Jeder Angestellte kennt es: Ein Mal pro Jahr findet das Mitarbeitergespräch statt. Zuerst gibt es Feedback, dann werden Ziele definiert. Dann ist wieder für ein Jahr Ruhe.
Das finden nicht alle gut. «Mehrere Gespräche übers Jahr verteilt sind besser als eine einzige jährliche Generalabrechnung», sagt Matthias Mölleney dem «Tages-Anzeiger». Der früherer Personalchef der Swissair und Mitinhaber einer Beratungsfirma findet es besser, wenn Mitarbeiter mehr als nur ein Mal pro Jahr beurteilt werden.
Kurzfristige Ziele
«Häufigere Gespräche zwischen Vorgesetzten und Untergebenen sind nicht nur deshalb sinnvoll, weil die Mitarbeitenden so kontinuierlich wissen, wo sie stehen», sagt Mölleney. Sie erlaubten auch, kurzfristige Ziele zu setzen.
Zustimmung bekommt er von Armin Trost. Der Professor für Personalmanagement findet, dass sich jährliche Mitarbeiterbeurteilungen nur in Betrieben und Institutionen eignen, die keinem Wettbewerb ausgesetzt sind.
In vielen Firmen ist das nicht der Fall. Laut einer Umfrage des «Tages-Anzeigers» hat nur die Hälfte der befragten acht Unternehmen mehr als ein formelles Mitarbeitergespräch eingeplant.
Angestellte begrüssen Abschaffung
Ausnahme ist die Zürcher Kantonalbank (ZKB). Sie hat die jährlichen Qualifikations- und Zielvereinbarungsgespräche abgeschafft. Das passe nicht mehr ins heutige Umfeld und enge die Mitarbeiter stark ein, so die Begründung. Stattdessen sollen Führungskräfte und Mitarbeiter sich in kurzen Zeitabständen mündlich austauschen.
Bei den Angestellten kommt das gut an. «Die Ankündigung, die Jahresgespräche abzuschaffen, ist von den Mitarbeitenden euphorisch begrüsst worden», sagt ZKB-Chef Martin Scholl kürzlich vor den Medien.
Doch die Kantonalbank dürfte noch die Ausnahme bleiben. Laut der Umfrage wollen die befragten Unternehmen am bisherigen System festhalten. Das habe sich bewährt, heisst es. (bam)