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Zwischenfazit vom Leiter der Corona Task Force
«Wir haben die Kurve buchstäblich erwischt»

Matthias Egger leitet die Corona-Task-Force des Bundes. Im Gespräch mit SonntagsBlick beurteilt der Epidemiologe die Situation in der Schweiz und gibt Einblicke in die Forschung.
Publiziert: 18.04.2020 um 22:39 Uhr
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Aktualisiert: 19.04.2020 um 21:14 Uhr
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Matthias Egger leitet seit 31. März 2020 die wissenschaftliche Task Force des Bundes zu Covid-19.
Foto: Manu Friederich
Valentin Rubin

Matthias Egger (63) ist Epidemiologe und präsidiert seit 2017 den Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und seit 31.März 2020 die wissenschaftliche Taskforce des Bundes zu Covid-19.

SonntagsBlick: Herr Egger, die Zahl der Neu­infektionen in der Schweiz ist rückläufig. Haben wir den Peak erreicht?
Matthias Egger: Wir haben ihn nicht nur erreicht, sondern überschritten. Zum Glück! Das war nur möglich, weil sich die Bevölkerung gut an die Massnahmen des Bundesrats hielt.

Was bereitet Ihnen Sorge?
Dass es zu einer zweiten Welle kommt. Wir müssen den weiteren Verlauf sorgfältig beobachten, um einen eventuellen Anstieg der Übertragung rasch aufzufangen. Wir müssen dafür mehr testen und Übertragungsketten unterbrechen.

Was bedeutet die beschlossene Lockerung? Einige Mediziner warnen, sie komme zu früh.
Die Lockerungen sind ein guter Kompromiss, ein vorsichtiger Schritt in Richtung Normalisierung. Wir schützen die Gesundheit der Bevölkerung, hemmen die Ausbreitung des Virus und ­erlauben eine schrittweise Wiederaufnahme einiger wirtschaftlicher Aktivitäten. Ich freue mich auf den Besuch beim Coiffeur, ­so dass meine Tochter mir nicht mehr mit der Tondeuse aushelfen muss!

Müssen wir uns an das Tragen von Masken gewöhnen?
Ja, da kommen wir nicht darum herum. Bei grösseren Ansammlungen sind sie sinnvoll: Das Virus kann schon vor dem Auftreten von Symp­tomen übertragen ­werden. Beim Coiffeur oder im Tram werde ich darum eine ­Maske tragen. Beim Velofahren oder unterwegs in der Stadt nicht.

Wie lange ist Social Distancing noch nötig?
Das hängt davon ab, wie schnell ein wirksamer, sicherer Impfstoff entwickelt wird. Vielleicht kommt er in sechs Monaten, vielleicht erst in einigen Jahren. Wir müssen auf ­jeden Fall lernen, mit dem Virus umzugehen. Dazu gehört räum­liche Distanz.

Sie leiten die Taskforce des Bundes zu Covid-19. Welche Rolle kommt ihr zu?
Wir beraten den Krisenstab des Bundesrats, das Bundesamt für Gesundheit und das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation aus wissenschaftlicher Sicht.

Sie koordinieren die Taskforce, sind aber auch im Bereich Digital Epidemiology tätig ...
Wir arbeiten an einer App, die systematisches Contact-Tracing ermöglicht. Via Bluetooth – nicht GPS – werden Kontakte rekon­struiert. Im Infektionsfall werden so Personen, die mit Infizierten Kontakt hatten, gewarnt. Eine ­solche freiwillige App hat grosses Potenzial. Es gilt aber: Je mehr Leute mitmachen, desto besser.

Der Nationalfonds hat Ende März 284 Projekte zur Erforschung von Covid-19 entgegengenommen.
Es ist die erste Sonderausschreibung, die der Nationalfonds je ­gemacht hat. Und wir können ­erfreut feststellen: Die Schweizer Forschung arbeitet mit Hochdruck an Lösungen, um die ­Pandemie zu bewältigen.

Welche Lösungen wären das?
Die Projekte können unser Verständnis des Virus und der Krankheit verbessern. Oder dem Gesundheitssystem und der Gesellschaft helfen, wirksame Wege beim Umgang mit der Pandemie zu finden. Viele Fragestellungen sind wichtig. Was dabei herauskommt, wissen wir noch nicht: Forschung ist ein unwägbares ­Geschäft.

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