«Bank und ich konnten beim Betrug nur zusehen»
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Opfer von Cyberkriminalität:«Bank und ich konnten beim Betrug nur zusehen»

ZKB sind die Hände gebunden
«Am Montag wusste ich, dass ich am Samstag Opfer eines Betrugs werde»

Obwohl Franco Del Popolo (53) aus dem Zürcher Oberland einen Betrug auf seinem ZKB-Konto im Voraus bemerkte, konnte die Bank die Zahlungen nicht verhindern. Stattdessen musste er zusehen, wie ihm nach und nach Beträge vom Konto abgezogen wurden.
Publiziert: 24.06.2023 um 01:57 Uhr
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Aktualisiert: 24.06.2023 um 06:47 Uhr
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Franco Del Popolo ist hässig: Obwohl er bemerkt hat, dass er Opfer eines Betrugs wurde, konnte ihm die ZKB nicht helfen.
Foto: Siggi Bucher

Jeden Morgen beim Kaffee schaut Franco Del Popolo (53) aus Bubikon ZH in sein E-Banking, um Zahlungen zu kontrollieren. Dabei sind ihm letzte Woche sofort eigenartige Bewegungen ins Auge gesprungen: «Es waren drei Beträge à genau 31.71 Franken zur Abbuchung für den kommenden Samstag vorreserviert», sagt Del Popolo zu Blick. Wenig später sei ein vierter Betrag aufgeploppt – für wieder genau 31.71.

Empfänger der Zahlungen war eine Kontonummer aus Grossbritannien. Für den diplomierten Pilzkontrolleur, der in letzter Zeit nie nach England gereist ist, war sofort klar: «Da stimmt etwas nicht.» Del Popolo fackelte nicht lange und wendete sich Anfang Woche an seine Bank. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) bestätigte ihm, was er befürchtet hatte: Er war Opfer eines Betrugs geworden. Helfen konnte ihm die Bank aber nicht wirklich. Die Beträge müssen zuerst abgebucht werden und erst dann werde ihm das Geld zurückerstattet.

«Die hätten mir das ganze Konto leerräumen können»

Unfassbar: Noch während seinem Telefonat mit der ZKB wurden weitere Beträge vorreserviert. Für den Pilzkontrolleur geht das auf keine Kuhhaut: «Am Montag wusste ich, dass ich am Samstag Opfer eines Betrugs werde. Und obwohl ich es bemerkte, konnte die ZKB die Betrüger nicht stoppen.» Stattdessen hätte er «schön zuschauen können», wie weitere Beträge abgezwackt werden.

Tatsächlich: Bis am Samstag wurden 12 Beträge von seinem Konto abgebucht. «Insgesamt 296 Franken gingen flöten.» Dabei ärgert sich Del Popolo weniger über das Geld. Vielmehr stört er sich am riesigen Missbrauchspotenzial. «Was wäre, wenn ich das nicht bemerkt hätte? Die hätten mir das ganze Konto leerräumen können!»

Der ZKB sind die Hände gebunden

Die Buchungen stehen in Zusammenhang mit einer Visa-Debitkarte, die mit dem Konto verknüpft ist. Gemäss Del Popolo seien der ZKB die Hände gebunden, wenn die Zahlungen von der Kreditkartengesellschaft ausgelöst werden. Immerhin konnte die ZKB die Karte sperren, sodass weitere Abbuchungen nicht mehr möglich waren.

Auf Blick-Anfrage heisst es bei der ZKB, dass die Bank mögliche ehemalige oder existierende Kundenbeziehungen nicht kommentiert. Wie lange es dauert, bis das Geld zurückerstattet werde, hänge vom Einzelfall ab. «Voraussetzung für eine Rückerstattung ist, dass die Sorgfaltspflichten durch die Kunden eingehalten wurden», so Marco Metzler, Sprecher der ZKB.

Dass es bei der Kreditkartenzahlung keine absolute Sicherheit gibt, bestätigt Valentin Stüger (28), Jurist bei der Axa-Arag Rechtsschutz, der tagtäglich mit Fällen von Cyberkriminalität zu tun hat. Zudem nehmen die Fälle zu, wie ein Blick in die polizeiliche Kriminalstatistik zeigt. «Es gab letztes Jahr 33'345 Fälle von digitaler Kriminalität – 10 Prozent mehr als im Vorjahr», so Stüger.

Ein Muster sei dabei schwer zu identifizieren: «Die Cyberkriminellen wenden verschiedene und sich laufend ändernde Vorgehensweisen an. Es ist deshalb vorteilhaft, auf andere Zahlmöglichkeiten zurückzugreifen.»

Für Del Popolo ist klar: Mit dem Gebrauch der Visa Debitkarte werde er künftig vorsichtig sein. «Eigentlich sollte man nur noch bar bezahlen. Denn das, was ich erlebt habe, kann jedem passieren.»

Den verlorenen Betrag hat ihm die ZKB «aus Kulanzgründen» wieder zurückerstattet, wie in einem Schreiben der Bank steht, das Blick vorliegt. Del Popolo ist froh, dass er nun mit der Geschichte abschliessen kann. Gleichzeitig empfindet er es als «Frechheit», dass es nun so dargestellt wird, als hätte er die Situation mitverschuldet.

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