Foto: Philippe Guionie/Myop/laif

Wie der Schweizer Franken Rentnern ein gutes und bequemes Leben erlaubt
Reich durch Auswandern

Der Franken ist im Ausland mehr wert. Das macht es attraktiv, mit Einkommen aus der Schweiz auszuwandern, besonders in einige Länder. Trotzdem sollten sich Auswanderungswillige vorher mit ihren persönlichen Finanzen auseinandersetzen. Sonst drohen böse Überraschungen.
Publiziert: 03.11.2019 um 12:21 Uhr
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Aktualisiert: 04.11.2019 um 08:39 Uhr
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Schöne Strände, warmes Wetter und ein Schweizer Franken, der das Leben erschwinglich macht: Viele Schweizer zieht es ins Ausland – zum Beispiel nach Portugal.
Foto: Getty Images
Sabrina Erben «Handelszeitung»

Urs Schacher träumte schon immer vom Lebensabend im Ausland. «Ich wollte ein nettes Sonnenplätzchen», beschreibt der Schweizer seine Vorstellungen. Kurz nach seiner Frühpensionierung erfüllte er sich seinen Traum. Seit 2014 lebt der 67-Jährige mit seiner Lebensgefährtin in Valverde an der spanischen Costa Blanca. Im eigenen Haus mit Garten und Pool.

«Ich finde die spanische Mentalität, die Kultur und das Klima super», sagt Schacher, der früher in der Nordwestschweiz als Verkaufschef im Einzelhandel gearbeitet hat. Er geniesst sein Rentnerdasein in vollen Zügen, reist durch das neue Heimatland, ist sportlich aktiv und erkundet die Gegend regelmässig mit dem Mountainbike.

Bequemerer Lebensabend

So wie Urs Schacher machen es viele Eidgenossen. Die Zahl der Auslandschweizer belief sich laut Bundesamt für Statistik Ende 2018 auf 760'200 Personen. Das sind 1,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Ein Fünftel aller Auslandschweizer ist mindestens 65 Jahre alt und somit im Pensionsalter. In einigen Ländern liegt der Anteil dieser Altersgruppe sogar noch höher, so zum Beispiel in Thailand mit 33 Prozent, in Spanien mit 32 Prozent oder in Portugal mit 28 Prozent.

Die Genossenschaft Soliswiss unterstützt Schweizerinnen und Schweizer im Ausland. Geschäftsführerin Nicole Töpperwien sagt: «Das unterschiedliche Preisniveau spielt eine grosse Rolle. Mit einem Rentenfranken können Schweizer Pensionierte in den bei ihnen besonders beliebten Ländern einen spürbar bequemeren Lebensabend verbringen.»

Frühzeitig Finanzen durchrechnen

Für Urs Schacher war der finanzielle Aspekt ein wichtiges Argument: «Das Leben in Spanien ist viel günstiger als in der Schweiz, die Preise für ein Eigenheim sind deutlich niedriger.» Und auch der medizinische Aspekt spiele eine Rolle. «Die Versorgung ist gut, die Prämien für Krankenkasse und Versicherung liegen tiefer als in der Schweiz.» Schacher ist Vorstandsmitglied im Club Suizo de Rojales, einer Gruppe von Schweizerinnen und Schweizern, die in Spanien lebt – Rojales ist eine Gemeinde in der Provinz Alicante.

«Durch den Verein lerne ich das Land und seine Gepflogenheiten besser kennen», sagt der 67-Jährige. Bei Fragen sei man sich gegenseitig behilflich. Er rät Auswanderern, sich rechtzeitig mit dem Thema Finanzen auseinanderzusetzen. «Wie sieht es finanziell aus, was liegt drin im Budget?», zählt der Schweizer wichtige Fragen auf. Das bestätigt Nicole Töpperwien von Soliswiss: «Wir erleben es immer wieder, dass das Budget nicht aufgegangen ist und Pensionskassengelder und Erspartes schneller aufgebraucht sind als erwartet.»

Checkliste für die Auswanderung

Welche Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen gibt es?
Ausreisewillige Schweizerinnen und Schweizer erkundigen sich am besten frühzeitig bei der Botschaft oder im Konsulat des Ziellandes, wie die Anforderungen aussehen.

Welchen Behörden muss man mitteilen, dass man das Land verlassen möchte?
Domizilwechsel müssen beispielsweise der AHV-Ausgleichskasse, der zuständigen Pensionskasse und dem Versicherungsträger mitgeteilt werden.

Gibt es in der Wahlheimat eine Sozialversicherung?
Pensionäre wenden sich an die AHV-Ausgleichskasse, wenn sie den schweizerischen Versicherungsschutz weiterführen wollen.

Wie sehen die Lebenshaltungskosten in der neuen Heimat aus? Und wie kommt man an das Geld aus der Schweiz?
Ordentliche AHV-Renten können in der Regel auf Bankkonten an jedem beliebigen Wohnort überwiesen werden.

Welche Steuern sind wo zu zahlen?
Bei einem Wegzug aus der Schweiz endet die unbeschränkte Steuerpflicht. Eine beschränkte Steuerpflicht besteht aber weiterhin für unbewegliche Vermögen wie Immobilien und Geschäftserträge in der Schweiz. Ob und wie viel Steuern in der neuen Heimat gezahlt werden müssen, variiert je nach Land. (Sabrina Erben «Handelszeitung»)

Welche Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen gibt es?
Ausreisewillige Schweizerinnen und Schweizer erkundigen sich am besten frühzeitig bei der Botschaft oder im Konsulat des Ziellandes, wie die Anforderungen aussehen.

Welchen Behörden muss man mitteilen, dass man das Land verlassen möchte?
Domizilwechsel müssen beispielsweise der AHV-Ausgleichskasse, der zuständigen Pensionskasse und dem Versicherungsträger mitgeteilt werden.

Gibt es in der Wahlheimat eine Sozialversicherung?
Pensionäre wenden sich an die AHV-Ausgleichskasse, wenn sie den schweizerischen Versicherungsschutz weiterführen wollen.

Wie sehen die Lebenshaltungskosten in der neuen Heimat aus? Und wie kommt man an das Geld aus der Schweiz?
Ordentliche AHV-Renten können in der Regel auf Bankkonten an jedem beliebigen Wohnort überwiesen werden.

Welche Steuern sind wo zu zahlen?
Bei einem Wegzug aus der Schweiz endet die unbeschränkte Steuerpflicht. Eine beschränkte Steuerpflicht besteht aber weiterhin für unbewegliche Vermögen wie Immobilien und Geschäftserträge in der Schweiz. Ob und wie viel Steuern in der neuen Heimat gezahlt werden müssen, variiert je nach Land. (Sabrina Erben «Handelszeitung»)

Im Ausland unter Schweizern

Auch die Zielländer der Auswanderer profitieren von der Kaufkraft wohlhabender Zuzüger. Portugal wirbt sogar aktiv um Pensionisten. Das Land erhebt keine Einkommenssteuer auf ausländische Altersbezüge neuer Residenten, denen der Staat den Sonderstatus als «residentes não habituais» (nicht gewohnheitsmässige Residenten) zuerkannt hat. Voraussetzung ist, dass man während der vergangenen fünf Jahre vor der Antragstellung in Portugal nicht als unbeschränkt steuerpflichtig galt und dass die Pension nicht in Portugal erworben wurde. Peter Bickel, Vorsitzender des Schweizer Club Algarve, sagt: «Wem seine Rente in der Schweiz keinen zufriedenstellenden Standard erlaubt, der kann damit in Portugal gut leben.»

Die Community der Schweizer in Portugal wächst stetig. Bickel erzählt: «Der Schweizer Botschafter hat im vergangenen Juni die Schweizerinnen und Schweizer mit fixem Wohnsitz an der Algarve zu einem Apéro in Albufeira eingeladen.» Man kennt sich und vernetzt sich. Der Kontakt unter Landsleuten im Ausland sei auch wichtig, sagt Auswanderungsexpertin Nicole Töpperwien: «Da die Integration im neuen Land schwierig ist, kann Einsamkeit ein Thema sein, vor allem wenn Kinder und Freunde in der alten Heimat bleiben.»

Es zieht aber nicht nur Pensionäre ins Ausland. Ruedi und Stephanie Baumann, ehemalige Nationalräte in der Schweiz, wanderten 2001 in den Südwesten von Frankreich nach Traversères aus. Die Familie hatte davor 25 Jahre lang einen Bauernbetrieb in Suberg BE bewirtschaftet. Das Ehepaar Baumann war bei der Auswanderung um die 50 Jahre alt, die beiden Söhne waren damals schon erwachsen. Sie blieben in der Schweiz. Neben Kultur und Landschaft waren auch die tiefen Bodenpreise in Frankreich ein Auswanderungsgrund. «Die Preise lagen zwanzigmal tiefer als in der Schweiz», sagt Ruedi Baumann. In der Schweiz zahle man pro Hektare Kulturland 100'000 Franken, in Frankreich sind es 6000 Euro. «Wir haben uns 40 Höfe angesehen und einen fast stillgelegten Betrieb mit über 70 Hektaren Land gefunden.»

Wo zieht es Schweizer beim Auswandern hin

Ende 2018 lebten etwa elf Prozent der Schweizer Bürgerinnen und Bürger ausserhalb der Landesgrenzen, das sind 760'200 Menschen. Gemessen an der Einwohnerzahl stellt damit die «Fünfte Schweiz», wie die Gesamtheit der Auslandschweizerinnen und -schweizer genannt wird, den viertgrössten Schweizer Kanton dar.

Die Spitzenreiter: Frankreich und Deutschland

Die meisten schweizerischen Auswanderer zieht es nach Frankreich. Von den 760'200 Auslandschweizern leben 197'400 dort, es folgt Deutschland mit 90'400 Personen. Einige Schweizer leben grenznah in Deutschland oder Frankreich und arbeiten in der Schweiz. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Gesundheitsversorgung ist auf demselben Niveau wie in der Schweiz, die Lebenshaltungskosten jedoch geringer. Auch die Immobilienpreise sind oftmals niedriger. In Deutschland muss zudem kein Eigenmietwert versteuert werden.

Der Klassiker: Südeuropa

Milde Winter, tiefere Lebenshaltungskosten: Portugal, Italien oder Spanien sind sichere EU-Länder und man kann sie sowohl per Flugzeug als auch per Auto erreichen. 49'600 Schweizer leben in Italien, 23'800 in Spanien und etwa 4000 in Portugal. Ein Vorteil für Pensionäre: «Innerhalb der EU können ausgewanderte Schweizer in der obligatorischen Schweizer Krankenversicherung bleiben, falls sie nur eine Schweizer Rente beziehen und nicht erwerbstätig sind», sagt Nicole Töpperwien von der Genossenschaft Soliswiss. Von Land zu Land finden sich Besonderheiten: In Portugal gibt es beispielsweise lukrative Steuervergünstigungen für Rentner durch den Erwerb des steuerlichen Sonderstatus «residentes não habituais». Rentner sind zehn Jahre steuerbefreit. Auch Berufstätige, die einen bestimmten Beruf in Portugal ausüben, können den Status beantragen. Das sind beispielsweise Mediziner oder Architekten. Das Einkommen unterliegt dann einem reduzierten Steuersatz von 20 Prozent.

Das Trendziel: Thailand

Etwa 9300 Schweizerinnen und Schweizer leben in Thailand, vor allem eidgenössische Senioren zieht es immer öfter dorthin. Jézael Fritsche von der Auslandschweizer-Organisation sagt: «Spanien war lange die Lieblingsdestination für den Lebensabend. Da dort die Preise in den vergangenen Jahren aber stark gestiegen sind, wurde dieses Land immer weniger attraktiv. Thailand ist neben Ungarn das beliebteste Ziel der älteren Auslandschweizer.» Für ein sogenanntes Non Immigrant Visum sind Ersparnisse nötig, in Thailand sind das zurzeit etwa 26 000 Franken oder eine monatliche Rente von mindestens 2000 Franken. (Sabrina Erben «Handelszeitung»)

Ende 2018 lebten etwa elf Prozent der Schweizer Bürgerinnen und Bürger ausserhalb der Landesgrenzen, das sind 760'200 Menschen. Gemessen an der Einwohnerzahl stellt damit die «Fünfte Schweiz», wie die Gesamtheit der Auslandschweizerinnen und -schweizer genannt wird, den viertgrössten Schweizer Kanton dar.

Die Spitzenreiter: Frankreich und Deutschland

Die meisten schweizerischen Auswanderer zieht es nach Frankreich. Von den 760'200 Auslandschweizern leben 197'400 dort, es folgt Deutschland mit 90'400 Personen. Einige Schweizer leben grenznah in Deutschland oder Frankreich und arbeiten in der Schweiz. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Gesundheitsversorgung ist auf demselben Niveau wie in der Schweiz, die Lebenshaltungskosten jedoch geringer. Auch die Immobilienpreise sind oftmals niedriger. In Deutschland muss zudem kein Eigenmietwert versteuert werden.

Der Klassiker: Südeuropa

Milde Winter, tiefere Lebenshaltungskosten: Portugal, Italien oder Spanien sind sichere EU-Länder und man kann sie sowohl per Flugzeug als auch per Auto erreichen. 49'600 Schweizer leben in Italien, 23'800 in Spanien und etwa 4000 in Portugal. Ein Vorteil für Pensionäre: «Innerhalb der EU können ausgewanderte Schweizer in der obligatorischen Schweizer Krankenversicherung bleiben, falls sie nur eine Schweizer Rente beziehen und nicht erwerbstätig sind», sagt Nicole Töpperwien von der Genossenschaft Soliswiss. Von Land zu Land finden sich Besonderheiten: In Portugal gibt es beispielsweise lukrative Steuervergünstigungen für Rentner durch den Erwerb des steuerlichen Sonderstatus «residentes não habituais». Rentner sind zehn Jahre steuerbefreit. Auch Berufstätige, die einen bestimmten Beruf in Portugal ausüben, können den Status beantragen. Das sind beispielsweise Mediziner oder Architekten. Das Einkommen unterliegt dann einem reduzierten Steuersatz von 20 Prozent.

Das Trendziel: Thailand

Etwa 9300 Schweizerinnen und Schweizer leben in Thailand, vor allem eidgenössische Senioren zieht es immer öfter dorthin. Jézael Fritsche von der Auslandschweizer-Organisation sagt: «Spanien war lange die Lieblingsdestination für den Lebensabend. Da dort die Preise in den vergangenen Jahren aber stark gestiegen sind, wurde dieses Land immer weniger attraktiv. Thailand ist neben Ungarn das beliebteste Ziel der älteren Auslandschweizer.» Für ein sogenanntes Non Immigrant Visum sind Ersparnisse nötig, in Thailand sind das zurzeit etwa 26 000 Franken oder eine monatliche Rente von mindestens 2000 Franken. (Sabrina Erben «Handelszeitung»)

Frankreich ist beliebt

Die meisten Auslandschweizerinnen und -schweizer zieht es nach Frankreich. «Das Land hat eine grosse Anziehungskraft», sagt Baumann. Der 71-Jährige begrüsst auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb immer wieder Schweizer Bauern, die überlegen, einen Betrieb in Frankreich zu übernehmen. «Viele träumen davon, aber nur wenige gehen den Schritt. Es ist eine grosse Entscheidung.» Finanziell ist das Paar breit aufgestellt. Beide beziehen eine Teil-AHV-Rente. «Jeder von uns bekommt 1300 Franken; damit kann man in Frankreich gut leben.»

Zudem haben die Baumanns in eine Fotovoltaikanlage investiert, deren produzierte Energie sie an ein französisches Elektrizitätsunternehmen verkaufen. «Das ist ein Teil unserer Altersvorsorge.» Baumann möchte den Betrieb noch zehn Jahre weiterbewirtschaften. «Auch wenn das vielleicht etwas optimistisch ist, aber ein Bauer wird nie pensioniert. Die Arbeit macht grosse Freude.» Und was passiert dann mit dem Betrieb? «Meine Enkel kommen uns oft besuchen, vielleicht hat ja jemand Interesse.»

Artikel aus der «Handelszeitung»

Dieser Artikel wurde in der «Handelszeitung» veröffentlicht. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.handelszeitung.ch.

Dieser Artikel wurde in der «Handelszeitung» veröffentlicht. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.handelszeitung.ch.

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