So verschwendet man weniger Medikamente
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Nur so viel, wie nötig:So verschwendet man weniger Medikamente

Wegwerfen statt Einwerfen
Medikamente für über 1 Milliarde im Müll!

Die Verschwendung von Medikamenten ist eine teure Sache: Arzneimittel im Wert von über einer Milliarde Franken landen in der Schweiz jährlich im Müll. Dagegen wird viel zu wenig unternommen.
Publiziert: 19.11.2018 um 02:07 Uhr
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Aktualisiert: 19.11.2018 um 13:49 Uhr
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Von der Hausapotheke in die Kehrichtverbrennung: In der Schweiz ...
Foto: Keystone
Christian Kolbe

Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft: Pro Tag landen Tausende Tonnen noch geniessbarer Lebensmittel im Schweizer Abfall. Das ist eine riesige Verschwendung und eine grosse Umweltsünde. Weit weniger bekannt: Tag für Tag landen auch über vier Tonnen Medikamente im Abfall. Gesamtwert dieser Medikamente pro Jahr: über eine Milliarde Franken, wie BLICK berechnet hat. Medikamente, die oft von den Krankenkassen bezahlt werden! 

Gemäss provisorischer Sonderabfall-Statistik des Bundes landeten im letzten Jahr 970 Tonnen Medikamente in der Kehrichtverbrennung, ordentlich entsorgt durch Apotheken und Sammelstellen. Bei einem Durchschnittspreis von 700 Franken pro Kilo Medikamente ergibt das einen Wert von 679 Millionen Franken. Geld, das sich jedes Jahr in Rauch auflöst.

Gesamtverschwendung über eine Milliarde Franken

Kommen noch die geschätzten rund 500 Tonnen Medikamente dazu, die jedes Jahr unkontrolliert mit dem Haushaltsabfall entsorgt werden, ergibt dies nochmals 350 Millionen Franken pro Jahr. Macht unterm Strich über eine Milliarde Franken!

Der Hauptgrund für den Abfallberg bei den Arzneimitteln: Oft sind Medikamentenverpackungen zu gross für den einzelnen Patienten. Am Ende einer Therapie – oder auch schon vorher, da bei rund der Hälfte der Patienten die Therapietreue ungenügend ist – landen die übrig gebliebenen Kapseln, Pillen und Dragées im besten Fall im Apothekerschrank im Badezimmer und warten dort auf das Ende ihrer Haltbarkeit. Oder die angebrochenen Packungen wandern direkt in den Abfall. Viele Hausapotheken sind in der Schweiz prall gefüllt, oft mit Medikamenten, die spätestens beim nächsten Umzug entsorgt werden.

So entsorgen Sie Medikamente richtig

Medikamente, die Sie nicht mehr brauchen oder die abgelaufen sind, müssen in die Apotheke gebracht werden. Nur so ist garantiert, dass sie fachgerecht entsorgt werden. Die Apotheke oder spezialisierte Entsorgungsunternehmen sondern etwa Inhalatoren, Flaschen oder auch gewisse gefährliche Substanzen aus, der Rest wird verbrannt.

Das ist nötig, damit keine Wirkstoffe in die Umwelt gelangen. Deshalb gehören Medikamente auch nicht in den Hausmüll. Denn ein Abfallsack kann beschädigt werden, zum Beispiel durch ein Tier, wenn er für die Kehrichtabfuhr bereitgestellt wurde. In diesem Fall können Wirkstoffe etwa durch Regenwasser ausgewaschen werden oder bunte Pillen in Kinderhände geraten.

Alle Medikamente haben ein Ablaufdatum. Das hat damit zu tun, dass die Hersteller die volle Wirksamkeit des Medikaments nur über einen bestimmten Zeitraum garantieren können. Denn jedes Medikament ist Zerfalls- und Veränderungsprozessen ausgesetzt, die selbst in der Originalverpackung nach einer gewissen Zeit einsetzen.

Wer ein abgelaufenes Kopfwehmittel schluckt, geht kein grosses Risiko ein – ausser dass das Kopfweh vielleicht etwas länger anhält. Bei anderen Medikamenten (etwa Insulin, Blutverdünnern oder Herzmitteln) ist dagegen Vorsicht geboten.

Medikamente, die Sie nicht mehr brauchen oder die abgelaufen sind, müssen in die Apotheke gebracht werden. Nur so ist garantiert, dass sie fachgerecht entsorgt werden. Die Apotheke oder spezialisierte Entsorgungsunternehmen sondern etwa Inhalatoren, Flaschen oder auch gewisse gefährliche Substanzen aus, der Rest wird verbrannt.

Das ist nötig, damit keine Wirkstoffe in die Umwelt gelangen. Deshalb gehören Medikamente auch nicht in den Hausmüll. Denn ein Abfallsack kann beschädigt werden, zum Beispiel durch ein Tier, wenn er für die Kehrichtabfuhr bereitgestellt wurde. In diesem Fall können Wirkstoffe etwa durch Regenwasser ausgewaschen werden oder bunte Pillen in Kinderhände geraten.

Alle Medikamente haben ein Ablaufdatum. Das hat damit zu tun, dass die Hersteller die volle Wirksamkeit des Medikaments nur über einen bestimmten Zeitraum garantieren können. Denn jedes Medikament ist Zerfalls- und Veränderungsprozessen ausgesetzt, die selbst in der Originalverpackung nach einer gewissen Zeit einsetzen.

Wer ein abgelaufenes Kopfwehmittel schluckt, geht kein grosses Risiko ein – ausser dass das Kopfweh vielleicht etwas länger anhält. Bei anderen Medikamenten (etwa Insulin, Blutverdünnern oder Herzmitteln) ist dagegen Vorsicht geboten.

Medikamentenverschwendung im grossen Stil! Das wäre eigentlich ein Thema für die Politik. Doch Vorstösse gibt es nur wenige, und meist dauert es lange, bis etwas geschieht. Der Genfer SP-Nationalrat Manuel Tornare (67) hat schon 2013 auf die Verschwendung von Medikamenten und die Gefahr von Antibiotika-Resistenzen hingewiesen. Sein Vorschlag: Abgabe kleinerer Verpackungen und Einzeldosen. Es dauerte bis September 2018, bis der Bund ein Pilotprojekt bewilligte, um den Verkauf kleiner Mengen von Antibiotika zu testen. Ein Teilerfolg! 

Werden Pillen bald einzeln verkauft?
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Zu viele Medis landen im Abfall:Werden Pillen bald einzeln verkauft?

Immerhin: Einge Ärzte und Spitäler sind schon etwas weiter. Diese hat Viola Amherd (56) erlebt. Als die Walliser CVP-Nationalrätin und Bundesratskandidatin im Oktober nach ihrem Nierensteinvorfall wieder nach Hause durfte, musste sie von einem bestimmten Antibiotikum noch genau eine Dosis nehmen – die hat sie auch bekommen und nicht eine ganze Packung, wie Amherd BLICK erzählt.

Als Nationalrätin hat sie dagegen weniger effiziente Erfahrungen mit dem Thema Medikamentenverschwendung gemacht. Ihre Motion aus dem Jahr 2014 liegt immer noch beim Bundesamt für Gesundheit, ein Kurzbericht ist für 2019 in Aussicht gestellt. «Von diesem Bericht erwarte ich einige Vorschläge, wie man Medikamentenverschwendung wirkungsvoll bekämpfen kann», so Amherd. «Es geht um viel Geld, das sich ohne Qualitätseinbussen für die Patienten einsparen lässt!»

Grosshandel will höhere Marge zulasten der Kunden

Die steigenden Medikamentenkosten sind ein wichtiger Grund für die Kostenexplosion im Gesundheitswesen. Daher ist es gut, dass diese Ausgaben um 47 Millionen Franken sinken sollen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) will mit einer Verordnungsänderung, die gerade in der Vernehmlassung ist, Anreize für den Handel schaffen, Kosten zu senken. 

Bitter dagegen ist, dass noch viel mehr Einsparungen möglich wären – total mindestens 147 Millionen Franken. Das machte der SonntagsBlick gestern publik.

Darum gehts: Medikamenten-Grosshändler und Apotheker haben beim BAG erwirkt, dass sie statt der bisherigen Marge von 4,5 Prozent eine von 7 Prozent auf die Preise draufschlagen dürfen. Ihr Argument: Die Medikamentenpreise ab Fabrik seien stark gesunken. Darum bräuchten sie eine höhere Marge, um die Kosten für ihre Logistik zu decken. Humbug, meint der Krankenkassenverband Santésuisse. In Deutschland betrage die Marge bloss 3,15 Prozent. Und: «Die Transportkosten sind in den letzten Jahren eher gesunken als gestiegen.»

Die steigenden Medikamentenkosten sind ein wichtiger Grund für die Kostenexplosion im Gesundheitswesen. Daher ist es gut, dass diese Ausgaben um 47 Millionen Franken sinken sollen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) will mit einer Verordnungsänderung, die gerade in der Vernehmlassung ist, Anreize für den Handel schaffen, Kosten zu senken. 

Bitter dagegen ist, dass noch viel mehr Einsparungen möglich wären – total mindestens 147 Millionen Franken. Das machte der SonntagsBlick gestern publik.

Darum gehts: Medikamenten-Grosshändler und Apotheker haben beim BAG erwirkt, dass sie statt der bisherigen Marge von 4,5 Prozent eine von 7 Prozent auf die Preise draufschlagen dürfen. Ihr Argument: Die Medikamentenpreise ab Fabrik seien stark gesunken. Darum bräuchten sie eine höhere Marge, um die Kosten für ihre Logistik zu decken. Humbug, meint der Krankenkassenverband Santésuisse. In Deutschland betrage die Marge bloss 3,15 Prozent. Und: «Die Transportkosten sind in den letzten Jahren eher gesunken als gestiegen.»

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