Art Basel
Art Basel: Schillernde Künstlerkritik für Millionen

Repolitisierte Kunst und Verkäufe in Millionenhöhe: Die Kunstmesse Art Basel bewegt sich wieder auf dem Terrain der Extreme.
Publiziert: 13.06.2018 um 15:40 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 21:13 Uhr
Bundespräsident Alain Berset (l) und Art-Basel-Direktor Marc Spiegler vor «Non-Orientable Nkansa II» (2017) des Ghanaers Ibrahim Mahama in der Ausstellung Unlimited im Rahmen der Art Basel. Die Ansammlung von Schuhputzer-Kisten ist eines von vielen politischen Kunstwerken, die heuer zu sehen sind.
Foto: Keystone/PETER KLAUNZER

Sie glänzt und glitzert und besteht aus 40'000 Schusspatronen, die auf den Besucher gerichtet sind. Robert Longo hat aus ihnen eine Kugel gebildet, die auf der Art Basel eines der beliebtesten Smartphone-Motive ist.

Mit «Death Star II» spielt der amerikanische Künstler auf die zunehmenden Amokläufe und Massenschiessereien in den USA an. Für 1,5 Millionen Euro wurde die schillernde Kunstkritik noch vor der Publikumseröffnung der Art Basel an diesem Donnerstag verkauft.

Den Trend zur Repolitisierung der Kunst illustrieren auf der Art Basel auch Hunderte Schuhputzerschachteln aus Ghana des afrikanischen Künstlers Ibrahim Mahama und die Installation «Freiheit kann man nicht simulieren» von Rirkrit Tiravanija in der Galerie «neugerriemschneider» aus Berlin.

Hochaktuell ist auch die Videoinstallation «Incoming» von Richard Mosse, der mit einer Wärmebildkamera - wie sie normalerweise beim Militär benutzt wird - Rettungsaktionen und Lebensbedingungen von Migranten zeigt.

Man habe wieder viele politische Statements auf der Messe vertreten, sagt der Direktor der Weltmesse für moderne und zeitgenössische Kunst, Marc Spiegler. Bis noch vor zwei Jahren etwa wurde auf der alljährlichen Pressekonferenz der weltweit grössten Branchenmesse lieber von neuen Kunstmärkten statt Politik geredet. Ob das Comeback der kritischen Kunst auf der Art Basel nur ein Instrument im Rennen um die Top-Position im Kunst-Business ist, bleibt abzuwarten.

Auch die «#MeToo»-Debatte ist in Basel eingezogen, wie das Rahmen-Programm der Art Basel zeigt. Die Kunstwelt sei im Wandel begriffen, sagt Spiegler. Wie der 50-Jährige erläutert, sind auf der Messe etwa 30 Prozent der Galerien im Besitz von Frauen. Zu ihnen gehören Helga de Alvear aus Madrid, Marianne Boesky aus New York und Nathalie Obadia aus Paris.

Innerhalb weniger Stunden wurden bereits am Dienstag auf der Art-Basel-Preview für Sammler und VIP’s wieder dicke Geschäfte abgeschlossen. Die ersten Verkäufe der 291 Galerien aus 35 Ländern wurden fast im Minutentakt bekannt.

Die Nische der Pace Gallery aus New York war fast ausverkauft. Den Besitzer wechselten Werke von Lee Ufan, Robert Ryman und ein Gemälde von David Hockney für 2,1 Millionen Euro.

Auf der bis 17. Juni dauernden Art Basel werden rund 4000 Künstler gezeigt, darunter Klassiker der Moderne und Stars der zeitgenössischen Szene wie Ai Weiwei, Jeff Koons und Damien Hirst.

Wie Art-Basel-Direktor Spiegler erklärt, verzeichneten die Galerien 2017 einen Umsatz, der über der 50-Millionen-Dollar-Grenze lag.

Bei der Zürcher Galerie Gmurzynska wechselte für 900'000 Euro ein Gemälde von Roberto Matta den Besitzer, ein Picasso war für 8 Millionen Euro reserviert. Zu den Schätzen der Galerie zählte auch eine der wenigen «Schachteln im Koffer» von Marcel Duchamp. Das tragbare Mini-Museum mit kleinen Reproduktionen seiner bekanntesten Werke, darunter das berühmtes Pissoir, stand aber zunächst noch für 1,3 Millionen Euro zum Verkauf.

Verfasserin: Sabine Glaubitz, dpa

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