Josef Stübi (62) ist seit einem Jahr Weihbischof von Basel und Medienbischof für die Deutschschweiz. Als ihn der Papst zum Bischof ernannte, zeigte er sich offen für Reformen. Er werde über die Frauenfrage ebenso diskutieren wie über Machtmissbrauch.
Klerikale Macht
Ein Jahr später regiert der Würdenträger, wie man es in der katholischen Kirche gewohnt ist: mit eiserner Hand und klerikaler Macht. Ausgerechnet am Weltfrauentag legte der Medienbischof ein Veto gegen die Journalistin Annalena Müller (41) ein.
Der Vorstand des Katholischen Medienzentrums wollte die promovierte Historikerin mit dem Fachgebiet Klostergeschichte zusammen mit einem erfahrenen Journalisten ins Direktorium berufen. Doch die Schweizer Bischöfe sagen: Nein!
Zwar predigen die Bischöfe gerne, dass sie kritischen Journalismus schätzen. Trotzdem bringt Annalena Müller die Würdenträger regelmässig in Wallung. Als sie im Kirchen-Portal kath.ch in einer Artikel-Serie die Jungfräulichkeit Marias mit dem historischen Kontext erklärte, lancierten konservative Katholiken eine Petition.
Auch die Bischöfe reagierten verärgert: «Diese wiederholten Veröffentlichungen verletzen Gläubige und führen bei diesen zu Unverständnis und Wut», kritisierten sie in einer Medienmitteilung.
Kritische Artikel über Missbrauchsfälle
Genauso schlecht kamen Müllers kritische Artikel zum katholischen Missbrauchskomplex und über Verfehlungen von Bischof Felix Gmür (57) bei den Oberhirten an. Dabei hat erst vor ein paar Tagen der Bischof von Basel wegen seines fehlerhaften Umgangs in einem Missbrauchsfall einen Rüffel aus Rom erhalten.
Die Schweizer Bischofskonferenz will sich gegenüber Blick nicht äussern. Adrian Müller (59), Präsident des Katholischen Medienzentrums, will noch nicht aufgeben und für Annalena Müller kämpfen: «Wir sind noch am Verhandeln.» Am Dienstag soll eine Krisensitzung stattfinden.