Kermani sei eine der wichtigsten Stimmen in unserer Gesellschaft, die Menschen unterschiedlichster nationaler und religiöser Herkunft ein friedliches Zusammenleben ermöglichen müsse, hiess es in der Begründung des Stiftungsrates. Der 47-jährige Sohn einer iranischen Arztfamilie aus Siegen lebt seit langem in Köln.
In seinen Sachbüchern hat sich der habilitierte Islamwissenschaftler und Muslim unter anderem mit dem Koran und der islamischen Mystik beschäftigt. In seinen Romanen wie zuletzt «Grosse Liebe» (2014) geht es um Grundfragen der menschlichen Existenz wie Liebe und Sexualität, Verzückung und Tod.
Kermani hat auch jüngst in Reportagen aus den Kriegsgebieten des Nahen und Mittleren Ostens berichtet. Im vergangenen Jahr rief er in einer Rede vor dem deutschen Bundestag zum 65. Geburtstag des Grundgesetzes zu einer grosszügigeren Flüchtlingspolitik auf.
Kermanis Werke zeigten, «wie sehr er sich der Würde des einzelnen Menschen und dem Respekt für die verschiedenen Kulturen und Religionen verpflichtet weiss», heisst es in der Begründung weiter. «Und wie sehr er sich für eine offene europäische Gesellschaft einsetzt, die Flüchtlingen Schutz bietet und der Menschlichkeit Raum gibt.»
Kermani, der mit einer Islamwissenschaftlerin verheiratet und Vater zweier Töchter ist, wird die Auszeichnung am 18. Oktober zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse entgegennehmen. Der seit 1950 vergebene Preis, mit 25'000 Euro dotiert, ist einer der bedeutendsten in Deutschland. Geehrt wird damit eine Persönlichkeit aus dem In- oder Ausland, die vor allem auf den Gebieten Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen hat.
Zu den bekanntesten Preisträgern gehören Albert Schweitzer (1951), Hermann Hesse (1955), Astrid Lindgren (1978), Siegfried Lenz (1988), Mario Vargas Llosa (1996), Martin Walser (1998), Jürgen Habermas (2001), Orhan Pamuk (2005) und David Grossman (2010). Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an den amerikanischen Internetpionier und -kritiker Jaron Lanier. Einzige Schweizer Preisträger waren Carl Jacob Burckhardt (1954) und Max Frisch (1976).