Zu viel Zucker in Joghurt und Müesli
Coop setzt uns auf Entzug!

Weil er dick und süchtig macht, will Coop seinen Joghurts und Müesli ein wenig Zucker entziehen. Doch bringt das überhaupt etwas?
Publiziert: 03.07.2016 um 16:30 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 18:24 Uhr
Weil er dick und süchtig macht, will Coop seinen Joghurts und Müesli ein wenig Zucker entziehen.
Foto: Illustration: Igor Kravarik
Andrea Hohendahl

Iss nicht so viel Süsses!  Diese Botschaft sitzt – wie kaum eine andere aus Jugendtagen. Dass Zucker in rauen Mengen nicht nur die Zähne schädigt und fett macht, sondern auch die Gesundheit ruiniert, weiss inzwischen jedes Kind.

Und doch: Die Schweizer nehmen pro Kopf und Tag etwa 120 Gramm des weissen Kristalls zu sich – laut Weltgesundheitsbehörde WHO zu viel: Der WHO-Grenzwert liegt bei 70 Gramm, empfohlen werden 50 Gramm. Bekannt ist auch: 2,5 Millionen Schweizer sind zu dick. Jedes fünfte Kind bringt zu viele Kilos auf die Waage – und dies nicht nur hierzulande: In Chile verbietet ab sofort ein neues Gesetz, Kindern ungesundes Essen mit Spielzeug schmackhaft zu machen. Damit will die Regierung gegen Fettleibigkeit vorgehen. Besonders bitter ist das für den italienischen Hersteller Ferrero: Sein heiss geliebtes Überraschungsei darf in dem südamerikanischen Land ab sofort nicht mehr verkauft werden.

In der Schweiz ist ein Verbot des Ferrero-Hits kein Thema. Der Zucker steht  trotzdem im Fokus, wie Coop gegenüber SonntagsBlick bestätigt: Der Detailhandelsriese will den Zuckergehalt seiner Joghurts und Müesli schrittweise senken. Betroffen sind in einer ersten Phase Produkte aus eigener Herstellung. Die Massnahme geht auf eine Initiative des Bundes und diverser Schweizer Unternehmer zurück. Ihr Ziel: den Zuckeranteil von Joghurts und Cerealien bis 2019 zu senken.

Dass Coop die Süssbremse genau hier ansetzt, erstaunt nicht: In diesen Produkten steckt massenhaft versteckter Zucker. «Damit sich die Konsumenten nach und nach an den weniger süssen Geschmack gewöhnen, wird der Zuckeranteil bei Joghurts schrittweise verringert», sagt Coop-Sprecher Ramón Gander. Bis Ende 2017 will man den Zuckeranteil pro 100 Gramm von 9,5 auf 9 Prozent senken. Beim täglichen Konsum von einem herkömmlichen Fruchtjoghurt bedeutet das pro Person und Jahr: 41 Stück Würfelzucker weniger.

Doch Hand aufs Herz: Ein halber Prozentpunkt weniger Zucker, bringt das überhaupt etwas? Roger Schneiter (43), Spezialarzt für Ernährung am Zürcher Unispital: «Das ist schon etwas mager.» Er habe zwar Verständnis dafür, dass Coop die Geschmacksnerven seiner Konsumenten nicht zu sehr strapazieren möchte: «Ich bin aber gespannt, ob nicht mehr drin liegt.»

Migros-Joghurts und Müesli schmecken schon seit längerem weniger süss. 2013 begann der orange Riese damit, den Zuckergehalt seiner Eigenmarken um fünf bis zehn Prozent zu senken. Dass die Überraschungseier von Ferrero verbannt werden, ist auch bei Migros kein Thema. Vorschriften könne man nur für eigene Produkte erlassen.

Immerhin: Nestlé gab kürzlich bekannt, den Zuckergehalt bis 2018 halbieren zu wollen: «2015 haben wir 18 000 Tonnen Zucker in unseren Produkten eliminiert», versicherte CEO Paul Bulcke (61) an der letzten Generalversammlung.

Für Doris Fischer-Taeschler von der Schweizerischen Diabetes-Gesellschaft sind die Initiativen der Grossverteiler ein Schritt in die richtige Richtung – nicht mehr, aber auch nicht weniger. «Ich erwarte, dass die Industrie alles dafür unternimmt, dass die Konsumenten einen gesunden Lebensstil pflegen können.»

Zucker – die süsse Sucht

Sie lieben Schokolade, Kuchen oder Pralinen? Klar – Zucker macht schliesslich glücklich. Das ist sogar wissenschaftlich erwiesen. Der Süssstoff ist verantwortlich dafür, dass das Gehirn Dopamin freisetzt. Das sogenannte «Glückshormon» signalisiert dem Körper: «Das war gut. Davon sollte ich wieder essen!» Doch zuviel Zucker kann gefährlich sein und Leiden wie Diabetes, Herzkrankheiten, Bluthochdruck und zu hohe Cholesterinwerte verursachen. Zucker kann kann sogar süchtig machen, weil er das Belohnungssystem im Körper stark stimuliert. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, nicht mehr als 50 Gramm Zucker pro Tag zu konsumieren. Ganz grob gerechnet heisst das: Eine Tafel Milchschoggi liegt drin –falls sonst komplett auf Zuckerhaltiges verzichtet wird.

Sie lieben Schokolade, Kuchen oder Pralinen? Klar – Zucker macht schliesslich glücklich. Das ist sogar wissenschaftlich erwiesen. Der Süssstoff ist verantwortlich dafür, dass das Gehirn Dopamin freisetzt. Das sogenannte «Glückshormon» signalisiert dem Körper: «Das war gut. Davon sollte ich wieder essen!» Doch zuviel Zucker kann gefährlich sein und Leiden wie Diabetes, Herzkrankheiten, Bluthochdruck und zu hohe Cholesterinwerte verursachen. Zucker kann kann sogar süchtig machen, weil er das Belohnungssystem im Körper stark stimuliert. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, nicht mehr als 50 Gramm Zucker pro Tag zu konsumieren. Ganz grob gerechnet heisst das: Eine Tafel Milchschoggi liegt drin –falls sonst komplett auf Zuckerhaltiges verzichtet wird.

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