Heute vor genau einem Jahr starb der Vater des Mundartrocks. Doch sein Bruder hat keine Ahnung, wo und wie Polo Hofer (†72) beigesetzt wurde. «Ich weiss immer noch nicht, wo Polo seine letzte Ruhe gefunden hat», bedauert Beat «Fisch» Hofer (68) mit leicht verärgerter Stimme.
Von Polos Witwe Alice (58) sei er nie informiert worden. Auch die Nachricht über Polos Tod erfuhr er von Drittpersonen erst zwei Tage nach dem traurigen 22. Juli 2017. Seither herrscht Funkstille zwischen Alice und Fisch Hofer. «Ich kann dieses Verhalten von Alice nicht verstehen, sie hat doch Erfahrung, wenn es darum geht, Angehörige von Verstorbenen zu begleiten», wundert er sich. Alice Hofer war Inhaberin einer Firma in Thun BE, die bunte, unkonventionelle Särge verkaufte.
Polo stand seinem berühmten Bruder sehr nahe: «Wir gingen oft zusammen fischen», sagt er. «Wir hatten es immer lustig, haben auch gerne das eine oder andere Fläschchen geköpft. Ich vermisse diesen Austausch mit ihm sehr.»
Polos Witzlieferant
Polo habe ihn zu jeder Tages- und Nachtzeit angerufen. «Wenn er irgendwo unterwegs und mit Leuten zusammen war, benötigte er Unterhaltungsstoff. Ich war sein Witzlieferant», erzählt Fisch Hofer und gibt zwei Beispiele seiner Witz-Sammlung zum Besten. Die Wahl und der Klang seiner Worte sowie die Gestik erinnern stark an den legendären Mundart-Vater.
Dieser begleite ihn ständig in Gedanken. Aber auch in Fisch Hofers Wohnung in Unterseen bei Interlaken BE erinnert vieles an Polo. Im Eingang steht eine Miniatur-Statue des Sängers, im Wohnzimmer hängt ein Pop-Art-Gemälde, das Polo 1971 gemalt hat. «Ich bewunderte meinen Bruder stets wegen seiner schier unerschöpflichen Kreativität», sagt Fisch Hofer. Und auch im Radio würden seine Lieder noch heute täglich gespielt. «Das macht mich sehr froh. Denn das bedeutet, dass die Menschen ihn noch nicht vergessen haben.»
Fisch Hofer spaziert nach draussen in den Garten. Dort steht ein kleines Häuschen mit einem Kaninchenstall. «Auch hier muss ich dauernd an ihn denken», sagt Hofer. Ein sanftes Lächeln zaubert sich auf sein Gesicht: «Polos Lieblingsgericht war Kaninchen mit Kartoffelstock.»
Polos Witwe ist auf Tauchstation
Dann wird Fisch wieder nachdenklich: Er denkt an die schöne Sackmesser-Sammlung, die Polo in einer grossen Vitrine in seiner Wohnung ausgestellt hatte. «Eines dieser kleinen Messerchen hätte ich nach seinem Tod gerne bekommen», sagt er. «Was Alice damit angestellt hat, weiss ich nicht.»
Polos Witwe habe nie versucht, mit ihm in Kontakt zu treten. «Sie lebt jetzt halt ihr eigenes Leben und darin hat ihr Schwager offenbar keinen Platz», sagt Hofer. Auch für SonntagsBlick war Alice Hofer nicht erreichbar.
«Polo wollte, dass seine Asche auf dem Niesen verstreut wird», verrät Fisch Hofer. Ob die Witwe ihm diesen letzten Wunsch erfüllte, darüber kann er nur mutmassen. «Ich hoffe es sehr», sagt der teilpensionierte Koch. Mit brüchiger Stimme ergänzt er: «Es wäre schön, wenn aus dieser Hoffnung endlich Gewissheit würde.» Als Bruder habe man doch auch ein Recht darauf, zu wissen, wohin man gehen könne, um zu gedenken – «gerade an Momenten wie diesen, wenn sich der Todestag zum ersten Mal jährt», so Fisch Hofer.