500 Kilo trug Mayra Rosales (35) vor sieben Jahren mit sich herum. Obwohl «tragen» bei ihr nicht mehr zutrifft. Die Texanerin konnte sich kaum noch bewegen und lag nur auf ihrem Bett. «Ich war lebendig, aber lebte kein Leben», erzählt sie «abc13».
Zu der körperlichen Last kam bald eine psychische dazu. Rosales wurde beschuldigt, ihren zweijährigen Neffen getötet zu haben, indem sie ihn mit ihrem 500-Kilo-Körper überrollte und so zerquetschte.
Die Verhandlung musste in ihrem Zuhause stattfinden, da keine Zelle gross genug für sie war und es keine Möglichkeit gab, sie zum Gefängnis zu transportieren. Kurz nach der Anklage stellte sich heraus, dass Rosales keine Schuld am Tod des Kleinen hatte. Sie gestand, dass sie nur ihre Schwester, Jaime Lee Rosales, schützen wollte, die ihren eigenen Sohn getötet hat. Er wollte nicht essen und kriegte deshalb einen Schlag mit einer Haarbürste auf den Kopf. Mayras Anwalt hielt fest, dass seine Mandatin zu «fett» sei, einen solchen Schlag ausführen zu können.
Nach dem Geständnis flüchtete Jaime Lee, kam aber 2,5 Jahre später nach Texas zurück und musste für 15 Jahre ins Gefängnis. Ihre anderen Kinder liess sie alleine zurück. Da beschloss Rosales, ihr Leben in den Griff und das Sorgerecht für die Kinder zu kriegen. Sie wurde ins Spital gebracht, wo sie von Dr. Younan Nowzaradan behandelt wurde.
Dr. Nowzaradan setzte sie auf Diät und liess Flüssigkeit aus ihren Beinen abfliessen, was ihr bereits einen Gewichtsverlust von 200 Kilo brachte. «Ich denke, Mayra ist sehr motiviert», erzählt ihr Arzt. «Als sie jahrelang nur im Bett lag, hatte sie kein Leben. Als sie dann stehen und laufen und Dinge tun konnte... Sie wären erstaunt, wie motiviert Menschen plötzlich sein können.»
Rosales unterzog sich 11 Operationen. Unter anderem um ein Magenband zu legen, aber auch um Tumore und überflüssige Haut zu entfernen.
Nachdem sie wieder fähig war, ein paar Schritte zu gehen, war es ihr erlaubt, ihre zwei Nichten und ihren Neffen zu besuchen. Mayras Schwester war nicht einverstanden mit den Adoptionsplänen, versuchte sich aber in der Haft umzubringen und wurde in eine Psychiatrische Anstalt verlegt. Diese Umstände vereinfachen es Mayra, das Sorgerecht für die Kinder zugesprochen zu kriegen.
Mit ihrem neuen Körper hat Rosales eine neue Sichtweise auf das Leben und das Essen. «Essen bedeutet für mich: Ich muss essen, um zu leben. Früher war es: Ich lebe, um zu essen.» Mit ihrer krassen Veränderung motiviert sie andere, auch zu kämpfen. Ihnen sagt sie: «Verliert die Hoffnung nicht und gebt nicht auf. Wir haben nur ein Leben, und es lohnt sich, dafür zu kämpfen.» (liv)
Das ganze Interview von Mayra Rosales.