Der Frust bei den Wirtschaftsführern, allen voran den Telekom-Firmen ist gross. Am Montagabend sprach sich der Ständerat mit 22 zu 21 Stimmen gegen höhere Strahlungsgrenzwerte im Mobilfunk aus. Obwohl diese in der Schweiz rund zehnmal tiefer liegen als in der EU. Sie sind so tief, dass die ultraschnelle und leistungsstarke 5G-Technologie auf dem bestehenden Schweiz-Netz nicht effizient funktionieren würde.
Deren hohe Übertragungsrate ist aber nötig, weil sich das Datenvolumen im Schweizer Mobilfunk jedes Jahr verdoppelt.
Jetzt ist der Netzausbau fürs Erste ausgebremst: «Es ist ein schwarzer Tag für die Schweiz», lässt Sunrise verlauten. Mitbewerber Salt nennt das Resultat «äusserst bedauerlich». Und die Swisscom, die noch in diesem Jahr mit 5G loslegen wollte, hält fest: Die Schweiz drohe im Vergleich mit dem Ausland in den nächsten Jahren zurückzufallen.
«Für diese Unternehmen ist der Entscheid wirklich eine Katastrophe», meint Telekom-Experte Ralf Beyeler (39) vom Vergleichsdienst Moneyland.
Laut Telekom-Experten gibts nun mehr Antennen
Mit einer Erhöhung der Grenzwerte hätte man relativ günstig die bestehenden Antennen aufrüsten und darüber die neue Technologie anbieten können. 5G kommt trotzdem – aber nun mit deutlich mehr Antennen? Vom Telekom-Experten gibts dafür ein ganz klares Ja.
Sunrise spricht von 15'000 neuen Anlagen, welche die Branche nun bauen müsste – nochmals so viele, wie es heute gibt. Das schenkt ein: Insider rechnen mit 250'000 Franken pro Anlage. Macht knapp vier Milliarden Franken total. Zum Vergleich: Normalerweise investieren Swisscom, Sunrise und Salt jährlich insgesamt rund 700 Millionen Franken in ihre Netze.
Telekom-Firmen sagen «nicht realisierbar»
Sunrise hält das Vorhaben für «nicht realisierbar.» Und warnt: «5G kann in der Schweiz nicht zeitgerecht eingeführt werden.» Geplant war ursprünglich 2020. «Es ist enorm schwierig, geeignete Standorte für diese Antennen zu finden, wo es dann nicht auch noch Einsprachen gegen die Baubewilligung hagelt», prophezeit Experte Beyeler.
Die einfachste Lösung wäre, dass der Ständerat das Thema nochmals aufgreift. Das ist nicht möglich, sagt Ruedi Noser (56), Zürcher FDP-Vertreter und Unternehmer. «Der Ständerat hat schon im Dezember 2016 Nein dazu gesagt. Ein neuer Anlauf müsste vom Nationalrat kommen.»
Der nächste Anlauf zur Erhöhung der Grenzwerte kommt bestimmt – es hätte aber alles viel schneller gehen können.
Von Dominique Rais
Das Internet der Dinge, die Vernetzung zahlreicher Geräte mittels Mobilfunknetz, steht unmittelbar bevor. «Der 5G-Standard ist die Basisinfrastruktur für die Digitalisierung der Gesellschaft», sagt Mobilfunk-Experte Gregor Dürrenberger (62) zu BLICK. Der Unterschied zum bestehenden 4G-Netz ist markant. «Die nächste Mobilfunkgeneration ist nicht nur leistungsfähiger, sondern bietet auch weitere technische Vorteile.»
Allen voran wird die Latenz – also die Zeit, die zwischen dem Absenden und Empfangen von Daten vergeht – massiv verkürzt. Bisher lag diese bei 3G und 4G zwischen 10 und 50 Millisekunden. Mit 5G würde sie bei einer Millisekunde liegen. Für die Übertragung einer Whatsapp-Nachricht unerheblich – doch in Zusammenhang mit selbstfahrenden Fahrzeugen essenziell. «Wenn in einer Gefahrensituation gebremst werden muss, sind Millisekunden entscheidend.»
Mehr Antennen würden weniger Strahlung bewirken
Mit dem Ständerats-Entscheid wird ein flächendeckendes 5G-Netz in der Schweiz vorerst ausgebremst. Doch ist die Angst vor der Strahlung durch Mobilfunkt-Antennen nachvollziehbar? «Strahlung spürt, sieht oder schmeckt man nicht. Zudem ist das Wort in Zusammenhang mit Atomstrahlung negativ belastet», räumt Dürrenberger ein. Ein empirischer Beweis für durch Mobilfunkstrahlung verursachte gesundheitliche Schäden konnte von der Wissenschaft bisher aber nicht erbracht werden.
Doch die Strahlen-Diskussion ist paradox. «Leute wehren sich gegen Mobilfunkantennen, nutzen ihre Handys aber bedenkenlos. Dabei bestrahlen die Endgeräte die Nutzer wesentlich stärker als Mobilfunkanlagen.» Brisant: «Die Strahlungswerte von Handys steigen bei schlechtem Empfang deutlich an», so Dürrenberger. Der Umkehrschluss: «Die Antennen-Dichte zu erhöhen, kann den Empfang verbessern, wodurch die Sendeleistungen der Handys sinken.»
Von Dominique Rais
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Mit dem Ständerats-Entscheid wird ein flächendeckendes 5G-Netz in der Schweiz vorerst ausgebremst. Doch ist die Angst vor der Strahlung durch Mobilfunkt-Antennen nachvollziehbar? «Strahlung spürt, sieht oder schmeckt man nicht. Zudem ist das Wort in Zusammenhang mit Atomstrahlung negativ belastet», räumt Dürrenberger ein. Ein empirischer Beweis für durch Mobilfunkstrahlung verursachte gesundheitliche Schäden konnte von der Wissenschaft bisher aber nicht erbracht werden.
Doch die Strahlen-Diskussion ist paradox. «Leute wehren sich gegen Mobilfunkantennen, nutzen ihre Handys aber bedenkenlos. Dabei bestrahlen die Endgeräte die Nutzer wesentlich stärker als Mobilfunkanlagen.» Brisant: «Die Strahlungswerte von Handys steigen bei schlechtem Empfang deutlich an», so Dürrenberger. Der Umkehrschluss: «Die Antennen-Dichte zu erhöhen, kann den Empfang verbessern, wodurch die Sendeleistungen der Handys sinken.»
Einen HD-Kinofilm in etwa fünf Sekunden herunterladen? Kein Problem mehr. Eine bis 1000-fach höhere Kapazität, sprich: Mehr Leute haben gleichzeitig eine stabile Verbindung? Auch kein Problem mehr. Der neue Mobilfunk-Standard 5G ist ultraschnell und ultrastabil. Und das bei 90 Prozent weniger Stromverbrauch. Heute nutzen moderne Smartphones 3G und 4G – wir surfen (noch) 100-mal langsamer als nach Einführung der neuen Technologie. Punktuell sollen erste Schweizer Städte bis Ende 2018 durch die Swisscom mit 5G-Empfang erschlossen sein. Dies mittels USB-Sticks und Routern für Laptops, die 5G empfangen können. Eine breite Abdeckung durch die drei Telekomanbieter, folglich auch durch Sunrise und Salt, wird erst für 2020 erwartet. 3G- oder 4G-fähige Smartphones werden über diesen Zeithorizont hinaus nutzbar bleiben.
Einen HD-Kinofilm in etwa fünf Sekunden herunterladen? Kein Problem mehr. Eine bis 1000-fach höhere Kapazität, sprich: Mehr Leute haben gleichzeitig eine stabile Verbindung? Auch kein Problem mehr. Der neue Mobilfunk-Standard 5G ist ultraschnell und ultrastabil. Und das bei 90 Prozent weniger Stromverbrauch. Heute nutzen moderne Smartphones 3G und 4G – wir surfen (noch) 100-mal langsamer als nach Einführung der neuen Technologie. Punktuell sollen erste Schweizer Städte bis Ende 2018 durch die Swisscom mit 5G-Empfang erschlossen sein. Dies mittels USB-Sticks und Routern für Laptops, die 5G empfangen können. Eine breite Abdeckung durch die drei Telekomanbieter, folglich auch durch Sunrise und Salt, wird erst für 2020 erwartet. 3G- oder 4G-fähige Smartphones werden über diesen Zeithorizont hinaus nutzbar bleiben.