Die neuen Raiffeisen-Chefs an der Präsentation des neuen Raiffeisen-Präsidenten Guy Lachappelle (57) erwähnten seinen Namen kein einziges Mal – und doch war er überall zu spüren: Pierin Vincenz (62), der langjährige CEO und VR-Präsident, der dieses Jahr mehrere Monate in einem Zürcher Untersuchungsgefängnis schmorte, weil er Insider-Geschäfte getätigt und sich bereichert haben soll. Die Anklage steht noch aus. Vincenz bestreitet alle Vorwürfe.
Im April hatte Raiffeisen Bruno Gehrig (71) damit beauftragt, die Ära Vincenz aufzuarbeiten. Der Bericht des Wirtschaftsprofessors ist weitgehend fertiggestellt, am Samstag wurden erste Erkenntnisse bekannt.
«Man wollte nicht in Ungnade fallen»
Und die sind schwer verdaulich: «Innerhalb der Raiffeisen Schweiz herrschte vielerorts eine Haltung des vorauseilenden Gehorsams», berichtete Gehrig vor den Raiffeisen-Delegierten und deutete ein Klima der Angst unter den Mitarbeitern an: «Man wollte den Erwartungen des ehemaligen CEO gerecht werden, um nicht seinem Druck ausgesetzt zu sein und bei ihm in Ungnade zu fallen.»
Weil seine Mitarbeiter still blieben, konnte Vincenz fragwürdige Investitionen tätigen. Und beispielsweise Firmen zu überhöhten Preisen kaufen.
Vincenz handelte gegen Raiffeisen-Interessen
Gehrig stellt unmissverständlich fest, dass durch das Gebaren von Vincenz ein «Nachteil für die Raiffeisen Schweiz» entstanden ist. Ob der Ex-Chef und seine Getreuen auch kriminell gehandelt haben, lasse sich daraus nicht ableiten. Auf Wunsch der Zürcher Staatsanwaltschaft, die immer noch ermittelt, wurden keine Details bekannt gegeben.
Der neue Präsident befasste sich am Samstag ein erstes Mal mit dem Bericht. Man werde ihn nun studieren und die Konsequenzen ziehen, kündete Lachappelle an.