Keiner begeistert mit seinem Mix aus Volksmusik und Rock 'n' Roll so wie Andreas Gabalier (36). Mit seinen Hits füllt er ganze Stadien, jetzt kommt er mit seinem ersten Weihnachtsalbum und einer eigenen TV-Show. Vor allem die weiblichen Fans liegen dem österreichischen Superstar zu Füssen, Macho-Allüren zeigt er beim Telefoninterview keine, ganz im Gegenteil. Gabalier kokettiert mit Klischees und gibt sich bodenständig – er ist am Putzen.
Haben Sie nicht jemanden, der die Hausarbeit für Sie erledigt?
Andreas Gabalier: Natürlich wäre das schön, wenn das wer anders machen würde (lacht). Aber die Realität ist, dass ich grad in der Unterhose auf den Knien rumrutsche und versuche, den Wachs aus dem Teppich zu bügeln, weil ich eine Kerze verschüttet habe. Putzen und Bügeln, das mache ich selber. Am Vormittag laufen bei mir Musik und der Staubsauger, das ist für mich der Inbegriff von Wohnen, ein Stück altes Leben. Dann mache ich Frühstück und bekomme oft Besuch von meinen Kumpels aus der Nachbarschaft. Zweimal im Jahr lasse ich von einer Reinigungsfirma gründlich sauber machen. Zum Putzen brauche ich keine Freundin.
Apropos Freundin: Sie werden dieses Jahr bereits zum zweiten Mal als Single Weihnachten feiern. Wie fühlt sich das Single-Leben an?
Natürlich war das letztes Jahr etwas komisch nach meiner langjährigen Beziehung. Aber daheim im Kreise meiner Familie und Freunde vermisse ich nichts, mir gehts gut, so wie es ist. Ich bin nicht auf der Suche. Was die Liebe angeht, das wird die Zukunft zeigen. Ich habe ein gutes Jahr hinter mir, auch wenn es etwas anders verlaufen ist als erwartet.
Sie rocken die Weihnachtszeit mit einer eigenen Show und einem Album. Warum jetzt?
Nach meiner grossen Stadiontour habe ich im vergangenen Jahr eine Pause angekündigt. Aber ich bin nicht für Pausen gemacht, darum kam die Idee für eine Weihnachtsplatte. Im letzten Dezember sind wir nach Nashville geflogen und haben dort amerikanische Swing-Lieder aufgenommen, mit Orchester und Gospelchor. Es gibt nicht nur Rock 'n' Roll-Nummern, wir haben auch Emotionales und Besinnliches aus Österreich für unter den Christbaum eingespielt.
Wie sieht es denn unter dem Christbaum von Andreas Gabalier aus?
Es ist ein grosses Verwandtschaftstreffen, und es gibt jedes Jahr Fondue, damit niemand stundenlang in der Küche stehen muss. So bleibt mehr Zeit fürs Beisammensein, das dauert oft bis nach Mitternacht.
Darf man das in Zeiten von Corona?
Ich denke schon. Als Familie darf man sich das Beisammensein nicht nehmen lassen.
Und wie schaut es mit Geschenken aus?
Ich versuche, das ganze Jahr grosszügig zu sein, dort, wo es gebraucht wird. Traditionellerweise schenken wir uns einfache Dinge wie Schokolade, eine gute Flasche oder was zum Skifahren. Es geht mehr um die Geste. Der Erfolg hat daran nichts geändert, es dreht sich nicht ums Materielle, darüber definieren wir uns nicht. Eine fette Uhr oder ein dickes Auto, das macht nicht glücklicher. Schön ist, alles zu haben, was man braucht, und nicht jeden Euro umdrehen zu müssen. Finanzielle Sorgen, das kenne ich noch aus der Kindheit.
Was haben Sie sich damals zu Weihnachten gewünscht?
Ich wäre gerne verreist, aber die Ferien haben wir immer bei den Grosseltern verbracht. Und ich habe oft die Sachen vom älteren Bruder oder der Cousins bekommen statt ein neues Fahrrad. Aber am Wesentlichen hat es uns nie gefehlt. Heute gönne ich mir ein cooles Bike und bin dankbar, dass ich ein sorgloses und schuldenfreies Leben an einem so schönen Platz führe. Umgeben mit guten Nachbarn, die ein Auge auf mein Haus haben, wenn ich unterwegs bin. Das ist mehr wert als jeder materielle Luxus.
Sie lieben die Bühne und das Publikum. Wie haben Sie das Corona-Jahr überstanden?
Ich habe einen tollen Sommer erlebt. Um Freunde zu unterstützen, habe ich in einer Bar in Velden am Wörthersee ausgeholfen. Da hat man nicht viel gemerkt von Corona, es hat sich angefühlt wie damals in meinen Studienzeiten. Barkeeper und Bademeister, was gibt es Cooleres, dafür habe ich auch meine Prüfung als Rettungsschwimmer erneut abgelegt.
Sie haben auch ziemlich zugelegt, nicht wie viele andere am Bauch, sondern an Muckis!
Ich hatte schon immer einen grossen Bewegungsdrang und habe viel Sport gemacht. Wegen Corona war es noch mehr, weil ich viel Zeit habe.
Da motiviert Sie Ihr Landsmann Arnold Schwarzenegger, ihr seid Bodybuilder-Buddies ...
Ja klar, wir sind beide aus der Steiermark! Er begleitet mich schon lange, als Freund und Mentor. Er ist die absolute Nummer 1, nicht nur wenn es ums Bankdrücken geht. Ich halte mich an seine Six Rules of Success, also an seine sechs Erfolgsregeln. Das Wichtigste dabei: Nicht auf Neinsager hören und arbeiten wie die Hölle. Das hilft nicht nur, wenn man Alpen-Rocker werden will, sondern auch für andere Lebensziele.
Was macht einen Mann stark?
Vor allem Training und gutes Essen. Die Ernährung macht es aus; was man in sich reinschaufelt, so schaut man aus. Bei mir kommt fast alles von meinen Nachbarn von der Alm auf den Tisch, da weiss man, was drin ist. Dazu dunkle Schokolade, regelmässig eine Hopfenkaltschale und die nötige Portion an Geselligkeit – das macht stark.
Sie sind mit Ihrem Bike auch schon durch die Schweiz gefahren. Kommen Sie uns wieder mal besuchen?
Dafür ist es jetzt zu kalt, das Bike bleibt bis zum Frühling verstaut. Aber ich liebe die Schweiz, es ist mein Lieblingsland, die einzige Alternative gleich nach Österreich. Ich habe mir über meiner Badewanne einen Fernseher einbauen lassen, da schau ich spätabends oft Dokumentarfilme; und grad kürzlich lief einer über die schönsten Schweizer Bahnstrecken, da gehts superschön durch die Weinberge in der französischen Schweiz. Mein erstes Konzert im Hallenstadion, das vergesse ich nie. Man hatte mich gewarnt, dass die Schweizer etwas stiller sind und dass ich nicht enttäuscht sein soll – aber die sind voll abgegangen.
Was macht Corona mit Ihrem Gemüt?
Emotional geht es mir gut, man muss das Beste aus jeder Situation machen. Das Leben ist kein Ponyhof, unsere Grosseltern haben auch schwere Zeiten durchgemacht. Natürlich ist diese Pandemie lästig und nervig, es macht vieles kaputt, besonders wirtschaftlich. Aber auch das wird vorbeigehen, und als Künstler muss man kreativ bleiben. Ich freue mich, in meinem neuen Studio zu arbeiten, und das Wirtshaus Gabalier steht für Freunde immer offen.
Was auffällt: Auf Instagram haben Sie 263'000 Follower, selber folgen Sie gar niemandem, nicht mal Arnie. Warum?
Ich mags lieber, wenn man mir folgt (lacht). Social Media ist ‹Part of the Game›, aber es interessiert mich nicht so besonders, ich hänge nicht gern ständig am Computer oder dem Handy rum. Seit einem Jahr benutze ich auch kein Whatsapp mehr. Wenn ich einen Tag lang bei Aufnahmen war und danach aufs Handy schaute, hatte ich bis zu achtzig Nachrichten. Da kam auch lauter Blödsinn aus Gruppen mit Kollegen. Mit Freunden telefoniere ich lieber oder schreibe ein SMS, das reicht.