Normalerweise spielt er die bösen Buben, doch nun jagt er sie: Anatole Taubman (48) spielt in «Stürm: Bis wir tot sind oder frei», dem ersten Kinofilm über den St. Galler Ausbrecherkönig Walter Stürm (1942–1999), die Rolle des Staatsanwalts Rothenburg.
«Ich hätte mir in meinen wildesten Träumen nicht vorstellen können, je einmal einen Staatsanwalt spielen zu dürfen. Das war für mich einer der Hauptgründe, bei diesem Projekt sofort zuzusagen», freut sich Taubman, der im neuen Film von Regisseur Oliver Rihs (47), («Achtung, fertig, WK!») neben Joel Basman (29) und Marie Leuenberger (39) vor der Kamera steht. Mit einem Budget von 4,6 Millionen Franken wird es voraussichtlich der teuerste Schweizer Film des Jahres und soll 2020 ins Kino kommen.
«Bösewichte sind meist die spannenderen Figuren»
Die Rolle des Strafverteidigers ist eine atypische Rollenwahl für Anatole Taubman, der sonst in seinen Filmen meist auf der anderen Seite des Gesetzes steht und als Bösewicht in Kinohits wie «James Bond 007: Ein Quantum Trost» und «96 Hours» auch international Erfolge feierte.
«Antagonisten sind meist die spannenderen Figuren zum Spielen», so Taubman. Denn es gebe viel mehr Arten, das Böse darzustellen. Doch auch das Gute habe seine Tücken: «Die grösste Herausforderung in diesem Film ist für mich, als Staatsanwalt glaubhaft und wahr rüberzukommen», erklärt Taubman. «Rothenburg ist eben kein Bösewicht, sondern ein altväterlicher, radikaler SVPler, der zu hundert Prozent von seiner Meinung überzeugt ist.»
«Auch ich sah ihn als Robin Hood»
Die Figur seines Gegenspielers, Bankräuber Walter Stürm, hat den Schauspieler schon in seiner Jugend bewegt: «Ich war ein Teenager, und es hat mich damals fasziniert, dass er aus allen Gefängnissen ausgebrochen ist», erklärt Taubmann. Zwischen 1974 und 1995 kann Stürm insgesamt acht Mal aus einer Strafanstalt fliehen – eine kriminelle Karriere, wie sie die Schweiz bisher nicht gesehen hatte. Bei einem Fluchtversuch bleibt Stürm sogar absichtlich zurück, um einem Wärter, den ein anderer Flüchtender mit dem Messer verletzt hatte, die Hand zu verbinden.
Durch solche Aktionen wurde Walter Stürm bei der Jugendbewegung der 80er-Jahre und der politischen Linken bald zu einem gefeierten Helden. Taubmann: «Auch ich sah ihn damals als eine Art Robin Hood.»
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