Zugpersonal wünscht Masken-Obligatorium
Bald nur noch mit Maske im ÖV unterwegs?

Vielerorts auf der Welt herrscht Maskenpflicht im öffentlichen Raum. Die Schweizer Bundesbehörden sträuben sich gegen ein Masken-Obligatorium. Wenigstens im ÖV, so fordert jetzt Zugpersonal, soll Maskenpflicht herrschen.
Publiziert: 17.05.2020 um 01:50 Uhr
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Aktualisiert: 17.05.2020 um 09:57 Uhr
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Eher Ausnahme statt Regel: Zugpassagiere, die Masken tragen.
Foto: Keystone

Was in vielen Ländern rund um den Erdball längst gang und gäbe ist, bleibt in der Schweiz ein hitzig debattiertes Thema: die Maskenpflicht im öffentlichen Raum. Doch Menschen, die eine Maske tragen, bleiben die grosse Minderheit im Land. Auch im Tram, im Zug oder im Bus, wenn Gedränge herrscht. Die Pflicht, Masken zu tragen, soll wenigstens im öffentlichen Verkehr herrschen, fordert jetzt Zugpersonal.

Selbst in gut gefüllten Wagen während des Stossverkehrs tragen Pendler und Reisende kaum Masken. Laut einer Schätzung der Eisenbahnergewerkschaft SEV «tragen von den Zug-Reisenden nur etwa fünf Prozent eine Maske», wie sagte SEV-Sekretär Jürg Hurni dem BLICK sagte.

Entsprechend verunsichert sei das Zugpersonal, sagte Andreas Menet, Präsident des Zugpersonalverbandes, der «NZZ am Sonntag». Trotz Empfehlung des Bundes trage kaum jemand Masken, um das Gegenüber vor einer Ansteckung zu schützen.

Masken-Obligatorium gefordert

Wenn Zugbegleiter Maske tragen, so Menet, dann diene dies vorab dem Schutz der Passagiere. Umgekehrt sei es daher wünschenswert, dass auch die Passagiere maskiert reisen, um ihrerseits das Personal zu schützen. «Sonst bleibt das Schutzkonzept einseitig», sagte Menet.

Das Zugpersonal fordere daher, dass künftig nur noch mit Maske im Zug gereist werden darf. Ein generelles Obligatorium soll die blosse, kaum beachtete Empfehlung zum Maskentragen verschärfen, so Menet.

Doch es scheint ein schwieriges bis unmögliches Unterfangen zu sein, Schweizer von einer Maskenpflicht zu überzeugen. Verkehrsunternehmen setzen weiterhin auf Eigenverantwortung und die Solidarität der Fahrgäste. Auch der Bund erwägt kein Umdenken. Daniel Koch (65), abgetretener Pandemie-Delegierter des Landes, wiederholte diese Woche, dass Schutzmasken nur dann angezeigt seien, wenn sich der nötige Abstand nicht einhalten lasse. Was, genau genommen, in einem überfüllten Pendlerzug ja der Fall wäre.

Wird sich die Gleichgültigkeit rächen?

Es ist unwahrscheinlich, dass der öffentliche Verkehr als einzige Branche eine Sonderregel bezüglich Maskenpflicht einführe, sagte diese Woche der neue SBB-Chef Vincent Ducrot (57). Dies, obschon auch der höchste Bähnler der Schweiz einräumt, dass das Maskentragen im ganzen öffentlichen Verkehr noch nicht wie gewünscht funktioniere.

Die Frage der Maskenpflicht bleibt umstritten - und ungelöst. Dies, obschon inzwischen unbestritten scheint, dass das Tragen von Masken zumindest weniger Nachteile als Vorteile bei der Eingrenzung des Virus bietet.

Adriano Aguzzi (60), Professor für Neuropathologie an der Universität Zürich, beobachtete unlängst beim Einkauf im Supermarkt, dass höchstens ein Prozent der Kunden Maske tragen und gar niemand vom Personal. «Einige dieser Leute werde ich bald wieder treffen», twitterte Aguzzi dazu, «und zwar in meinem Uni-Spital.» (kes)

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