Absinth besteht hauptsächlich aus der grünlichen Wermut-Pflanze sowie zwischen zehn und 15 weiteren Kräutern und wird mit Wasser verdünnt. So erhält die Spirituose ihre milchigweisse bis grünliche Farbe, weshalb sie auch «grüne Fee» (fée verte) genannt wird. Von 1910 bis 2005 war Absinth in der Schweiz verboten.
Erfunden wurde der Absinth in Couvet NE, wo der aus Preussen geflüchtete französische Arzt Pierre Ordinaire praktizierte. Er brachte ein Heilelixier mit, das gegen Rheumatismus, Magenbeschwerden, Wurmbefall und vieles mehr half.
1767 kam das Elixier einer Kräuterfrau aus der Gegend in die Hände, die das Gebräu zu einem alkoholischen Getränk destillierte. Damals dürfte der Absinth noch sehr bitter gewesen sein, weiss Yann Klauser, Direktor des Maison de l'Absinthe.
Erst als Frauen begonnen hätten, Absinth zu trinken, seien die Rezepte wohlschmeckender geworden. Das Getränk sei mit Zucker versüsst und weiteren, im Tal wachsenden Kräutern verfeinert worden.
Das Originalrezept wurde 1797 unter anderem vom Schweizer Henri Louis Pernod erworben, der eine Absinth-Brennerei gründete. Mit dem zunehmenden Absatz in Frankreich verlegte Pernod die Produktion ins französische Pontarlier. Damit konnte er Zölle und Zollformalitäten umgehen.
Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs produzierte Pernod 19'000 bis 25'000 Liter Absinth pro Tag. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Absinth bei Künstlern chic.
Absinth war lange Zeit günstiger als Bier und Wein, erzählt Klauser. Der Alkoholismus wurde zunehmend zu einem Problem. Es gab Arbeiter, die ihren Wochenlohn umgehend vertranken.
Angebetet von Künstlern der Belle Epoque, wurde die Spirituose von Ärzten und Anti-Alkoholikervereinigungen zunehmend verteufelt und bekämpft. Es ging das Gespenst des Absinthismus um, der zu Übererregbarkeit und Halluzinationen führe, wie es hiess.
Auslöser für das Absinth-Verbot in ganz Europa und den USA war ein Mordfall im August 1905 in Commugny VD. Ein Familienvater tötete in einem Anfall von Wut seine schwangere Frau und seine kleinen Töchter.
Dass er zuvor neben zwei Gläsern Absinth auch Unmengen von Wein und Branntwein konsumiert hatte, wurde in den Berichten mehr oder weniger unterschlagen. Der Vorfall wurde in vielen Ländern zum Anlass genommen, die Herstellung und den Verkauf von Absinth zu verbieten.
In der Schweiz trat das Absinth-Verbot aufgrund einer eidgenössischen Volksinitiative am 7. Oktober 1910 in Kraft und währte 95 Jahre lang. In der Zeit der Prohibition entstand das Anis-Getränk Pastis, das ohne Wermut hergestellt wird.
Das Val-de-Travers litt wirtschaftlich unter dem Verbot, aber die Einwohnerinnen und Einwohner liessen sich nicht einschüchtern. Die Brennereien wurden in den Untergrund verlegt, und die Menschen, die illegal Absinth herstellten und schmuggelten, sahen sich nicht als gewöhnliche Delinquenten, sondern als Widerstandskämpfer.
Für eine Flasche Absinth seien in Zürich gut und gerne 400 Franken bezahlt worden, erzählt die Tochter des Destillateurs Willy Bovet in Môtiers. In diesem Familienbetrieb können Besucherinnen und Besucher verschiedene Sorten von Absinth degustieren und kaufen.
Jeder Produzent hat selbstverständlich sein Geheimrezept. Allgemein bekannt ist, dass neben dem Hauptbestandteil Wermut fast immer Anis, Fenchel, Melisse, Minze und Eisenkraut mit dabei sind.
Seit der Legalisierung des Absinth am 1. März 2005 haben sich im Val-de-Travers etwa 30 Brennereien etabliert. Sie produzieren zusammen 160'000 Liter Absinth pro Jahr. Die meisten Destillateure können entlang der Route de l'Absinthe besichtigt werden.
Die Route de l'Absinthe führt von Pontarlier quer durchs Val-de-Travers und ist ein Gemeinschaftsprojekt der Franzosen und der Schweiz. Die Strasse soll ebenfalls zum touristischen Aufschwung der Region beitragen. Die Maison de l'Absinthe liegt auf dieser Route und ist das Ziel der meisten Touristen.
Seit der Eröffnung am 3. Juli 2014 haben bereits 36'000 Personen das Zentrum besucht. Damit seien die Erwartungen um 20 Prozent übertroffen worden, freut sich Klauser. Mittlerweile stammten 70 Prozent der Besucher aus der Deutschschweiz. Aber auch Franzosen, Holländer, Belgier und sogar Amerikaner finden den Weg ins Museum.
98 Prozent sind Tagestouristen. Schön wäre es, wenn die Besucher länger bleiben würden, meint die Serviertochter eines Gasthauses. Das Angebot an Hotels und Restaurants sei in ihren Augen momentan zu klein.