Zahlen wir 200 Millionen zu viel?
Zürcher Tram-Krieg eskaliert

Die 350-Millionen-Franken teure Zürcher Tram-Beschaffung ist endgültig entgleist: Siemens-Chef Siegfried Gerlach wirft den Stadtzürcher Verkehrsbetrieben kaum verhüllt Korruption vor.
Publiziert: 15.07.2016 um 10:58 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 09:34 Uhr
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Das "Flexity 2" von Bombardier soll ab 2018 durch Zürich fahren: Die Konkurrenten Stadler Rail und Siemens haben gegen die Auftragsvergabe Rekurs eingereicht.
Foto: zvg

70 neue Trams will die Stadt Zürich beschaffen, 70 weitere sollen hinzukommen. Den Auftrag für die erste Tranche vergab das zuständige Departement unter FDP-Stadtrat Andreas Türler im Frühling dem Bombardier-Konzern.

358 Millionen Franken spült der Zürcher Auftrag dem finanziell ausgebluteten kanadischen Transportkonzern in die Kasse. Doch der Vergabeentscheid ist umstritten. Die unterlegenen Unternehmen Siemens und Stadler Rail haben Rekurs beim Zürcher Verwaltungsgericht eingelegt.

Nun giesst Siemens weiter Öl ins Feuer. Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) hätten die Kriterien für die Auftragsvergabe bewusst so gelegt, dass Bombardier einen Vorteil gehabt habe, wird Schweiz-Chef Siegfried Gerlach im «Tages-Anzeigers» zitiert. Das ist ein nur knapp verhüllter Korruptionsvorwurf: Bombardier habe «zum Zeitpunkt der Angebotserstellung aufgrund der intensiven Kontakte zu den VBZ in diversen Punkten einen Wissensvorsprung» gehabt, so Gerlach weiter.

Zahlen Zürcher Steuerzahler 200 Millionen Franken zu viel? 

Gemäss Siemens-Angaben war das eigene Angebot preislich weit besser als die Bombardier-Offerte. Allein mit der ersten Tranche hätte die Stadt Zürich 50 Millionen Franken sparen können. Mit der zweiten Tranche und inklusive Betriebskosten über den Lebenszyklus hinweg sei das Siemens-Angebot sogar 200 Millionen Franken günstiger.

Die VBZ weisen die Vorwürfe im Artikel zurück und verweisen auf ein Gutachten des TÜV, das die VBZ eine weisse Weste ausgestellt hatte. Siemens verlangt, die VBZ sollten das Gutachten publik machen. Allfällige heikle Firmenangaben könnten eingeschwärzt werden. Die VBZ will aber keine Veröffentlichung.

Der Ball liegt nun beim Zürcher Verwaltungsgericht. Dieses muss entscheiden, ob die Rekurse von Siemens und Stadler Rail aufschiebende Wirkung haben. Ansonsten ist das Tram wohl abgefahren. 

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