Vor vier Jahren stürmte Adel Tawil (38) mit seinem ersten Solo-Album «Lieder» die Charts. Sowohl daheim in Deutschland als auch in der Schweiz. Dann wurde es ruhig um ihn. Aus gutem Grund, wie er jetzt – kurz bevor sein Album «So schön anders» erscheint – zu BLICK sagt: «Für mich war es eine turbulente Zeit, sowohl privat als auch musikalisch.»
«Ich rede über Privates nicht viel, ich singe darüber»
Tawil musste die Trennung von Ehefrau Jasmin (34) nach 13 gemeinsamen Jahren verarbeiten. Zudem verletzte er sich im vergangenen Sommer bei einem Kopfsprung in einen Pool an der Halswirbelsäule. Es war grosses Glück, dass er wieder gesund wurde. «Diese Dinge thematisiere ich auch auf dem Album. Ich rede über Privates nicht viel, ich singe darüber», sagt er. Und spricht dann doch: «Wenn man so lange eine Beziehung hatte, muss man das erst mal verdauen. Das hat seine Zeit gebraucht.»
«Wenns mal scheisse kommt, dann richtig»
«Ich hätte nicht gedacht, dass mein Vater recht behält, als er sagte: ‹Wenns mal scheisse kommt, dann richtig.›» Er habe auf der einen Seite alles erreicht, was er sich gewünscht habe. «Wenn du dann aber merkst, dass auf der anderen Seite alles zusammenbricht, kannst du dich stundenlang fragen, warum. Trotzdem muss ich optimistisch in die Zukunft schauen, sonst könnte ich ja gleich aufgeben.»
Positiv zu denken, sei für ihn wichtig, was er auch mit seiner Musik ausdrückt. «Im Song ‹Ist da Jemand› geht es um das Gefühl, das ich hatte, wenn man nach einer Trennung denkt: Gibt es überhaupt noch jemanden, der dich versteht? Und ihm sei wichtig gewesen zu sagen: «Ja, da ist jemand.»
Beinahe wurde er Opfer des Terroranschlags in Berlin
Ein anderes Werk auf Tawils Album trägt den Titel «Gott steh mir bei». Kein explizit religiöses Lied, erklärt er: «Als der Anschlag im Bataclan in Paris passierte, war das unfassbar. Man ist betroffen, schockiert und fleht nach irgendetwas. Es ist ein Song über die Verzweiflung, über den Scherbenhaufen, vor dem wir stehen. Und dann ereignete sich der Anschlag in Berlin.»
Tawil wohnt direkt neben dem Weihnachtsmarkt, auf dem ein Terrorist im vergangenen Dezember mit einem LKW in eine Menschenmenge raste. «Ich wollte sogar selbst auf den Weihnachtsmarkt und habe dann die Sirenen gehört. Das war erschreckend. In dieser Hilflosigkeit habe ich mich gefragt: Was kann ich jetzt als Musiker machen? Musik!»
Er setzte sich ans Klavier, sang und stellte das Video auf Facebook. Bisher erhielt es über 500'000 Likes. «Ich bin Berliner, habe aber ägyptische und tunesische Wurzeln. Mir war es wichtig, dass jemand mit meinem Hintergrund so ein Statement macht. Ich finde, mehr Menschen könnten sich hinstellen und sagen: ‹Nein, das geht nicht.›»
Bei «Happy Day» überrascht er einen Fan
Nun ist Adel Tawil nach Zürich gekommen. In der SRF-Sendung «Happy Day» überrascht er heute Abend einen jungen Fan, der mit ihm singen darf. «Ich war schon mal zu Gast bei ‹Happy Day› und habe gesungen. Ich hab gesagt, wenn ich noch mal dabei bin, möchte ich auch Teil der Sendung sein. Leute zu überraschen, ist das Allergeilste.»
Ab Sommer geht Adel Tawil auf Tour, in deren Rahmen er am 1. November in Zürich haltmacht. Sein Album «So schön anders» ist seit gestern im Handel.