Auch wenn man ihn seit 50 Jahren nicht mehr gesehen haben sollte, ist sein Lächeln unverkennbar: Der heute 64-jährige Beat Schenk, der als Drittältester der «6 Kummerbuben» im Film nach dem Erfolgsroman von Elisabeth Müller zum kleinen Publikumsliebling wurde, sitzt zufrieden auf einer Berner Restaurantterrasse.
Das Werk von Franz Schnyder (1910–1993) entstand 1967 im Berner Emmental und kam 1968 in die Kinos, aus demselben Material realisierte der Regisseur auch eine 13-teilige TV-Serie, die 1968/69 zum Quotenhit wurde, später sogar in den USA lief und ab dem 29. September nun wieder im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt wird. SRF hat die Serie hochauflösend digitalisiert und aufwendig restauriert, direkt von den gut erhaltenen 35-mm-Negativen. Und Praesens-Film veröffentlicht den Film auf Blu-ray.
Vor zehn Jahren begann er mit der Suche
«Nur das ultimative Kummerbuben-Buch fehlte zur Abrundung noch», sagt Fritzli-Darsteller Schenk beim Treffen mit BLICK. «Und ich fragte mich, wo die vielen Fotografien geblieben sind, die auf dem Set gemacht wurden.» Das war der Antrieb für den gelernten Grafiker, sein Herzensprojekt in Angriff zu nehmen.
«Die Suche begann ich vor zehn Jahren. Zuerst habe ich Siegfried Kuhn kontaktiert, der 1967 für Ringier vor Ort fotografierte. Vom Verlag bekam ich Dias aus dem physischen Archiv.»
Der von der Produktionsfirma offiziell engagierte Set-Fotograf Roland Bertschinger seinerseits machte über 1200 Aufnahmen, die Schenk schliesslich bei der Cinémathèque suisse in Lausanne aufspürte. «Mit einem Berufskollegen zusammen verbrachte ich dort Tage mit dem Digitalisieren des Materials.» Von manchen Szenen fehlt aber bis heute jedes fotografische Andenken, so vom turbulenten Schulausflug auf den Niesen.
Schenk weitete seine Spurensuche aus und erinnert sich an schöne Begegnungen: «Ich habe Franz Schnyders Nichte wegen Nutzungsrechten besucht. Dann hatte ich Kontakt mit Bernhard Raith, einem der beiden der noch lebenden Kameramänner. Ebenso mit Werner Balmer, dem Darsteller des Lehrers. Und mit Anneliese Romanelli-Egger, Darstellerin der Frau Lüthi sowie dem Busfahrer, der uns jeweils für die Dreharbeiten von der Schule abholte.» Auch die gerade eben verstorbene Ines Torelli (1931–2019) wirkte übrigens mit, als Schwägerin von Kummer-Vater Franz Matter (1931–1999).
Aufwand unterschätzt
Für Beat Schenk schliesst sich mit dem Buch ein Kreis. «Ich werde nun 65 und pensioniert. 1967 drehte ich während unserer Pausen auf Anregung des Set-Fotografen mit einer 8-mm-Filmkamera, und es entstand eine Art Film-Making-of. Und aus seinen Bildern habe ich jetzt ein Foto-Making-of gemacht.»
Den Schwarz-Weiss-Kurzfilm hat Schenk letztes Jahr zusammen mit dem SRF vertont. «Die bei der Kinopremiere im Oktober 1968 in Bern anwesenden drei Bundesräte Rudolf Gnägi, Hans-Peter Tschudi und Willy Spühler mussten ihn noch tonlos über sich ergehen lassen», erinnert sich Schenk.
Die Veröffentlichung des Buchs war eigentlich bereits für letztes Jahr zum 50-Jahr-Jubiläum der Uraufführung geplant. «Doch ich habe den Aufwand unterschätzt und wollte lieber ein gutes Resultat erzielen. Bei der Vernissage vom 15. September wird es jetzt auf den Tag genau 52 Jahre her sein, dass die letzte Klappe gefallen ist.» Die Kosten für «Drehmomente» waren beträchtlich. «Ich wurde vor zwei Jahren unschuldig in einen Auffahrunfall verwickelt und mein Wagen war futsch. Ich entschied mich dann, lieber ein Buch zu machen, als ein neues Auto zu kaufen. Der Wagen war Mittelklasse, das Buch nun hoffentlich erstklassig», sagt Schenk schmunzelnd.
Die Vernissage findet am Sonntag, 15. September, ab 11 Uhr, im Kino Krone in Burgdorf BE statt, anwesend sind Kummer-Mutter Linda Geiser (84) sowie alle Buben-Darsteller.
«Drehmomente», 192 Seiten | ISBN 978–3–905939–60–6 |
Kulturbuchverlag HERAUSGEBER, www.herausgeber.ch