«Unsere Gegenwart ist noch verrückter, als wir ohnehin glauben. Und es gibt die andere, verborgene und faszinierende Seite unserer scheinbaren Normalität - wir müssen nur genau hinschauen. Das zeigt Clemens J. Setz mit seinem 1000-seitigen Roman 'Die Stunde zwischen Frau und Gitarre'», heisst es in der Begründung der Jury.
«Hier entwirft der 33-jährige österreichische Autor eine neue, verstörende und zugleich hochkomische Dimension unserer Realität - von der man am Ende nicht weiss, ob sie den Kern unseres Daseins ausmacht.»
Der Autor unterlaufe «mit einer Ästhetik der Drastik (...) moralische Üblichkeiten, alles Eindeutige und Erwartbare. Und das erwartbar Provokative gleich mit. Die Gegenwart erscheint einem neu und anders nach der Lektüre: Das Verrückte ist normal, das Normale verrückt. Und manchmal rührt es direkt ans Herz, wie verrutscht der Mensch in seiner selbstgeschaffenen Welt ist», so die Jury.
Mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis zeichnen die Stadt Braunschweig und der Deutschlandfunk alljährlich ein in deutscher Sprache verfasstes erzählerisches Werk aus, das einen besonderen Stellenwert in der literarischen Entwicklung des Autors markiert. Schweizer Preisträger waren 1950 Hermann Hesse, 1954 Max Frisch und 2012 Christian Kracht.