Ausgerechnet im Jahr der No-Billag-Abstimmung baut SRF das Web-Angebot aus. Mit «Nr. 47» produziert der Sender erstmals eine fiktionale Serie ausschliesslich fürs Web. Die Serie dreht sich um die jungen Bewohner eines Wohnblocks mit der Nummer 47 in Bern. Dabei stehen Themen wie Stress, Liebe, Freundschaft und Ausländerfeindlichkeit im Zentrum. «Wir müssen dort hingehen, wo die Jungen sind, und diese sind vor allem im Netz und schauen nicht mehr herkömmliches TV», begründet Stefano Semeria, Bereichsleiter Junge Zielgruppe bei SRF, gegenüber BLICK die Internet-Offensive.
Alle Mitwirkenden, sowohl vor als auch hinter der Kamera, sind Talente aus der Schweiz und unter 30 Jahre alt. Bisher bekannte Gesichter der Jugend-Serie sind die Nachwuchsschauspieler Elsa Langnäse (20) und Gabriel Noah Maurer (24). Die ersten 20 Folgen von «Nr. 47» sind ab Mitte Mai online verfügbar. Die Dreharbeiten beginnen in diesen Tagen. Mit 2000 bis 3000 Franken pro Sendeminute betragen die Kosten nur einen Viertel von Fernsehserien wie «Wilder» oder «Der Bestatter» (siehe Kasten).
«Es ist fraglich, ob für so etwas Gebührengelder eingesetzt werden sollen»
Nicht alle freuen sich über den Internet-Ausbau des mit Gebühren finanzierten Senders. «Die SRG interpretiert den Service-public-Auftrag mangels effektiver Leitplanken im Onlinebereich sehr grosszügig», ärgert sich Andreas Häuptli. Der Geschäftsführer des Verbandes Schweizer Medien beobachtet die Online-Aktivitäten deshalb äusserst kritisch: «Vor gut zwei Wochen wurde die trashige Webserie ‹Zwei am Morgen› lanciert, die sicher nicht zum Kernauftrag gezählt werden kann. Es ist höchst fraglich, ob für so etwas Gebührengelder eingesetzt werden sollen.»
Ähnlich kritisch tönt es vonseiten der AZ Medien, zu denen die privaten Fernsehsender Tele Züri, Tele Bärn und Tele M1 gehören.
«Die fortwährende Ausweitung der Programminhalte mit Web-only-Produktionen erachten die AZ Medien als kritisch und nicht dem Auftrag der SRG entsprechend», sagt Unternehmenssprecherin Monica Stephani.
«Die Jungen zahlen auch Gebühren»
Für SRF-Direktor Ruedi Matter ist es wichtig, dass die Sender auch die Zuschauer der Altersgruppe zwischen 15 und 29 Jahren bei der Stange halten. SRF 1 und SRF zwei sind mit einem Marktanteil von 11,8 respektive 11 Prozent zur Primetime die erfolgreichsten Sender bei den Jungen und liegen damit vor dem nächsten Konkurrenten ProSieben. Doch die Jugend bewege sich vor allem online, betont Matter. So schätzt dieses Publikum die jungen Webserien: Mit bis heute 10 Millionen Videostarts ist «True Talk» – mit Menschen vor der Kamera, die mit Vorurteilen anderer zu kämpfen haben – die erfolgreichste SRF-Webserie überhaupt. «S.O.S. – Sick of Silence», die Webserie, in der junge Menschen über ihre chronischen Erkrankungen sprechen, verzeichnet bislang über 700'000 Videostarts.
Bei beiden Formaten fallen über 80 Prozent der Nutzung auf die Zielgruppe der unter 35-Jährigen.«Die Jungen zahlen auch Gebühren», verteidigt Matter die neue Web-Serie «Nr. 47». «Deshalb müssen wir ihnen online etwas anbieten. Und daneben gehört es auch zu unserem Auftrag, Experimente zu wagen und etwas auszuprobieren.»
Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.
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