Es herrscht Eiszeit zwischen SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga und SBB-Chef Andreas Meyer. Geht es nach Sommaruga, müsste Meyer der Lohn gekürzt werden – und zwar um vier Prozent. Dass Sommarugas Departement dies an der letzten Bundesratssitzung beantragt hat, machte am Samstag die «Neue Zürcher Zeitung» publik.
Brisant: Gemäss Informationen des Zeitungsverbundes CH Media wussten weder der SBB-Verwaltungsrat, der über den Chef-Lohn entscheidet, noch Meyer selbst etwas von dieser Vier-Prozent-Forderung. «Davon war nie die Rede», sagen unabhängig voneinander zwei ranghohe SBB-Quellen gegenüber CH Media.
Meyer verdient am meisten
Offenbar hat das Verkehrsdepartement (Uvek) der «NZZ» durchsickern lassen, um Meyer zu «disziplinieren», vermutet laut CH Media ein SBB-Insider.
Meyer solle freiwillig verzichten, um unter die Entschädigungs-Grenze von eine Million Franken zu kommen, so der Insider. Im Jahr 2017 lag Meyers Salär gemäss Kaderlohnreporting des Bundes bei knapp über einer Million Franken. Es ist damit das höchste Salär eines Kaders in bundesnahen Betrieb.
Laut dem Bericht denke Meyer aber nicht daran, zu verzichten, und auch der Verwaltungsrat mit Präsidentin Monika Ribar hält an der bisherigen Vergütung fest.
Im Vergleich zur Ära Doris Leuthard hat Sommaruga die Gangart verschärft. Offenbar hatte CVP-Bundesrätin mit dem SBB-Verwaltungsrat noch ausgemacht, dass die «Erwartungen» des Bundesrats betreffend Chefentschädigung erst für den nächsten Chef gelten sollen. Meyer dürfe seinen Lohn behalten, solange er im Amt sei.
Ribar stellt sich vor Meyer
Ganz anders tönt es im Uvek. Meyer müsse schon für 2018 – via Bonus-Berechnung – zurückstecken, findet Sommaruga. Doch damit ist VR-Präsidentin Ribar nicht einverstanden. Ihren Widerstand drückte sie gemäss «NZZ» sogar per Brief aus. Sie schrieb, es bestehe die Gefahr, dass Meyer die SBB verlassen werde, sollte der Bundesrat den vom Verwaltungsrat vorgesehenen Lohn nicht genehmigen.
Nach CH-Media-Informationen war dies keine leere Drohung: Meyer soll intern tatsächlich darauf hingewiesen haben, dass eine Lohnsenkung angesichts der steigenden Anforderungen und angesichts der guten Performance – 2018 erzielten die SBB einen Rekordgewinn – «unangemessen» wäre und er kein Verständnis dafür hätte.
SP droht mit neuer Abzocker-Initiative
Weil der Gesamtbundesrat sich nicht für die 4-Prozent-Variante entschied, sondern es bei der allgemeinen «Erwartung» nach Lohnsenkungen bewenden liess, muss sich Meyer vorerst keine Sorgen machen, dass sein Lohn gekürzt wird.
Doch so schnell dürfte zwischen der SBB-Spitze und dem Departement aber keine Ruhe einkehre. Zudem droht laut der «SonntagsZeitung» nun die SP mit einer neuen Volksinitiative, um die Gehälter von Topmanagern zu deckeln. (zas)