagen der Schaufenster. «Da fiel mir ein, dass ich gar nichts Neues brauche. Ich habe noch Turnschuhe, ein Kleid für jeden Anlass, und eine Skihose muss ich mein Leben lang keine neue mehr kaufen.» Inzwischen bleiben ihre Blicke an andern Dingen hängen: «Erst jetzt merke ich, wie viel Raum und Zeit das eingenommen hat. Auch beim Reisen bin ich ständig in Läden gerannt, jetzt gehe ich in einen Park oder ein Museum oder schaue mir einfach die Menschen an.»
Ausserdem sei der Verzicht auch eine Wohltat fürs Budget, denn Billigware habe sie nie eingekauft: «Es kann einfach nicht richtig sein, dass ein T-Shirt fünf Franken kostet. Wer soll da noch etwas verdienen? Mir ist der Gedanke zuwider, dass deshalb Menschen und sogar Kinder unter schlimmsten Bedingungen ausgebeutet werden und die Umwelt mit Chemikalien vergiftet wird.» Die Unternehmerin hat drei Enkelkinder: «Was für eine Welt wollen wir ihnen denn mal hinterlassen?»
In ihrem Kleiderschrank sei genug, dass es noch bis im März reicht, dann ist das Jahr mit Kleiderfasten um. Petri kann sich gut vorstellen, weiterhin aufs Shopping zu verzichten: «Das Einzige, was ich mir anschaffen muss, weil das alte ausgeleiert ist, ist ein Badekleid. Ansonsten passt alles noch. Kleiderfasten ist übrigens auch eine gute Motivation, um in Form zu bleiben.»