Adelsspross Moritz von Hohenzollern (39) wird Chefkoch in Zürcher Traditions-Restaurant
Hier steht ein Prinz am Herd

Adel verpflichtet – auch wenn es darum geht, seinen Herzenswünschen zu folgen. Für Moritz Prinz von Hohenzollern ist es die Kochkunst. Seine Leidenschaft hat er über Umwege zum Beruf gemacht. Nun steht er ab Mitte Januar im Zürcher «Münsterhof» am Herd.
Publiziert: 02.01.2020 um 23:16 Uhr
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Moritz Prinz von Hohenzollern ist der neue Küchenchef im «Münsterhof» in Zürich.
Foto: Philippe Rossier
Katja Richard

Kein Siegelring mit Familienwappen, dafür ein silberner Armreif mit der Inschrift «Follow your dreams». Moritz von Hohenzollern (39) schaut ihn liebevoll an: «Den hat mir meine Mutter geschenkt.» Von Hohenzollern ist ein waschechter Prinz aus dem deutschen Hochadel, ein Titel, der ihn aber nie sonderlich interessiert hat. Dafür brannte er schon als kleiner Junge für alles, was in der Küche glänzte, duftete und schmeckte. «Meine Eltern waren beide leidenschaftliche Köche, und wir verbrachten so viel Zeit miteinander. Diese Leidenschaft hat sich auf mich übertragen.»

Ab Mitte Januar ist er neuer Küchenchef im Traditionsrestaurant Münsterhof von Gastrokönig Michel Péclard (52) in Zürich. Als Gastgeberin steht ihm Iris Petermann zur Seite, die mit ihrem Mann und Spitzenkoch Horst Petermann (75) die legendäre «Kunststuben» in Küsnacht ZH führte – ein Ort, an dem auch Grössen wie Popstar Tina Turner (80) gern dinierten. Abgehoben ist das «Münsterhöfli» nicht, im Parterre werden in der Weinstube währschafte Schweizer Klassiker wie Fleischvögel, Ghackets mit Hörnli oder Fleischkäse serviert. Verspielter und hochklassiger wirds im ersten Stock zwischen Blumenarrangements und ausgesuchter Kunst mit Gourmetküche. Für von Hohenzollern ein Traumjob: «Ich habe mich noch auf keine Stelle so gefreut, wie auf diese. Mit jemandem wie Iris zu arbeiten, ist schlicht eine Ehre.»

Vor der Anwaltsprüfung rebellierten bei ihm Körper und Seele

In den ersten Stock des «Münsterhöfli» ist der Prinz auf Umwegen gekommen, eigentlich ist er Jurist. Aber bereits im Lyceum in Zuoz GR und auch an der Uni Zürich verbrachte er die Zeit lieber hinter Kochtöpfen statt Büchern. Jedes Wochenende versammelten sich Freunde zum Gaumenschmaus bei ihm – eine inspirierende Zeit. «Ich bin besessen vom Besserwerden.» Allerdings nicht als Jurist: «Aus mir wäre wohl ein mittelmässiger Anwalt geworden, aber kein glücklicher», so von Hohenzollern. Als es auf die Anwaltsprüfung zuging, rebellierten Körper und Seele. Das blieb nicht unbemerkt, seine drei besten Freunde nahmen ihn zur Seite, und auch seine Mutter redete ihm ins Gewissen: «Du musst das machen, was du wirklich liebst und am besten kannst: Kochen!»

In der Küche hat von Hohenzollern fast seinen Daumen verloren

Damals schenkte ihm die Mutter den silbernen Armreif, und er folgte seinem Traum. In London machte er das «Cordon Bleu»-Diplom, gründete eine eigene Cateringfirma und verdiente sich seine Sporen beim berühmt-berüchtigten TV-Starkoch Gordon Ramsay (53) ab, der seine Mitarbeiter auch mal nach handfester Manier zurechtweist. «Einmal sauste eine heisse Pfanne mit voller Wucht in meine Richtung, allerdings hatte nicht ich sie stehen lassen», so von Hohenzollern lachend. Die Küche sei ein gefährliches Pflaster, einmal hat er fast seinen Daumen verloren, weil ihn jemand aus Versehen geschubst hatte: «Jeder Koch ist voller Schnitt- und Brandnarben, das gehört dazu.»

Wieder nach Zürich ist von Hohenzollern wegen seiner Familie gekommen. Vor dreieinhalb Jahren sind seine Zwillingstöchter zur Welt gekommen, seine Frau Heidi stammt ursprünglich aus Kolumbien. Anders als die meisten professionellen Chefs kann er auch daheim das Kochen nicht lassen. «Ich möchte meinen Töchtern mitgeben, was ich auch von meinen Eltern bekommen habe: die Liebe zu diesem Reichtum an Geschmäcken.»

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