Demonstranten zwischen dem Amazonas-Bundesstaat Roraima im Norden, wo viele Indigene leben, und dem von deutschen Einwanderern geprägten Rio Grande do Sul forderten am Samstag unter anderem die Amtsenthebung Bolsonaros, mehr Impfstoffe gegen das Coronavirus und Arbeitsplätze in Zeiten der Pandemie. Verlässliche Angaben zu den Teilnehmerzahlen gab es nicht. Das Nachrichtenportal «G1» berichtete aber von Kundgebungen in allen der 26 Bundesstaaten und dem Hauptstadtdistrikt.
Die Demonstranten trugen Plakate und Banner mit Aufschriften wie «Bolsonaro raus» und «Bolsonaro Völkermörder». Sie bezeichneten den Präsidenten der Abgeordnetenkammer, Arthur Lira, als «Komplizen». Dieser kann einen der Dutzenden Anträge annehmen und ein Amtsenthebungsverfahren gegen Bolsonaro eröffnen, gilt jedoch als dessen Verbündeter.
Der Rechtspopulist Bolsonaro hat das Coronavirus von Anfang an verharmlost und Schutzmassnahmen sowie Einschränkungen abgelehnt. Auch den Sinn von Impfungen zieht er in Zweifel und hat mehrmals betont, dass er selbst noch nicht gegen Corona geimpft sei. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss zum Corona-Krisenmanagement seiner Regierung läuft.
Soziale Bewegungen und Gewerkschaften hatten zu den Protesten aufgerufen. Rund 20 Parteien, unter anderem die linke Arbeiterpartei PT und die konservativen PSDB und DEM nahmen laut «G1» an den Demonstrationen teil, sodass Beobachter diese auch als Test für die Allianz gegen Bolsonaro werteten. (SDA)