Wuhan-400, Lungenkrankheit 2020 und Wagenführer Coronavirus
Ansteckende Lektüre

Und plötzlich kaufen alle alte Bücher von Dean Koontz (74), Sylvia Browne (†77) und Asterix und Obelix, in denen vom Coronavirus die Rede ist.
Publiziert: 29.02.2020 um 13:11 Uhr
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Aktualisiert: 20.01.2021 um 15:21 Uhr
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«Coronavirus, Coronavirus» skandiert die Menge im 37. Asterix-Comicband von 2017, der in Italien spielt.
Daniel Arnet

Auf Amazon.de ist aktuell «The Eyes of Darkness» des kalifornischen Massenschreibers Dean Koontz (74) auf Platz eins in den Kategorien «Fremdsprachige Krimis & Thriller» und «Thriller über Übernatürliches». Der Roman ist notabene bereits 1981 erschienen. Was ist passiert? Weshalb wollen gerade jetzt so viele einen alten Horror-Schinken lesen?

«Sie nennen das Zeug Wuhan-400»

In «The Eyes of Darkness» – auf Deutsch beim Heyne-Verlag unter dem Titel «Die Augen der Dunkelheit» erschienen – geht es um Tina Evans, der in Albträumen ihr toter Sohn Danny erscheint. Ist er etwa noch am Leben? Die umtriebige Frau beginnt mit eigenen Nachforschungen und findet heraus, dass die Regierung Danny entführte und ihn in geheimen Labors für wissenschaftliche Zwecke missbrauchte.

So weit, so spannend. Doch spektakulär wird es fast am Schluss: In Kapitel 39 der englischsprachigen Ausgabe ist die Rede vom chinesischen Wissenschaftler Li Chen, der zu den USA übergelaufen ist. Mit im Gepäck: eine Diskette (das gab es in den 1980er-Jahren noch!) mit Daten zu Chinas wichtigster und gefährlichster biologischer Waffe.

Und jetzt kommts: «Sie nennen das Zeug Wuhan-400, weil es in ihren RDNA-Labors ausserhalb der Stadt Wuhan entwickelt wurde. Es handelt sich dabei um den 400. Strang künstlich geschaffener Mikroorganismen, entwickelt in diesem Forschungscenter. Wuhan-400 ist eine perfekte Waffe.»

Wow, Wuhan! Verschwörungstheoretiker werden hellhörig: Ist das Coronavirus, das man Ende Dezember 2019 erstmals in der chinesischen Millionenstadt Wuhan nachweisen konnte, etwa aus einem dortigen Labor entwichen? Und wie konnte das der amerikanische Bestseller-Autor Dean Koontz ahnen?

Wagenführer Coronavirus bei Asterix und Obelix

Koontz, der mindestens jedes Jahr einen Titel raushaut und mit 500 Millionen verkauften Büchern neben Stephen King (72) und Peter Straub (76) zu den weltweit erfolgreichsten Autoren im Bereich Fantasy und Horror gehört, äusserte sich bislang nicht zum Hype um sein altes Werk. Und der deutschsprachige Verlag ist überfragt: Der übersetzte Titel sei nicht mehr lieferbar und liege auch nicht digital vor.

All jenen, die hinter Wuhan-400 mehr als einen Zufall vermuten, sei der Unterschied zum aktuell grassierenden Coronavirus erklärt: Wuhan-400 hat eine Inkubationszeit von vier Stunden, wandert in den Hirnstamm, zerfrisst dort das Gewebe und führt innerhalb eines Tages zum Tod – mit hundertprozentiger Sicherheit. Und wichtig: Wuhan-400 ist ein Hirngespinst von Dean Koontz.

In der amerikanischen Erstausgabe von 1981, die Koontz unter dem Pseudonym Leigh Nichols veröffentlichte, hiess Wuhan-400 noch Gorki-400. Erst mit den Neuauflagen ab 1989 kam es dann zur Umbenennung. Warum, weiss man nicht. In der deutschen Übersetzung soll das Virus bis zuletzt Gorki-400 geheissen haben.

Ebenfalls nur in der englischen Ausgabe (und im französischen Original) des 2017 erschienenen Comicbands «Asterix in Italien» gibt es ein Streitwagenrennen mit einem an Formel-1-Rennfahrer Alain Prost (65) angelehnten Wagenführer namens «Coronavirus» – und die Menge feuert ihn damit an. In der deutschen Übersetzung heisst Coronavirus Caligarius.

Wahrsagerin starb elf Jahre zu früh

Weder Sprechblasen noch Spannung, sondern Spekulationen präsentierte die amerikanische Wahrsagerin Sylvia Browne (1936–2013) in ihrem Buch «End of Days» von 2008. Sie prophezeite darin: «Um das Jahr 2020 herum wird sich eine schwere Krankheit, die einer Lungenentzündung ähnelt, quer über den Globus ausbreiten. Sie wird Lunge und Bronchien angreifen und gegen jegliche bekannte Behandlung resistent sein.»

In den sozialen Medien verbreitete sich die Fake-News, diese Aussage stamme auch von Koontz. Das wäre dann ein Ding gewesen, ein Doppelschlag!

Mittlerweile verkauft sich auch «End of Days» auf Amazon wie blöd und ist top – in den Kategorien «Wahrsagung» und «Okkultismus». Dass aber selbst eine Wahrsagerin nicht immer richtigliegen muss, zeigte sich 2003, als Sylvia Browne in der CNN-Talkshow «Larry King Live» zu Gast war: Sie sagte damals, sie werde mit 88 sterben. Doch bereits zehn Jahre später war sie tot – gestorben mit 77.

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