Da reiben sich Serien-Junkies die Hände: SRF und Co. setzen 2017 voll auf serielle Produktionen. Beflügelt vom «Bestatter», der zum Neustart wieder 775'000 Zuschauer holte, produziert der Sender gleich drei neue Reihen. SRF-Fiktionschef Urs Fitze (59) erklärt den Boom: «Serien bieten den Zuschauern ein hohes Mass an emotionaler Bindung. Wir begleiten Menschen und deren Lebensgeschichten über einen längeren Zeitraum. Das schafft Vertrautheit und Verbundenheit.»
Reaktion auf Netflix
SRF reagiert mit urbanen und jungen Serien vor allem auf den Erfolg von Streaming-Anbietern wie Netflix oder Amazon. Im Herbst läuft die achtteilige Serie «Seitentriebe» von Filmemacherin Güzin Kar (49) an. «Sie beschäftigt sich auf humorvolle Weise mit Sex und Liebe und stellt die Frage, was moderne Langzeitbeziehungen zusammenhält», erklärt Fitze.
Urban und modern soll auch der Zweiteiler «Private Banking» von Regisseurin Bettina Oberli (44, «Die Herbstzeitlosen») werden. Er erzählt, wie eine Privatbank am Ende des Bankgeheimnisses ums Überleben kämpft. Die beiden Episoden kommen Ende Jahr.
Ein weiterer Trend: Krimi-Handlungen, die in Landschaftsbilder gepackt werden, wie die Serien-Hits «Top of Lake» und «Broadchurch». Auch hier springt SRF auf den Zug auf: «Wilder» spielt in einem Bergdorf. Als ein umstrittenes Ferienresort vor der Vollendung steht, wird die Tochter eines arabischen Investors entführt.
Zuschauer sind süchtig
Warum sind die Zuschauer süchtig nach Serien? «Handlungen und Figuren können komplexer, vielschichtiger und länger erzählt werden», erklärt Fitze. Als Beispiel nennt er die Entwicklung von Walter White in «Breaking Bad». Der mutiert vom korrekt-langweiligen Chemielehrer zum Drogendealer und kaltblütigen Killer.
Vor allem Netflix entwickelt seine Stoffe klug weiter. Der Streaming-Anbieter begeistert für seine Eigenproduktionen vermehrt hochkarätige Stars und scheut sich nicht, Risiken einzugehen und auf ungewöhnliche Stoffe zu setzen. So trumpft die Horror-Komödie «Santa Clarita Diet», die ab Februar verfügbar ist, mit Drew Barrymore (41) in der Hauptrolle auf und widmet sich dem Tabuthema Kannibalismus. Auch Science-Fiction donnert wieder aus dem schwarzen Loch: «Star Trek Discovery» startet im Mai.
Junge streamen
Streaming-Dienste kommen vor allem beim jungen Publikum an: Nach einer neuen Studie von Mediapulse sitzen 15- bis 29-jährige Deutschschweizer nur 57 Minuten pro Tag vor dem TV-Apparat. Lineares Fernsehen ist out, heute macht man lieber Binge-Watching vor dem Laptop.
Ist die gute alte TV-Kiste wirklich tot? Nein, die Öffentlich-Rechtlichen in Deutschland setzen auf klassische Familiengeschichten und bedienen so immer noch ihr eher älteres Publikum. ZDF macht das gleichnamige Wiener Luxushotel im historischen Zweiteiler «Das Sacher. In bester Gesellschaft» zum Schauplatz eines Gesellschaftsdramas. Ausgestrahlt wird die Serie am 16. und 18. Januar. Das Erste zeigt mit dem Sechsteiler «Charité» erstmals eine historische Spitalserie.
Ob Kannibalismus oder Bankgeheimnis, das Prinzip bleibt das Gleiche: Serien funktionieren, weil die Charaktere zum erweiterten Bekanntenkreis werden. Fitze weiss: «Serien-Figuren sind wie Freunde, die wir immer wieder gerne treffen und mit denen wir hoffen und bangen.»
«Bestatter»
Auch die fünfte Staffel mit Mike Müller holt wieder hohe Marktanteile um die 40 Prozent.
«Wilder»
Darin geht es um ein fiktives Bergdorf, in dem die Tochter eines arabischen Investors entführt wird. Vermutlich erst 2018 im Programm.
«Bestatter»
Auch die fünfte Staffel mit Mike Müller holt wieder hohe Marktanteile um die 40 Prozent.
«Wilder»
Darin geht es um ein fiktives Bergdorf, in dem die Tochter eines arabischen Investors entführt wird. Vermutlich erst 2018 im Programm.