Badi-Verweis, Pöbeleien, Rauswurf aus dem Pub
Wird Schwulenhass wieder salonfähig?

Weil sie sich küssten, wurde das homosexuelle Paar Kory Kalnasy (23) und Martin Andersen (28) aus dem Zürcher Nelson Pub geworfen. Zahlreiche homosexuelle Persönlichkeiten melden sich nun zu Wort und berichten über ihre Erlebnisse.
Publiziert: 14.09.2016 um 00:03 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 19:35 Uhr
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Kory Kalnasy (l.) und Martin Andersen.
Foto: STEFAN BOHRER

Kaum ein Kuss hat je für so viel Aufsehen gesorgt: Nachdem BLICK gestern berichtete, wie das homosexuelle Paar Kory Kalnasy (23) und Martin Andersen (28) am Wochenende aus dem Zürcher Nelson Pub geworfen wurde, weil sie sich geküsst hatten, ist der Aufschrei gross. Homosexuelle Persönlichkeiten aus Politik oder Showbusiness melden sich zu Wort. Sänger Michael von der Heide (44) zeigt sich entsetzt: «Wenn es wirklich so passierte, ist es demütigend – und eine Schande für die Stadt Zürich!» Er selbst sei nicht überrascht. «Ich habe das Gefühl, dass Hass – Schwulen- oder auch Fremdenhass – generell zunimmt und salonfähig geworden ist.»

Das kennt auch Bastian Baumann (32), Geschäftsführer der Homosexuellenorganisation Pink Cross: «Die alltägliche Diskriminierung von Schwulen, Lesben und Transmenschen ist auch heute in der Schweiz noch immer ein grosses Problem.» Pro Woche gingen alleine bei Pink Cross mindestens drei Meldungen zu ähnlichen Diskriminierungsfällen ein. «Doch die Dunkelziffer ist weit höher. Viele trauen sich nicht, solche Vorfälle zu melden.»

Artist Jason Brügger (23), Gewinner von «Die grössten Schweizer Talente», wurde einst aus einer Berner Badi geworfen, weil er sich weigerte – wie vom Bademeister gefordert –, mit seinem damaligen Freund auf einen Liegeplatz ganz hinten zu wechseln. Auch Mister Gay 2010 Dominic Baumgartner (29) wurde am Hauptbahnhof Zürich schon angepöbelt, als er mit seinem Mann unterwegs war.

«Homophobie wie vor 50 Jahren»

Für SVP-Nationalrat Hans-Ueli Vogt (46) wenig erstaunlich: «Zürich scheint an der Oberfläche gegenüber homosexuellen Paaren sehr offen, aber je nach Lokal herrscht Homophobie wie vor 50 Jahren.»

Der Chef des Nelson Pubs, Wolfgang Mock (54), will nicht, dass sein Lokal als homophob gilt. Nach Absprache mit den zwei Türstehern erzählt er eine andere Version der Geschichte: «Laut meiner Security haben sich die beiden massiv betatscht und befummelt.» Weil die Musik drinnen so laut war, sei das Paar gebeten worden, vor die Türe zu kommen, um die Situation zu klären. «Draussen hat man ihnen dann gesagt, ihr sexuelles Verhalten werde nicht geduldet, ansonsten sollen sie doch in ein Hotel oder nach Hause gehen.»

Der Pub-Chef hält fest: «Wir haben nichts gegen Schwule. Kory und Martin können gerne vorbeikommen und mit mir ein Bier trinken.» Für die Betroffenen ein Hohn: «Jetzt wird gelogen, um den Ruf des Pubs zu retten. Wir gaben uns einen Kuss, wie wir ihn auch unserer Mutter geben würden. Wir wurden diskriminiert und werden nun als Lügner dargestellt. Das ist eine totale Frechheit.»

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