Er war selber «Tatort»-Ermittler und weiss, wie es sich anfühlt, wenn man aufhören muss: Der Bündner Andrea Zogg (61) prophezeit seinem alten Schulkollegen Stefan Gubser (62), der morgen Sonntag (SRF 1, 20.05 Uhr) seinen Dienst quittiert, rosige Zeiten. Die Rolle als knorriger Wachtmeister Reto Carlucci im Berner «Tatort», die Zogg ab 1990 dreimal spielte, habe ihm nur Glück gebracht. «Schon kurz darauf rief mich Xavier Koller an und gab mir eine Rolle in seinem oscargekrönten Film ‹Die Reise der Hoffnung›.» Viele Engagements folgten. Heute gehört Zogg zu den wenigen Schweizern, die von der Schauspielerei angenehm leben können.
Zogg und Gubser sind Jahrgänger und alte Schulkollegen. Sie spielten schon im Internat in Schiers GR zusammen Theater. «Als wir einmal einen Auftritt im Stadttheater Chur mit Handkes ‹Publikumsbeschimpfung› hatten und unseren Erfolg feuchtfröhlich feierten, beschlossen wir bei der Rückkehr ins Internat, dass wir Schauspieler werden wollten», erinnert sich der Bündner Mime.
Beide wurden TV-Ermittler
Gubser wurde später zum smarten Eurocop, Zogg mauserte sich zum urwüchsigen «Schweizer Schimanski» – sein Markenzeichen war die Lederjacke. «Wir wurden also beide Ermittler. Am Sonntag können wir sagen: ‹Wir sind es beide gewesen›», sagt Zogg mit Schalk.
In Gubsers Abschieds-«Tatort» stehen die alten Freunde nochmals gemeinsam vor der Kamera. «Ich spiele einen schmierigen Regierungsrat, der sich überall rauswinden will», erklärt der in Tamins GR und Zürich lebende Schauspieler. Wie immer habe er sich mit Gubser am Set blendend verstanden.
Zogg war früher ja auch Gubsers Chef im Schweizer «Tatort». Als SRF 2011 wieder in die Reihe einstieg, spielte er vier Mal den Kripochef Ernst Schmidinger. Die Rolle wurde später gestrichen, weil es zu viel Personal auf der Justizseite gab. Geblieben ist nur Regierungsrat Eugen Mattmann, dargestellt von Jean-Pierre Cornu (70). «Man wollte meine Figur zwar noch sporadisch einsetzen, aber das wollte ich dann nicht», so Zogg.
Kapitalfehler mit der ersten Episode
Der Bündner, der mit der Autorin und Regisseurin Eva Roselt (59) liiert ist und drei Söhne hat, erinnert sich trotzdem gern an den «Tatort». Er bedauert nur, dass der Luzerner Krimi von Anfang an unter einem schlechten Stern gestanden habe. «Dass man schon an der ersten Folge herumwerkelte, war ein Kapitalfehler. Davon hat er sich nie mehr ganz erholt.»
Aber das seien jetzt dann Tempi passati. Seinem Schulfreund Gubser sagt er: «Lassen wir uns nicht mehr zu sehr stressen. Wir haben beide genügend gearbeitet. Lass uns auch das Leben geniessen!»