Zugunglück in Griechenland mit über 30 Toten
Regierung geht von menschlichem Versagen aus

In der Nacht zum Mittwoch sind in Griechenland bei einem Zusammenstoss von zwei Zügen mindestens 36 Menschen ums Leben gekommen. 85 weitere wurden verletzt. Wie der griechische Ministerpräsident mitteilt, weise alles auf einen menschlichen Fehler hin.
Publiziert: 01.03.2023 um 23:45 Uhr
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Bei einem Zusammenstoss eines Güterzugs mit einem Personenzug sind in Griechenland mindestens 36 Menschen gestorben.

Am Mittwoch wurde Griechenland von einem tragischen Zugunglück erschüttert: Bei einem Zusammenstoss eines Güterzugs mit einem Personenzug sind mindestens 36 Menschen ums Leben gekommen. 85 weitere Passagiere wurden teils schwer verletzt.

Wie der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis (54) in einer Fernsehansprache sagte, sei die Ursache wohl menschliches Versagen gewesen. «Alles weist darauf hin, dass das Drama, traurigerweise, hauptsächlich aufgrund eines tragischen menschlichen Fehlers» passiert sei, so Mitsotakis.

Verantwortlicher soll entscheidenden Fehler gemacht haben

Ein Personenzug war auf dem Weg von Athen in die nordgriechische Hafenstadt Thessaloniki mit einem Güterzug zusammengeprallt. Die ersten zwei Waggons des Personenzugs wurden völlig zerstört und brannten anschliessend aus – die Leichen können nur per DNA-Abgleich identifiziert werden. Die Zahl der Toten dürfte deshalb noch weiter steigen, hiess es bei den Rettungskräften.

Beide Züge waren in gegensätzlicher Richtung auf derselben Spur unterwegs, obwohl die Strecke zweigleisig ausgebaut ist. Berichten zufolge funktionierte das elektronische Leitsystem auf der Strecke nicht, weshalb die Bahnhofsvorsteher die Züge koordinierten. Der Verantwortliche am Bahnhof der Stadt Larisa soll am Dienstagabend den entscheidenden Fehler gemacht und den Personenzug auf das falsche Gleis geleitet haben.

Der Mann wurde festgenommen, weitere andere Verantwortliche und Techniker werden befragt. Noch stehen die Ermittlungen allerdings am Anfang, auch andere Ursachen wie etwa weitere technische Probleme werden nicht ausgeschlossen.

«Unaussprechliche Tragödie»

Der griechische Verkehrsminister Kostas Karamanlis trat noch am Mittwochnachmittag nach einem Besuch der Unglücksstelle zurück. Wenn so etwas Tragisches passiere, sei es nicht möglich, so weiterzumachen als sei nichts geschehen, liess er mitteilen. Er fühle sich verpflichtet, die Verantwortung für die Fehler des griechischen Staates zu übernehmen, sagte Karamanlis und drückte den Familien der Opfer nochmals sein Mitleid aus.

Sichtlich getroffen versprach Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Mittag an der Unfallstelle die vollständige Aufklärung der Ursache des Unglücks. Es sei eine «unaussprechliche Tragödie», sagte er. Zunächst sei nun die Hauptaufgabe, die Verwundeten zu behandeln und die Leichen zu identifizieren. Man werde alles tun, damit so etwas nie wieder passiere.

Für Griechenland, das nur ein kleines Schienennetz hat, ist es das schwerste Eisenbahnunglück der Geschichte, vergleichbar mit dem furchtbaren Zugunglück 1998 im deutschen Eschede, bei dem 101 Menschen ums Leben kamen.

Der 59 Jahre alte Bahnhofsvorsteher, der am Dienstagabend am Bahnhof von Larisa verantwortlich war, wurde als mutmasslicher Unfallverursacher unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung angeklagt, berichtete die Tageszeitung «Kathimerini». Der Personenzug könnte dieser Theorie zufolge schon von Larisa aus auf die falsche Spur geschickt worden sein.

Bei vielen Passagieren handelte es sich um junge Leute

Die Empörung der Menschen in Griechenland ist jetzt schon gross: Wie ist es möglich, dass der Intercity auf demselben Schienenstrang wie der entgegenkommende Güterzug unterwegs war, obwohl die Strecke zweispurig ausgebaut ist, fragt man sich. In Larisa machten sich nach einem Aufruf des griechischen Roten Kreuzes und der umliegenden Spitälern viele Menschen zur Blutspende auf, um ihre Unterstützung für die Verletzten zu zeigen.

Bei vielen der Passagiere soll es sich um junge Leute gehandelt haben, Studierende, die nach einem verlängerten Wochenende wegen eines Feiertags nun auf dem Weg zur Universität von Thessaloniki waren. Insgesamt sollen 354 Menschen von dem Unfall betroffen gewesen sein: 342 Passagiere und zehn Bahnmitarbeiter im Personenzug von Athen nach Thessaloniki sowie zwei Lokführer im Güterzug.

«Ich dachte, ich würde sterben», sagte ein Passagier der Tageszeitung «Kathimerini». Der junge Mann sass nach eigenen Angaben in einem der hinteren Waggons. Er habe am Boden Schutz gesucht, Menschen hätten geschrien und geweint. Andere Passagiere berichteten, sie hätten die Fenster eingedrückt und sich im Dunkeln aus dem halb umgekippten Waggon retten können.

(SDA)

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