Am frühen Mittwochabend, kurz vor 17 Uhr, entgleist ein ICE 75 im Bahnhof Basel auf dem Weg nach Zürich. Martin Schütz, Sprecher der Polizei Basel-Stadt zu BLICK: «Kurz vor 17 Uhr sind drei Waggons eines in den Bahnhof Basel hereinfahrenden ICEs der Deutschen Bahn entgleist. Die Verkehrspolizei untersucht den Grund der Entgleisung.» Unter den Waggons ist auch der Speisewagen des ICE.
«Die entgleisten Waggons fuhren einen Signalmast um. Dieser Signalmast touchierte die Fahrleitung. Dies löste einen Kurzschluss aus», erklärt SBB-Sprecher Daniele Pallecchi. Deshalb waren die Fahrleitungen im Bahnhof Basel SBB zunächst komplett ohne Strom. Mittlerweile sind die Gleise 14 bis 17 wieder befahrbar.
Der Bahnbetrieb Richtung Laufental ist somit wieder möglich. Die Züge nach Frankreich (ab Bahngleisen SNCF) waren nicht vom Stromunterbruch betroffen. Jedoch: In alle anderen Richtungen ist der Bahnbetrieb, auch nach Deutschland, vorläufig unterbrochen.
Rund 500 Reisende im Unglückzug
Ein Leserreporter war kurz nach dem Unglück vor Ort: «Es gab einen lauten Knall, dann habe ich zu den Gleisen gesehen. Dort hat es einen Zug aus den Gleisen gehauen», sagt er zu BLICK. Offenbar gab es einen Schaden an den Oberleitungen. «Die Leitungen lagen auf dem ICE. Es sah schlimm aus.»
Nach ersten Erkenntnissen ist die Stromleitung nicht schwer beschädigt. «Es gab lediglich einen Kurzschluss an der Fahrleitung. Der grössere Schaden ist an den Gleisen entstanden», heisst es aus SBB-Kreisen. Daraufhin wurden sicherheitshalber alle 15'000-Volt-Fahrleitungen im Bahnhof ausgeschaltet.
Mehrere Krankenwagen waren nach der Entgleisung vor Ort. Verletzte gibt es nach ersten Angaben aber keine. Die rund 500 Reisenden des ICE konnten den Zug über den vordersten Wagen am Perron verlassen.
Pendler-Chaos nach ICE-Crash
Zugreisende waren anfangs im Bahnhof gestrandet. Die Folge der Zugentgleisung: Verspätungen, Zugausfälle und Umleitungen. Mittlerweile sind mehrere Gleise wieder befahrbar. Die Züge der S-Bahn-Linien S1 und S3 verkehren planmässig. Zudem verkehrt ein Shuttle-Zug zwischen Basel SBB und Olten. Die Züge nach Frankreich (ab Bahngleisen SNCF) waren nicht vom Stromunterbruch tangiert. Der Fernverkehr ist vorläufig, auch in Richtung Deutschland, unterbrochen.
Hier die Empfehlungen der SBB für Reisende:
– nach Brugg AG, Zürich HB benützen die S-Bahn S1 nach Frick / Laufenburg und steigen in Pratteln um.
– nach Olten benützen die S-Bahn S3 nach Olten.
– nach Laufen + Delémont benützen die S-Bahn S3 nach Laufen / Porrentruy.
– nach Weil am Rhein benützen die Tramlinien 8 nach Weil am Rhein, Bhf./Zentrum.
– nach Freiburg (Breisgau) Hbf, Karlsruhe Hbf + Frankfurt (Main) Hbf benützen die Tramlinien 1 / 2 nach Bad. Bahnhof und steigen in Basel Bad Bf um.
Verärgerte Pendler und Reisende
Doch ganz reibungslos läuft der Ersatzverkehr nicht. Eine Pendlerin, die nach Olten fuhr, zu BLICK: «Es war eine Katastrophe. Zuerst standen wir nur rum und haben gewartet, wussten nicht wie es weitergehen soll. Dann ging alles ganz schnell. Hunderte Leute haben sich dann in die Tramlinie 14 gepresst. Das war total überfüllt.»
Ähnliches kritisiert ein Reisender auf Twitter. Der Vorwurf: Zu wenig Informationen!
Und das Pendler-Chaos ist noch nicht zu Ende. Im Moment stehen unzählige Reisende am Bahnhof Pratteln und warten auf einen Zug. Nicht alle werden in dem nächsten Zug, der einfährt, Platz finden.
Währenddessen laufen die Aufräumarbeiten in Basel an. Der erste Schritt ist die Aufgleisung des Unfallzugs. Hierzu wird ein Schienenkran zum Einsatz kommen. Nach der Aufgleisung werden die Gleise auf Schäden hin überprüft. Wie lange es noch zu Einschränkungen durch den entgleisten ICE kommt, ist schwer zu sagen. «Taktgeber an der Unfallstelle sind die Untersuchungsbehörden. Man darf nichts anfassen, bevor die Untersuchungsbehörden nicht alle Spuren gesichert haben», sagt Daniele Pallecchi, Mediensprecher von der SBB, zu BLICK. Das bedeutet: «Die Räumung wird voraussichtlich bis Freitag dauern.»
Ersetzt werden muss jedenfalls der gekippte Signalmast. Falls auch die beiden Weichen am Unfallort beschädigt sind, werde die Reparatur länger dauern - Bahnweichen werden auf Mass hergestellt. Ruedi Büchi, Leiter Betrieb SBB, geht davon aus, dass am Donnerstag noch nicht alle Züge wieder regulär fahren können.
Dass es einen Intercity-Express (ICE) der Deutschen Bahn (DB) traf, konkret den ICE 75 aus Hamburg, verzögert die Sache: Dafür musste erst passendes Bergungsmaterial aus dem Nachbarland angefordert werden. (jmh/nl/SDA)
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