In der mexikanischen Hauptstadt präsentierte Ai am Donnerstag Lego-Porträts der Studenten, die auf dem Weg zu einem Protest verschleppt und vermutlich ermordet worden waren.
Sein Werk nannte er «Reestablecer memorias», was soviel bedeutet wie «Erinnerungen wiederherstellen". Dafür setzte er aus rund einer Million Legosteinen bunte Porträts der Studenten im Pop-Art-Stil zusammen. Sie sind Teil einer neuen Ausstellung mit Werken des chinesischen Künstlers im Universitätsmuseum für Zeitgenössische Kunst.
Die 43 Studenten eines als links geltenden Lehrerseminars im südmexikanischen Ayotzinapa waren im September 2014 verschwunden, als sie zu einer Demonstration nach Mexiko-Stadt reisen wollten. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft wurde die Gruppe im Süden des Bundesstaates Guerrero von korrupten Polizisten verschleppt und an die Drogenbande Guerreros Unidos ausgeliefert.
Bandenmitglieder sollen sie für Angehörige eines verfeindeten Kartells gehalten, auf einer Müllkippe ermordet und ihre Leichen dann verbrannt haben.
Unabhängige Experten der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte zweifeln an den Ergebnissen der offiziellen Ermittlungen. Die Regierung wurde wegen der schleppenden Aufarbeitung des Falls international kritisiert
Bei der Eröffnung sagte Ai, das Thema habe ihn nicht nur als Künstler, sondern auch als Mensch bewegt. «Wenn du hörst, dass jemand verletzt wird, dass der Junge deines Nachbarn niemals wiederkommt, und nach vier Jahren hat die Regierung die Sache immer noch nicht abgeschlossen - was für eine Regierung ist das dann? In was für einer Gesellschaft leben wir?»
Ai hatte sich in seinem Heimatland China wiederholt kritisch zur Regierung positioniert und war dafür zwischenzeitlich inhaftiert worden. Zu seiner Materialwahl für das jüngste Kunstwerk sagte er, er habe Lego stets als «demokratisches» Medium verstanden. «Jeder kann es verwenden, jeder erkennt es», sagte der Künstler. Ausserdem gefalle ihm, dass die einzelnen Steine seiner Porträts an Computerpixel erinnerten.
(SDA)